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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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starrte sie auf den Türgriff. Er drehte sich nicht, und sie konnte niemanden hinter der Glasscheibe darüber sehen. Das Kratzen hörte auf, aber fünf Sekunden später, als sie endlich aufatmete, fing es wieder an. Vielleicht ist es eine Maus, dachte sie. Sie hatte eine Packung mit Fallen in der Vorratskammer neben der Küche gesehen, also war klar, dass Herb früher einmal von ihnen geplagt worden sein musste. Sie zwang sich, von der Couch aufzustehen.
    Als sie die Küchentür erreicht hatte, hatte das Kratzgeräusch wieder aufgehört. Ihr Blick flog suchend durch den Raum, aber sie hatte keine Ahnung, was das Geräusch verursachte. Falls da eine Maus war, befand sie sich vielleicht in den Wänden oder in einem der Wandschränke.
    Und dann war das Geräusch wieder da. Jetzt war es mehr ein Klopfen, und als sie sich in seine Richtung drehte, wurde ihr klar, dass es vom Kühlschrank kam – vom Gefrierfach ganz oben. Stimmte etwas mit dem Motor nicht, fragte sie sich, jetzt völlig verwirrt.
    Sie bewegte sich durch den Raum und schloss ihre Hand um den Türgriff der Tiefkühltruhe. Sie zerrte dran, riss sie mit einem Ruck auf.
    Sie sah, dass da etwas Dunkles und Klumpiges am hinteren Ende war, wie eine nasse Perücke, und dann sprang ihr plötzlich etwas entgegen, traf sie an der Brust. Sie trat zurück, als das Ding mit einem schweren, dumpfen Aufschlag zu Boden fiel. Ihre Augen schossen nach unten. Es war eine Ratte, eine braune, mit einem abscheulich langen, festen Schwanz. Sie keuchte, beobachtete, wie sie sich zu ihren Füßen krümmte. Nach nur einer oder zwei Sekunden brach sie zusammen, tot, oder sterbend. Ihre Augen wurden wieder von der dunklen Masse am hinteren Ende des Gefrierschranks angezogen. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass da noch mehr Ratten waren, zusammengedrängt und bewegungslos. Sie fing an zu schreien, aber alles, was aus ihrem Mund kam, war ein raues Stöhnen.
    Sie stolperte aus der Küche, ihr Puls hämmerte in ihren Ohren. Wie wahnsinnig im Wohnzimmer herumrennend, suchte sie nach ihrer Handtasche. Schließlich fand sie sie auf dem Tisch an der Tür und tastete nach ihrem Mobiltelefon. Sie musste die Polizei anrufen, damit sie sofort herkamen. Aber dann hielt sie inne. Ihre Gedanken schwirrten durcheinander, und ihr Geist war langsam, wie jemand, der versuchte, im Wasser zu laufen, aber sie wusste, dass sie zuerst Glenda anrufen sollte. Denn sie wusste, dass die Sechsen die Ratten dagelassen hatten, genau wie sie die Äpfel dagelassen hatten.
    Glenda nahm beim zweiten Klingeln ihres Mobiltelefons ab, ihre Stimme war leise, als wäre sie bei etwas unterbrochen worden. Im Hintergrund waren das Gemurmel von Stimmen und das Geräusch von raschelnden Papieren zu hören.
    »Kannst du reden?«, bat Phoebe inständig.
    »Wie wäre es, wenn ich dich in fünfzehn Minuten zurückrufe? Ich muss nur etwas abschließen.«
    »Äh, achso. Nein, ich kann nicht warten. Etwas Furchtbares ist passiert. Du musst mir sagen, was ich tun soll.«
    »Was ist los?«, drängte Glenda, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Phoebe konnte spüren, dass ihre Freundin sich bewegte, sich von den Leuten entfernte, mit denen sie zusammen war. »Bist du okay?«
    »Ich denke, die Sechsen sind wieder in mein Haus eingebrochen. Jemand hat Ratten in meinen Gefrierschrank getan!«
    »Oh mein Gott. Wo bist du jetzt?«
    »Zu Hause.«
    »Rennen die Ratten frei herum?«
    »Nein, sie sind alle tot, denke ich. Es ist entsetzlich. Und ich wette, dass es sechs Stück sind.« Sie musste dagegen ankämpfen, dass ihre Stimme zu einem Heulen wurde. »Sollte ich jetzt die Polizei anrufen? Ich wollte nichts tun, ohne es vorher mit dir abzusprechen.«
    »Äh, lass mich eine Sekunde nachdenken. Vielleicht sollten wir zuerst Craig einen Blick darauf werfen lassen. Ich werde ihn anrufen, und wir werden direkt zu dir kommen. Wirst du klarkommen, bis wir da sind?«
    »Ja, aber beeil dich bitte.«
    Als sie auflegte, konnte sie immer noch fühlen, wie ihr Puls raste – sowohl wegen der Nerven, als auch aus Wut. Das musste die Rache für ihre Unterhaltung mit Blair sein, schätzte sie. Sie hatte das Mädchen provoziert, indem sie das Thema der Sechsen angeschnitten hatte, und Blair hatte beschlossen, es ihr heimzuzahlen. Doch wo hatten sie und ihre Komplizen einen Haufen Ratten gefunden? Sie waren bestimmt nicht zur städtischen Müllhalde gefahren und hatten sie mit einem Netz zusammengetrieben.
    Und dann wusste sie es. Es mussten Ratten aus

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