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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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in der Ash Street hinüber zu trotten, wo Gwen und Blair einfach ihr Klopfen an der Tür ignorieren konnten. Sie beschloss, Glenda sowohl um ein Foto von Blair, als auch um den Stundenplan des Mädchens zu bitten. Dann würde Phoebe das Mädchen im Grunde genommen verfolgen, bis sie es erwischte.
    Außerdem musste sie, wie sie Glenda gesagt hatte, mit Alexis Grey reden. Beinahe sechs Monate waren seit der Panikattacke des Mädchens vergangen, also könnte es Willens sein, jetzt auszupacken. Phoebe hatte am Donnerstag keine Kurse und konnte dann in die Gegend von Baltimore fahren.
    Nur indem sie mehr über die Sechsen erfuhr, würde sie eine Chance haben zu verstehen, worauf Lily sich bezogen hatte. Gab es da etwas Furchtbares, was sie über die Gruppe entdeckt hatte, gleich nachdem sie beigetreten war?
    Natürlich, erkannte Phoebe, könnte Lilys Bedürfnis für einen Neustart gar nichts mit den Sechsen zu tun gehabt haben. Vielleicht war der Schlamassel romantischer Natur – zum Beispiel könnte sie sich mit dem falschen Kerl eingelassen haben, nachdem ihr Freund Trevor verschwunden war. Es könnte der Typ sein, auf den sie ihrer Mitbewohnerin Amanda gegenüber angespielt hatte. Und ihr Tod könnte mit der Liebesbeziehung in Verbindung stehen.
    Plötzlich fühlte sie sich unruhig, beinahe klaustrophobisch. Ich lasse immer noch zu, dass diese verdammten Äpfel mir zusetzen, dachte sie. Sie ging nach oben, in der Hoffnung, dass eine Dusche sie entspannen würde.
    Später kehrte Phoebe in ihr Arbeitszimmer zurück und verlagerte ihre Aufmerksamkeit mit Freuden auf die Vorbereitung ihres Kurses am nächsten Tag. Irgendwann wanderten ihre Augen zu dem Ordner am hinteren Ende des Tisches, dem, der vollgestopft war mit Ausschnitten, die ihr Inspirationen für ihr nächstes Buch liefern sollten. Der Anblick löste einen kurzen Anflug von Angst aus. Ich muss mir etwas einfallen lassen, sagte sie sich. Aber nicht heute. Es war einfach zu viel los.
    Während der Tag weiterging, konnte Phoebe ihr Unbehagen immer noch nicht abschütteln. Sie beschloss, dass sie vor dem Gedenkgottesdienst um sieben Uhr zurück zum Berta’s gehen und sich dort ein leichtes Abendessen gönnen würde. Bevor sie das Haus verließ, erinnerte sie sich daran, den Schlüsseldienst anzurufen, den Hutch empfohlen hatte, und vereinbarte, dass ihr Schloss morgen nach ihrem zweiten Kurs ausgetauscht werden sollte.
    Sie nahm auf ihrem Weg zum Berta’s eine Abkürzung über den Campus. Die Sonne stand bereits tief am Himmel, zum größten Teil versteckt hinter Schwaden von schmutziggrauen Wolken. Studenten eilten die Wege entlang und über das Gras, brüllten einander an, um trotz des Windes verstanden zu werden. Als sie den Innenhof zur Hälfte überquert hatte, entschied sich Phoebe für einen Abstecher. Sie ging hinüber zum Platz vor dem Studentenwerk, wo die Gedenkfeier abgehalten werden würde. Sie war neugierig, wie der Aufbau aussah.
    Als sie ankam, sah sie, dass bereits eine Plattform und ein Podium aufgebaut waren sowie um die hundert Klappstühle. In der Nähe warfen ein paar Jungen trotz des Windes einen kleinen Football hin und her. Ein starker Windstoß fegte über den Campus, ließ das Podium hin und her schaukeln. Phoebe erblickte den Weg, der vom Platz in Richtung Arthur Hall führte, über dessen Pfützen sie an jenem Tag mit Lily gesprungen war.
    »Professor Hall?«
    Phoebe benutzte das Wort »Professor« als Titel nicht, weil sie keiner war, aber gelegentlich machten Studenten den Fehler. Sie drehte sich um.
    Sie war dem Mädchen, das vor ihr stand, noch nie begegnet. Daran hätte Phoebe sich erinnert. Sie hatte langes braunes Haar, das glänzend und glatt war, selbst bei dem Wind. Ihre Augen hatten eine auffällige Khaki-Farbe, standen etwas weiter auseinander, und sie glitzerten nun, als hätte sie gerade Tränen weggeblinzelt. Ihre Wangen waren auf hübsche Weise gerötet, und ihre vollen Lippen waren von Natur aus mit einem rosigen Farbton umrandet, der nur ein bisschen dunkler war als der Rest. Sie ist in keiner Weise eine klassische Schönheit, dachte Phoebe, aber sie hatte die Art von Gesicht, von dem man nicht die Augen abwenden konnte.
    »Ja?«, sagte Phoebe.
    »Ich bin Blair Usher«, antwortete das Mädchen.
    Phoebe musste darum kämpfen, ihre Überraschung zu verbergen. So musste ich sie immerhin nicht mehr verfolgen, dachte sie.
    »Ah«, sagte Phoebe. »Nett, Sie kennenzulernen.« Sie fragte sich, ob sie jemanden vor sich

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