Der Kreis der Sechs
wie sie war, konnte sie ihn nur anstarren. Also hatte sie ins Schwarze getroffen, was die Ursache für seine unterkühlte Haltung ihr gegenüber in letzter Zeit betraf. Sie wollte etwas sagen, biss sich aber dann auf die Zunge. Es würde die Dinge nur schlimmer machen.
Sie konnte sich kaum an die Fahrt nach Hause erinnern. Sie war außer sich vor Wut. Augenscheinlich hatten die Sechsen den Blog erstellt, und Glenda hatte, trotz ihrer Bemerkung, dass das Gegenteil der Fall war, eindeutig Stockton und Ball bei ihren Ermittlungen gewähren lassen. War das der Preis, den sie wegen der Plagiatsvorwürfe nun immer würde zahlen müssen? Würden die Leute immer ihre Integrität anzweifeln?
Und dann war da der merkwürdige Hinweis auf die Lyrikzeitschrift gewesen. Das war etwas, das sie im Internat gemacht hatte. Hatten die Sechsen Informationen über ihre Vergangenheit ausgegraben?
Als sie ihr Haus betrat, sank ihr der Mut sogar noch mehr. Wenn die Sechsen sich die Mühe gemacht hatten, einen falschen Blog für sie zu erstellen, würden sie sicherlich wollen, dass das nach außen drang. Phoebe eilte in ihr Büro, schlüpfte aus ihrem Mantel und rief die Webseite der New York Post auf ihrem Laptop auf. Und dort fand sie zu ihrer äußersten Bestürzung einen kurzen Artikel von Pete Tobias: »Ist Phoebe Hall zu ihren alten Tricks zurückgekehrt?« Er behauptete, dass ein Student sie beschuldigt hatte, seinen Blog auf ihrer eigenen Seite zu posten, und dass die Schule ermittelte.
Jetzt komplett verstimmt, rief Phoebe ihre Agentin an und hinterließ eine Nachricht, dass sie sie sobald wie möglich zurückrufen sollte. Ich muss das schnell in Ordnung bringen, sagte sie sich, bevor es explodiert. Als es drei Uhr war, wurde ihr bewusst, dass sie so verstört gewesen war, dass sie Hutch vergessen hatte. Aber er hatte nicht angerufen, also war er vermutlich noch nicht zurück.
Als ihr Telefon schließlich um vier Uhr klingelte, war es ihre Agentin Miranda. »Was ist los?«, fragte Miranda unverblümt. Phoebe umriss die Situation grob für sie.
»Warum sollten Studenten dir so etwas antun?«, fragte Miranda.
»Ich sitze ein bisschen in der Patsche, was ich dir später erklären werde, aber du musst mir glauben – ich habe in dieser ganzen Geschichte nichts Falsches getan.« Phoebe wusste, dass sie defensiv klang – schuldig sogar.
»Ich denke, wir müssen wieder das PR-Team antreten lassen«, verkündete Miranda. »Lass mich versuchen, sie zu erreichen, obwohl es schwer werden wird, an einem Sonntag.«
Um fünf hatte Phoebe immer noch nichts von Hutch gehört. Sie rief ihn an, weil sie dachte, er könnte vergessen haben, dass er versprochen hatte, zuerst anzurufen, aber sie erreichte nur seine Voicemail.
Kurz darauf klingelte es an der Tür, was sie überrumpelte. Als sie die vordere Gardine beiseiteschob, sah sie vier junge Halloweengeher draußen stehen. »Moment noch«, rief sie. Sie öffnete eine Tüte mit Minischokoriegeln, kippte sie in einen Weidenkorb und ging nach draußen. Nachdem die Kids abgezogen waren, ließ sie den Korb auf der Veranda und schaltete die Lichter im Wohnzimmer aus.
Um acht Uhr dreißig hatte sie immer noch nichts von Hutch gehört. Sie fühlte eine leichte Welle von Besorgnis in sich aufsteigen, ließ sie jedoch vorüberziehen. Vielleicht, dachte sie, ist er den ganzen Nachmittag draußen in seinem Werkzeugschuppen gewesen und hat das Telefon nicht gehört. Er könnte sich gedacht haben, dass sie einfach vorbeikommen würde. Sie beschloss, genau das zu tun. Sie war nicht nur begierig darauf, ihn zu sehen, es würde außerdem eine Erleichterung sein, aus dem Haus zu kommen.
Sie warf sich ihren Mantel über und raste hinaus zum Wagen. Als sie zu Hutchs Haus fuhr, kam sie an Haufen über Haufen von Halloweengehern vorbei. Sie fühlte sich völlig abgetrennt von der Welt um sie herum, als würde sie in einer anderen Realität leben.
Sobald sie von der Straße in Hutchs Auffahrt eingebogen war, lächelte sie erleichtert. Sogar durch die dichten Bäume konnte sie sehen, dass in der Hütte die Lichter an waren, und als sie näher heranfuhr, entdeckte sie beide Fahrzeuge von Hutch. Er war eindeutig zu Hause.
Als Phoebe ihre Wagentür zuschlug, schoss Ginger aus der Dunkelheit des Gartens hervor und jagte Phoebe einen Schrecken ein.
»Hey, kleine Lady. Was tust du hier draußen ganz allein?«
Ginger winselte und sprang in Phoebes Arme. Ihr Körper war nass, als wäre sie in einer Pfütze
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