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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewesen. Aber das hatten Burgen so an sich, sie bargen immer ein Geheimnis. Gab es dort nur zwanzig Verteidiger? Oder tausend? Es war mehr als einmal vorgekommen, dass ein überlegener Feind an einer Burg vorübergezogen war, weil er die Stärke der Besatzung falsch eingeschätzt hatte. Häufig war es genauso gewesen wie jetzt: Der Feind hatte sich eingebildet, eine fast leere Burg zu belagern, hatte sich in Sicherheit gewiegt und war dann beim ersten Ausfall vernichtet worden.
    Arn ging zu Chamsiin hinunter, striegelte ihn und sprach mit ihm über die große Trauer, die er verspürte. Gleichzeitig untersuchte er ihn zum dritten Mal besonders
gründlich, um sich erneut zu versichern, dass er nicht doch von einem Pfeil getroffen worden war. Aber Chamsiin war ebenso unverletzt wie sein Herr. Er hatte nur ein paar Schrammen abbekommen, aber das waren sie beide gewohnt.
    Dann ging Arn ins Gästehaus der Knappen, sprach mit den Verwundeten und betete mit ihnen. Nach dem Gebet nahm er Harald Øysteinsson mit auf die Mauern, um ihn zu lehren, wie eine Burg funktionierte.
    Als sie die Wehr auf der Ostmauer entlanggingen, entdeckten sie eine entsetzliche Prozession auf dem Weg zur Burg. Mehrere Schwadronen mameluckischer Reiter arbeiteten sich langsam den steilen Hang hinauf. Auf ihren hoch erhobenen Lanzen steckten blutige Köpfe, die fast alle einen Bart hatten.
    Sie standen wie versteinert da - wortlos und ohne auch nur mit einer Miene zu verraten, was sie empfanden. Harald Øysteinsson fiel es schwer, sich ebenso ungerührt zu geben wie sein Jarl.
    Die triumphierenden Mamelucken stellten sich in Reihen unterhalb der Ostmauer auf und schüttelten ihre blutigen Lanzen, sodass sich die Bärte der abgehauenen Köpfe auf und ab bewegten. Einer von ihnen ritt ein Stück vor und erhob die Stimme. In Haralds Ohren klang es wie Gebet, Klagelied und Triumphgeschrei in einem.
    »Was sagt er?«, flüsterte Harald mit trockenem Mund.
    »Er sagt, er dankt Gott dem Allmächtigen dafür, dass die Schande vom Mont Gisard jetzt abgewaschen ist. Was gestern in Marj Ajun passiert ist, sei mehr als eine Ehrenrettung. Und dass sie alle unsere Köpfe auf Lanzen spießen werden und noch mehr in der Art«, antwortete Arn ausdruckslos.

    In diesem Augenblick kam der Waffenmeister von Beaufort mit mehreren Johannitern auf die Mauer. Er rief, dass der Feind nicht beschossen werden dürfe. Die Knappen, die bereits Bogen oder Armbrust zur Hand genommen hatten, ließen ihre Waffen sinken.
    »Warum dürfen wir nicht schießen?«, fragte Harald. »Wenn zumindest einige von ihnen sterben würden, hätte wenigstens ihre Angeberei ein Ende.«
    »Das mag sein«, meinte Arn mit derselben ausdruckslosen Stimme. »Der vorderste Reiter wird sterben. Du siehst an der blauen Seidenbinde, die er um den rechten Arm trägt, dass er ihr Befehlshaber ist. Er ruft sich hier zum großen Sieger aus und bezeichnet sich ketzerisch als Gottes Günstling. Er wird sterben, aber erst, wenn wir die None gesungen haben.«
    »Sollten wir uns nicht lieber rächen, statt Choräle zu singen?«, murmelte Harald, der seine Ungeduld kaum beherrschen konnte.
    »Doch, das könnte man meinen«, antwortete Arn. »Aber vor allen Dingen sollten wir nichts überstürzen. Du siehst, dass sie Aufstellung bezogen haben, wo sie meinen, von Pfeilen nicht getroffen zu werden …«
    »Aber ich kann …«
    »Schweig! Vergiss nicht, dass du mein Knappe bist. Ich weiß, dass du von hier aus triffst, aber der Prahler da unten weiß das nicht. Auf der Burg der Johanniter haben wir jedoch nicht zu befehlen. Ihr Waffenmeister hat die Anweisung gegeben, nicht zu schießen, und das war klug.«
    »Warum war das klug? Wie lange sollen wir dieses geschmacklose Schauspiel denn noch ertragen?«
    »Bis wir die None gesungen haben. Dann geht bereits die Sonne im Westen unter. Die Feinde werden geblendet und sehen die Pfeile erst, wenn es zu spät ist. Der
Waffenmeister der Johanniter war klug, denn wir hier oben dürfen auf keinen Fall unsere Verzweiflung zeigen und einfach ins Blaue schießen. Darüber würden unsere Feinde nur lachen. Wir wollen ihnen wirklich nicht Anlass zu zusätzlicher Heiterkeit geben. Deswegen hat der Waffenmeister uns diesen Befehl erteilt.«
    Arn ging mit seinem Knappen zum Waffenmeister der Johanniter, der sich immer noch oben auf den Mauern aufhielt. Er grüßte ihn ehrerbietig und bat darum, später einige der Mamelucken töten zu dürfen.
    Erst wollte der Waffenmeister nicht

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