Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
sich am äußersten Rand der Brustwehr nieder, als betrachtete er jetzt das freie Vogelweltall um sich herum und überlegte sich, ob er seine Knechtschaft hinter sich lassen sollte. Eskil hatte Angst vor der Tiefe, und Kol wagte nichts zu unternehmen, weil er befürchtete, die Dohle zwischen Himmel und Erde in die Flucht zu jagen. Doch Arn schlich vorsichtig auf die Brustwehr zu und streckte die Hand aus, um den Faden zu erreichen, der der Dohle um das eine Bein geknotet war. Doch er erreichte ihn nicht und musste deshalb zu der eisglatten Schießscharte hochklettern. Dort stellte er sich auf die Zehenspitzen und bückte sich immer weiter nach vorne.
Als er den Faden erreichte und ihn vorsichtig umfasste, flatterte die Dohle mit einem Schrei auf und zog ihn gleichsam mit sich in den Abgrund. Eine Ewigkeit schien für die erschrockenen Jungen zu vergehen, bis sie den dumpfen Aufprall hörten, als Arn auf der Erde aufschlug.
Kurz darauf hallte Arnäs von Schreien und Jammerrufen wider, als der leblose Arn auf einer Bahre vorsichtig zu dem Kochhaus getragen wurde, in dem Suom gerade gesund gepflegt worden war. Man setzte Arn ab und sah, dass es keine Hoffnung mehr gab. Vollkommen bleich und still lag er da, ohne zu atmen.
Als Sigrid aus dem Langhaus angelaufen kam, war sie zunächst außer sich, wie es jede Mutter bei der Nachricht gewesen wäre, dass ihr Sohn gestürzt sei und sich schwer verletzt habe, doch als sie sah, dass es Arn war, der dalag, blieb sie abrupt stehen und verstummte. Ihr Gesichtsausdruck verriet tiefen Zweifel, als könnte das, was sie sah, nicht wahr sein. Arn sollte nicht so jung sterben, davon war sie seit dem Augenblick überzeugt gewesen, in dem er mit der Glückshaube geboren worden war.
Aber jetzt lag er leblos da, bleich, ohne zu atmen. Als Magnus kurze Zeit später neben ihr auf die Knie sank, wusste er schon, dass es keine Hoffnung mehr gab. Verzweifelt scheuchte er mit Ausnahme des Laienbruders Erlend alle hinaus, da er Leibeigenen und Hausmägden seine Tränen nicht zeigen wollte.
Es schien zwecklos, noch länger für Arns Leben zu bitten. Dann lieber um Vergebung der Sünden beten, die nachweislich Gottes Strafurteil über sie herabbeschworen hatten, mahnte Magnus. Erlend wagte in dieser Frage keine eigene Meinung zu äußern.
Während ihr die Tränen übers Gesicht strömten, flehte Sigrid sie an, nicht die Hoffnung aufzugeben, sondern für
ein Wunder zu beten. Sie kamen Sigrids Wunsch stumm nach, denn Wunder geschahen immer wieder, und man konnte darüber nichts mit Sicherheit wissen, bevor man nicht zumindest versucht hatte, dafür zu beten.
Magnus schlug vor, sie sollten ihre Gebete an die Heilige Jungfrau richten, da offenbar vor allem sie für die Erschaffung der Jungen gesorgt habe.
Sigrid spürte jedoch in sich, dass Unsere Liebe Frau, die Heilige Mutter Gottes, inzwischen wohl die Geduld mit ihr verloren hatte. Sie dachte eine Zeit lang wie im Fieberwahn nach, bis sie die Erkenntnis traf, dass der Heilige, der Arn vielleicht auf andere Weise am nächsten stand, der heilige Bernhard war. Laienbruder Erlend war mit diesem Vorschlag sofort einverstanden und sprach den knienden Eltern ein Gebet nach dem anderen vor.
Als es dunkel wurde, hatte Arn noch immer kein Lebenszeichen von sich gegeben. Sie gaben jedoch nicht auf, obwohl Magnus einmal gemurmelt hatte, jetzt gebe es keine Hoffnung mehr, jetzt gehe es vor allem darum, Gottes Strafurteil mit Trauer, Würde und Reue auf sich zu nehmen.
Aber Sigrid gelobte vor Sankt Bernhard und Gott, sie werde Arn der heiligen Arbeit Gottes unter den Menschen auf Erden weihen, falls er gerettet würde. Sie wiederholte ihr Gelöbnis und brachte Magnus dazu, es gemeinsam mit ihr noch ein drittes Mal zu sprechen.
Gerade in dem Moment, als Sigrid spürte, wie der letzte Hoffnungsfunke auch in ihrem Herzen zu erlöschen drohte, geschah das Wunder. Arn richtete sich auf einem Ellbogen auf und sah sich verwirrt um, als wäre er nur aus einem langen Nachtschlaf erwacht und nicht aus dem Totenreich zurückgekehrt. Er jammerte und klagte, sein anderer Arm tue ihm weh und er könne sich nicht
darauf stützen. Doch die drei Erwachsenen hörten ihn schon nicht mehr, so tief waren sie in Danksagungen versunken, die wohl die reinsten und aufrichtigsten Gebete waren, die sie je an Gott gerichtet hatten.
Kurz darauf konnte Arn auf eigenen Beinen mit seiner Mutter in die Wärme des Langhauses gehen, wo man ihm in der Nähe der Feuerstellen an der
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