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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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hatte, der sich in ihr Haus eingeschlichen hatte.
    »Sie haben immer wieder Nachrichten hinterlassen«, sagte das Mädchen beinahe gereizt. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ja, das können Sie«, sagte Phoebe. »Ich bin Teil eines Teams, das eine interne Untersuchung über den Tod von Lily Mack durchführt, und ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Tatsächlich wollte ich vor dem Gedenkgottesdienst noch schnell einen Happen essen gehen. Kann ich Sie zu einem Burger oder Salat einladen?«
    »Ich habe gerade etwas vor«, sagte Blair. »Tut mir leid.« Sie klang nicht so, als würde es ihr besonders leidtun.
    »In welche Richtung gehen Sie?«, fragte Phoebe.
    »Warum?«, wollte Blair wissen. Sie wirkte vorsichtig, aber zur selben Zeit vollkommen selbstsicher. Bestimmte Wildtiere waren so, dachte Phoebe. Große Katzen zum Beispiel.
    »Ich habe es mich nur gefragt«, sagte Phoebe.
    »In die Richtung«, sagte Blair und deutete mit ihrem Kinn nach Osten. »Weg vom Campus.«
    »Ich auch«, sagte Phoebe. »Dann werde ich ein Stück mit Ihnen gehen.«
    Blair zögerte einen Augenblick, und Phoebe war sicher, dass das Mädchen gleich sagen würde, dass es sich versprochen hatte, dass es tatsächlich nach Norden oder Westen musste oder in jede andere Richtung, in die Phoebe nicht ging. Doch schließlich zuckte Blair mit der Schulter. »Was auch immer«, sagte sie.
    Als sie losgingen, betrachtete Phoebe Blair von der Seite. Sie musste eines der attraktivsten Mädchen auf dem Campus sein, und sie kleidete sich, als wüsste sie es. Sie trug hautenge Jeans, kniehohe, schwarze Wildlederstiefel und einen schwarzen taillierten Mantel mit einem ausgestellten Rock. Zweimal um ihren Hals geschlungen war ein grauer Kaschmirschal. Ein It-Girl, genau wie Stockton gesagt hatte. Zu ihrer Rechten sah Phoebe, wie ein paar der Touch-Football-Spieler innehielten und, direkt durch Phoebe hindurch, auf Blair starrten.
    »Ich bin sicher, dass die Polizei Sie bereits gefragt hat«, sagte Phoebe. »Aber haben Sie irgendwelche Ideen darüber, was Lily zugestoßen sein könnte?«
    »Überhaupt keine«, sagte Blair. »Ich habe in den letzten Monaten gar keine Zeit mehr mit ihr verbracht.«
    »Aber es bestand die Möglichkeit, dass Sie sie an diesem Abend sehen würden, richtig? Ihre Mitbewohnerin sagte, Lily hätte gesagt, dass sie eventuell bei Ihnen übernachten würde.«
    »Nein«, sagte Blair fest. »Es war nie geplant gewesen, dass Lily an diesem Abend bei mir übernachten sollte. Ganz am Anfang des Semesters blieb sie manchmal über Nacht. Ihre Lebensumstände waren total unfair geworden, als ihr Freund wegging, also ließen wir sie auf unserer Couch pennen. Aber das war vor Wochen.«
    Also hatte entweder Lily ihrer Mitbewohnerin gegenüber gelogen, oder Blair log jetzt, dachte Phoebe.
    »Warum denken Sie, hat sie das dann ihrer Mitbewohnerin erzählt?«, fragte Phoebe.
    Blair blieb auf dem Zementweg stehen und drehte sich zu Phoebe um. »Vielleicht«, sagte sie leise, in einem vorgetäuscht verschwörerischen Ton, »wollte sie nicht, dass ihre Mitbewohnerin wusste, was sie in dieser Nacht wirklich zu tun beabsichtigte.«
    »Als Sie Lily noch öfter sahen, erschien sie Ihnen da jemals besonders deprimiert?«
    »Wenn sie das war, hat sie es mich nie sehen lassen. Natürlich bin ich sicher, dass sie nicht erfreut war, als ihr Freund das Weite suchte. Er ging, ohne sich auch nur zu verabschieden.« Da war eine Andeutung von Fröhlichkeit in der letzten Äußerung, als würde sie denken, dass Lily bekommen hatte, was sie verdiente. Phoebe befahl sich, nicht zu reagieren.
    »Hatten Sie gehört, ob sie zuletzt mit jemand Neuem ausging?«
    » Ausging? «
    Oh, natürlich, dachte Phoebe. Niemand, der im College war, ging noch aus.
    »Ich meine, ob sie eine Beziehung mit jemandem hatte. Oder sich mit jemandem traf. Ihre Mitbewohnerin erwähnte, dass sie dachte, Lily hätte angefangen, sich mit einem neuen Typen zu treffen. Haben Sie irgendeine Idee, wer das sein könnte?«
    Ein Ausdruck erschien auf Blairs Gesicht, und dann war er fast augenblicklich verschwunden, wie eine Welle, die durch eine Brise über einer Wasserlache entsteht. Aber Phoebe hatte sie bemerkt: ein minimaler Ausdruck von Missfallen, vielleicht sogar Wut. Habe ich einen Nerv getroffen, fragte sich Phoebe.
    »Nein«, sagte Blair, »keine Ahnung.«
    Sie näherten sich jetzt dem östlichen Tor, und Phoebe schätzte, dass sie nur noch eine oder zwei Minuten hatte.
    »Also haben

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