Der Kreis der Sechs
Tisch auf und begann, die Salatteller abzuräumen.
Duncan erhob sich ebenfalls und folgte ihr in die Küche. Als sie das Geschirr auf die Theke stellte, schlüpfte er hinter sie und legte seine Hände auf ihre Taille. Es war das erste Mal, dass er sie berührte, seit dem Kuss in seinem Büro, und Verlangen breitete sich wie ein Buschfeuer in ihr aus. »Oder wir könnten einfach ins Bett gehen«, sagte er. »Da kann ich ein paar Dinge tun, die sogar noch besser sind als eine Massage.«
»Alternative B«, sagte sie lächelnd.
Sie liebten sich – zuerst langsam und sinnlich und dann danach in einer heftigen und rohen Weise, die sie beinahe schockierte. Sie fühlte, wie sie losließ und kurzzeitig all den Wahnsinn, der um sie herum stattfand, abstreifte.
Am Morgen war Duncan wieder vor ihr auf. Sie konnte hören, wie im anderen Raum Geschirr leicht aneinanderklapperte und leise klassische Musik spielte. Als sie in den großen Raum tappte, entdeckte sie, dass er Obst und einen Korb mit Muffins hingestellt hatte.
»Die hast du doch nicht gebacken, oder?«, fragte sie.
»Sie sind aus dem Berta’s«, sagte er. »Ich habe geraten, dass du ein Blaubeermädchen bist.«
»Du hast richtig geraten«, sagte sie.
Ihre Unterhaltung beim Frühstück war locker und entspannt, keine Peinlichkeit im grellen Licht des Tages. Nach dem Frühstück räumten sie zusammen den Tisch ab, wobei ihre Bewegungen im Einklang waren, wie sie bemerkte.
»Dies ist das letzte Wochenende mit bunten Blättern«, sagte Duncan. »Wenn du in der Stimmung dafür bist, könnten wir hier noch ein bisschen herumhängen und dann ein paar von den großartigen Nebenstraßen entlangfahren. Danach könnten wir in einem Gasthaus, das ich kenne, wo sie wirklich großartige Muscheln haben, zu Mittag essen.«
Also entführte er sie tatsächlich für das ganze Wochenende.
»Das klingt perfekt«, sagte Phoebe.
Der Himmel war an diesem Morgen kristallklar, und wie versprochen fuhr Duncan zauberhafte, ländliche Nebenstraßen entlang, vorbei an Farmen mit großen Silos und alten, roten Scheunen. Sie fuhren etwa zwei Stunden herum, hielten bei mehreren Antiquitätenläden an der Straße, nur um herumzustöbern, und erreichten dann schließlich das Gasthaus. Es war ein wenig schäbig, aber voller Leute. Phoebe ging zuerst zur Damentoilette. Als sie zu Duncan zurückkehrte, sah sie, dass er einen Tisch im Barbereich in der Nähe eines knisternden Kaminfeuers ergattert hatte. Sie bestellten beide Muscheln und teilten sich eine Flasche eiskalten Pinot Grigio. Duncan schien weniger gesprächig während der Mahlzeit zu sein, als er es im Auto gewesen war, doch sie schätzte, dass er sich einfach fürs Erste ausgequatscht hatte. Gleich nachdem sie mit dem Essen fertig waren und Espresso bestellt hatten, schlenderte ein junger Typ mit einer Baseballkappe der Lehigh University in die Bar. Lehigh, wusste sie, war in Bethlehem.
»Sag mir, was du von den heutigen Collegemännern hältst«, sagte sie und stellte ihre Espressotasse ab. »Besonders von denen in Lyle. Ich höre immer wieder, dass sie sich nicht mit den Frauen messen können.«
»Ich habe in diesem Semester ein paar erstaunliche Jungs in meinen Kursen, aber es ist wahr, dass heutzutage viele Jungs ahnungslos erscheinen. Als Gesellschaft haben wir es gut hinbekommen, die Mädchen zu stärken – verdientermaßen natürlich –, aber manche Jungs sind in dem Prozess verlorengegangen. Die Studentinnen in Lyle scheinen oft sehr frustriert von ihnen zu sein.«
»Das erinnert mich an etwas, was ich über Lily erfahren habe, und das ich nicht aus dem Blick verlieren will.«
»Und das wäre?«, fragte er.
»Kurz bevor sie starb, hatte sie anscheinend angefangen, sich mit jemand Neuem zu treffen, der kein Student war. Es klang, als wäre sie auch von den Jungs hier frustriert gewesen.«
»Da hast du wirklich erfolgreich Detektivin gespielt«, sagte Duncan. »Wer hat dir das erzählt?«
»Ihre Mitbewohnerin. Und wenn man mal von der Serienmördertheorie absieht, ist es möglich, dass dieser Kerl irgendwie mit ihrem Tod in Verbindung steht. Ich wünschte, ich könnte herausfinden, wer er ist. Hutch wies mich darauf hin, dass Frauen angreifbar werden, wenn sie Kerlen den Laufpass geben, die nicht wollen, dass man ihnen den Laufpass gibt.«
Genau in dem Augenblick klingelte Phoebes Mobiltelefon. Als sie daraufblickte, sah sie, dass es Hutch war, der anrief.
»Wenn man vom Teufel spricht«, sagte sie zu Duncan.
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