Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Verwundeten luden. Auf den Reservepferden durften die ältesten Knappen und Bogenschützen reiten, die jüngeren mussten nebenher laufen. Der klägliche Rest dessen, was einmal eine
Reiterarmee gewesen war, machte sich auf den Weg zum Litani. Arn befürchtete, dass sich Balduins Armee in ernsthaften Schwierigkeiten befand. Ihre einzige Rettung wäre, den Fluss zu überqueren.
Aber König Balduins Armee war bereits geschlagen und in kleine Gruppen zerstreut, die auf ihrer Flucht eine nach der anderen von übermächtigen Verfolgern eingeholt wurden. Dem König und seiner Leibgarde war es jedoch gelungen, den Fluss zu überschreiten. Das machte es umso schwerer für alle Nachzügler, auch für den erschöpften und mitgenommenen Trupp, den Arn anführte.
Während seine Männer und Pferde versuchten, den Fluss zu überqueren, versammelte Arn am Ufer seine besten Bogenschützen um sich, unter ihnen auch Harald Øysteinsson. Diese sollten versuchen, die feindlichen Bogenschützen und Lanzenreiter auf Abstand zu halten, während Fußvolk, Pferde und verwundete Ritterbrüder, eine blutige, verzweifelte Schar, hinter ihnen durch den Fluss wateten.
Sie schossen, bis ihre Pfeile zu Ende waren, warfen dann ihre Waffen und Schilde weg und stürzten sich in den Fluss. Arn und Harald waren die letzten und gehörten zu den wenigen Überlebenden der Nachhut, weil sie schwimmen und tauchen konnten. Ein gutes Stück ließen sie sich in der Mitte des Stromes treiben, ehe sie keuchend an Land gingen.
Dort gab es nur eine kurze Pause, während der sie versuchten, die Ordnung einigermaßen wiederherzustellen. Zu Arns Freude, die in dieser verzweifelten Lage vielleicht unpassend scheinen mochte, kam sein Hengst Chamsiin mitten im Durcheinander plötzlich auf ihn zugaloppiert.
Ritter und Fußvolk des Johanniterordens waren auf der anderen Seite des Litani zum Entsatz geeilt. Sie führten die geschlagene Templertruppe zur Burg Beaufort, die nur eine Stunde weit entfernt lag. Dort hatten auch viele Angehörige der königlichen Armee Schutz gesucht.
Bald war die Burg von Saladins Truppen umstellt, aber das brauchte sie nicht weiter zu kümmern, da Beaufort uneinnehmbar war.
Die Johanniter waren keine Freunde der Templer. Warum, wusste Arn nicht. Er wusste nur, dass es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden Orden kam. Oft beteiligten sich die Templer nicht an einer Schlacht, in der die Johanniter fochten und umgekehrt. Dieses Mal hatten die Johanniter nur mit einer symbolischen Truppe teilgenommen. Ihre Hauptarmee war innerhalb der Mauern von Beaufort in Sicherheit geblieben.
Der Spitzname der Templer für die Johanniter lautete Schwarze Samariter und bezog sich sowohl auf ihre schwarzen Waffenhemden als auch auf den Ursprung des Ordens, der Krankenhäuser unterhielt und Kranke ohne Bezahlung pflegte. Aber da es jetzt so viele Verwundete gab, war unter den verwundeten Templern, die höchst unfreiwillig Gäste des Konkurrenzordens geworden waren, kein Wort des Spottes zu hören.
Die erste Nacht auf der Burg Beaufort mit den vielen Verwundeten, die zu versorgen waren, war schwer. Übernächtigt, rotäugig und erfüllt von einer lähmenden Trauer zwang sich Arn am folgenden Morgen trotzdem zu einem Rundgang über die Mauern. Beaufort lag sehr hoch. Von den Mauern im Westen konnte Arn das glitzernde Meer
sehen, im Norden hatte er einen Blick auf das Bekaa-Tal und im Osten auf schneebedeckte Berge. Die Burg lag so hoch, dass der Feind keine Belagerungstürme bauen konnte, um die Mauern zu bezwingen. Die steilen Felsen machten es sicher ebenso unmöglich, mit Wurfmaschinen und Katapulten auch nur in die Nähe zu kommen. Vor den Mauern zu stehen und den Feind lautstark zu verunglimpfen war sinnlos. Nicht einmal eine sehr lange Belagerung würde etwas nützen, da die Burg eine eigene Quelle besaß. Die Zisternen waren übervoll, und das Wasser musste durch einen künstlichen Bach Richtung Westen abgeleitet werden. Die Getreidespeicher wurden ständig aufgefüllt. Hier lagerte genug Korn, um fünfhundert Mann ein Jahr lang zu ernähren.
Ein Nachteil war vielleicht, dass die steilen Hänge es unmöglich machten, die Belagerer durch Reiterattacken zu schlagen. Auf der Burg befanden sich über dreihundert Ritter und ebenso viele Knappen. In der Ebene hätte das ausgereicht, um alle Schreihälse vor den Mauern niederzumachen. Wenn diese gewusst hätten, welch große Armee sich hinter den Mauern verbarg, wären sie sicher weniger frech
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