Der Kreis der Sechs
Sonntag Halloween ist, ist auch nicht gerade hilfreich. Es greift ein Gerücht um sich, dass das nächste Opfer dieses Wochenende gefunden werden wird.«
»Denkst du, dass Tom irgendetwas davon schürt?«
»Bis zu einem gewissen Grad, ja. Ich wiederhole ständig ihm gegenüber, wie wichtig es ist, das Feuer nicht noch anzufachen, und er sieht mich mit diesem hochmütigen Blick an, als wäre er schockiert, dass ich andeuten könnte, er würde das tun. Doch mehr als einmal habe ich ihn entdeckt, wie er mit jemandem auf dem Campus zusammenstand, und das gefällt mir nicht. Außerdem hat er ein E-Mail-Update an die Eltern gesandt, das er vorher nicht mit mir abgeklärt hatte, und ich fand, dass der Ton total falsch war. Ja, man muss geradeheraus sein, aber man sollte keine Massenhysterie verursachen.«
»Wie steht es mit dir? Wie kommst du klar?«
»Ich habe mich in meiner Karriere noch nie so unruhig gefühlt. Ich denke nicht, dass ich das in der Öffentlichkeit preisgebe, aber innerlich bin ich wie dieser Ausdruck, den die Kids benutzen – ein ›heißes Chaos‹. Und der arme Brandon. Ich bin zuletzt nicht in der Lage gewesen, ihm auch nur ein Quäntchen meiner Zeit zu widmen.«
»Was ist mit Mark? Verschlimmert es das Problem oder hilft es?«
»Ich dachte einmal, ich würde eine grundsolide Ehe führen, doch statt mir den Rücken zu stärken, scheint Mark in letzter Zeit sogar noch distanzierter zu sein. Ich habe ihn gebeten, mir mit Brandon zu helfen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, und alles, was er sagt, ist, dass er zu viel Arbeit hat. Aber genug von mir. Wie geht es dir?«
Aufgrund des beiläufigen Tons der Frage wurde Phoebe klar, dass ihre Freundin über den neuesten Vorfall nicht auf dem Laufenden war.
»Nun, es gab eine kleine Entwicklung auf meiner Seite, von der Ball dir erzählen sollte.« Sie gab die Geschichte mit dem Geschirrspüler an Glenda weiter.
»Oh mein Gott«, sagte Glenda. »Warum zum Teufel hat er mich nicht informiert? Und du musstest die letzte Nacht dort alleine verbringen?«
»Das ist kein Problem«, antwortete Phoebe unbestimmt. »Ich habe meine Schlösser verstärken lassen.« Während sie das sagte, spürte sie, wie die Schuldgefühle zurückkamen. Sie hatte Glenda immer noch nichts von Duncan erzählt, und je länger sie wartete, desto unangenehmer würde es werden. Sie fing an, etwas zu sagen, aber Glenda unterbrach sie.
»Fee, sieh mal, ich bin dankbar, für alles, was du getan hast«, sagte Glenda. »Aber das ist jetzt total aus dem Ruder gelaufen. Ich will, dass du mit deinen Nachforschungen aufhörst. Ich kann dich keiner Gefahr aussetzen.«
»Ach, komm schon«, sagte Phoebe. Sie haben mir ein paar furchtbare Streiche gespielt, aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass ich in echter Gefahr bin.«
»Aber du hast selbst gesagt, dass wir nicht wirklich wissen, zu was diese Mädchen fähig sein könnten.«
»Denkst du, dass die Sechsen im fünften oder sechsten Kreis der Mitgliedschaft den Kopf einer angeschlagenen Starbiografin fordern werden?«, versuchte Phoebe zu scherzen.
»Ich mache keine Witze. Ich will, dass du aufhörst. Warum übernachtest du heute nicht hier, und wir können darüber reden.«
»Ich werde klarkommen, wirklich.«
»Dann komm wenigstens morgen zum Mittagessen herüber. Ich muss das mit dir persönlich besprechen.«
Obwohl Phoebe nicht die Absicht hatte, sich von Glenda zwingen zu lassen, die Jagd aufzugeben, wusste sie, dass es gut sein würde, alles, was passierte, persönlich durchzusprechen. Und sie konnte ihr endlich von Duncan erzählen. Sie stimmte zu, gleich nach zwölf Uhr vorbeizuschauen.
Während der Tag sich schnell in Dämmerung verwandelte, konnte sie fühlen, wie die Furcht wieder anfing, bei ihr anzuklopfen. All die Erleichterung und die Zufriedenheit, die sie gestern Nacht bei Duncan gefühlt hatte, waren verschwunden. Ihre verstörte Stimmung kam nicht nur davon, dass sie eine Nacht allein in ihrem Haus vor sich hatte, sondern auch von dem abrupten Ende ihres Nachmittags mit Duncan. Jetzt, wo sie ein paar Stunden zeitliche Distanz zu der Erfahrung hatte, war sie sicher, dass die Gestaltwandlung, die seine Stimmung durchgemacht hatte, auf etwas anderem beruhte, als dem Telefonanruf über die Arbeit.
Ihren Blick vom Geschirrspüler fernhaltend, machte sich Phoebe eine Tasse Tee. Sie war mit dem Wasserkochen fertig, als ihr Mobiltelefon klingelte. Hutch, dachte sie. Doch als sie das Telefon in die Hand nahm, erkannte sie
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