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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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War es der Retriever, fragte sie sich. Aber es hatte sich zu schwer angehört für einen Hund. Nein, sagte sie sich, ihr Denken war seltsam klar und präzise. Es ist der Mörder.
    Sie wagte es nicht, durch den vorderen Flur zurückzugehen – die Treppe, die in die obere Etage führte, befand sich dort. Stattdessen taumelte sie durch das Wohnzimmer in die Küche. Das Radio spielte nun Musik, ein schwungvolles Lied, das ihr jetzt absurd erschien. Phoebe riss die hintere Küchentür auf und trampelte die Stufen hinab.
    Es war stockdunkel hinter dem Haus, abgesehen vom schwachen Schein des Küchenlichtes und etwas Beleuchtung durch einen Streifen Mondlicht. Ginger immer noch in ihren Armen haltend, rannte sie durch den Garten und in die ersten paar Meter des Waldes, der die Hinterseite des Hauses umrandete. Wenn sie nur bis zu ihrem Auto kommen konnte, dachte sie verzweifelt, aber bis sie es um die Hütte herum zur Vorderseite geschafft hatte, konnte der Mörder die Treppe herunter und außerhalb des Hauses sein. Sie hatte keine Wahl, als den Wald, wo sie wenigstens den Schutz der Dunkelheit hatte.
    Sie tauchte tiefer in den Wald ein. Das wenige Licht, das der Mond warf, wurde nun von dichten Zweigen verdunkelt. Sie konnte so gut wie nichts sehen, nur die bloßen Umrisse der Dinge, die direkt vor ihr waren. Wenigstens trug sie Stiefel, was es leichter machte, über Baumwurzeln und Baumstämme zu klettern, doch der Boden war auch mit Haufen von toten Blättern bedeckt, und jede Bewegung ihrer Beine verursachte ein Rascheln. Sie hatte Angst, dass der Mörder sie hören würde, wissen würde, wohin sie gegangen war. Als sie etwa zwanzig Meter in den Wald hineingegangen war, hielt sie an, um zu Atem zu kommen. Und um zu lauschen.
    Es war kein Geräusch zu hören. Der Wind hatte für einen Moment aufgehört, Ginger war ebenfalls ruhig – als wüsste sie, dass sie keinen Pieps machen durfte –, obwohl Phoebe das rasche Klopfen des kleinen Hundeherzens fühlen konnte. Phoebe hob den Hund leicht hoch, damit sie mit ihrer linken Hand in ihre Schultertasche greifen und nach ihrem Telefon suchen konnte. Gerade als es ihr gelungen war, den Schnappverschluss der Tasche zu öffnen, hörte sie ein Geräusch aus der Richtung der Hütte. Es war das raschelnde Geräusch von jemand anderem, der sich durch die toten Blätter bewegte.
    Gott, nein, bitte, bat Phoebe stumm. Sie begann, sich weiterzubewegen, aber dieses Mal langsamer, und versuchte, kein Geräusch zu machen. Zweige schnappten nach ihrer Jeans und den Ärmeln ihres Mantels, und einer peitschte ihr ins Gesicht, stach sie schmerzhaft. Sich weiterbewegend, steckte sie ihre Hand in ihre Tasche und wühlte verzweifelt nach ihrem Telefon. Schließlich fühlte sie seine glatte Oberfläche und griff danach. Sie hämmerte schnell 9-1-1 ein.
    »Helfen Sie mir«, sagte sie flüsternd zu dem Telefonisten. »Ich bin im Wald, und jemand ist hinter mir her.«
    »Können Sie lauter sprechen, Ma’am? Ich kann sie nicht verstehen.«
    »Ich bin im Wald«, zischte sie. »Hinter sieben – äh, sieben, neunzig, Horton Road. Hier ist ein Mord geschehen, und der Mörder ist hinter mir her.«
    »Können Sie Ihren Standort beschreiben?«
    »Nein – es ist einfach im Wald. Hinter dem Haus. Bitte, ich kann nicht weitersprechen. Er wird mich hören. Schicken Sie einfach jemanden.«
    »Ich schicke die Polizei, Ma’am. Bitte lassen Sie Ihr Telefon an.«
    »Okay«, sagte Phoebe atemlos.
    Sie begann erneut, sich zu bewegen, und stellte fest, dass ihre Füße klatschnass waren. Als sie nach unten blickte, sah sie, dass sie im Schlamm ging, sich am Rand eines kleinen Flusses entlangbewegte. Rechts hinter sich konnte sie immer noch das raschelnde Geräusch hören. Geh schneller, schrie sie sich selbst an. Schneller.
    Sie befand sich jetzt tiefer im Wald, selbst die Bäume standen dichter. Sie konnte gerade noch sehen, was einen Meter vor ihr lag, und sie war ständig gezwungen, nach unten zu gucken, auf Stämme und Unterholz am Boden zu achten. Mit einem Ruck verfing sich plötzlich der Ärmel ihres Mantels an einem Zweig, der sie nicht loslassen wollte. Ihre Finger fuhren wie wild über den Stoff, als sie versuchte, sich zu befreien. Schließlich zerrte sie einfach ihren Körper weg. Das Geräusch des reißenden Stoffes schien im ganzen Wald zu hören zu sein. Doch darüber hinaus hörte sie noch etwas anderes. Irgendwo weiter links war das entfernte Geräusch von Autos zu hören, die vorbeifuhren. Die

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