Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Einteilung der Philosophie in Wissen, Erkenntnis und Glauben begonnen und über Ideen gesprochen, die sich nur im Dinglichen verwirklichten und die es nicht in den höheren, reinen Sphären geben konnte. Pater Louis hätte sich nie vorstellen können, dass er jemals eine solche Unterhaltung mit einem Templer führen würde.
Arnoldo do Torroja entschuldigte sich für sein Zuspätkommen; der König von Jerusalem habe ihn zu sich gerufen und lasse im Übrigen ausrichten, dass er ihn und Arn de Gothia am späteren Abend ein weiteres Mal zu sehen wünsche. Als Großmeister wolle Arnoldo jedoch die Gäste von den Zisterziensern bereits am ersten Abend begrüßen und nach ihrem Anliegen fragen. Der erste Eindruck von Pater Louis war, dass man so einen Großmeister ebenso gut bei den Botschaftern des Kaisers in Rom hätte treffen können. Er war ein beschlagener Diplomat und Unterhändler und keinesfalls ein grober römischer Belisarius.
Pater Louis fiel es schwer, sofort mit seinem schwierigen Anliegen herauszurücken. Seine Gastgeber ließen ihm jedoch keine Wahl. Es ging nicht an, beim ersten Treffen um die Sache herumzureden und die Unerfreulichkeiten erst am nächsten Tag zu behandeln.
Er erklärte die Sache also direkt und ohne Umschweife. Seine Gastgeber hörten ihm aufmerksam zu, unterbrachen ihn nicht und zeigten auch nicht im Geringsten, was sie dachten.
Erzbischof Wilhelm von Tyrus war aus dem Heiligen Land zum Dritten Laterankonzil nach Rom gereist und hatte dort ernsthafte Klagen sowohl über die Templer als auch über die Johanniter vorgebracht.
Laut Erzbischof Wilhelm arbeiteten die Templer in gewisser Hinsicht der heiligen römischen Kirche konsequent entgegen. Wenn jemand im Heiligen Land exkommuniziert wurde, konnte er trotzdem bei den Templern begraben werden. Vorher war sogar noch eine Aufnahme in den Orden möglich. Hatte ein Bischof ein ganzes Dorf mit einem Interdikt belegt, sodass die Bewohner nicht in den Genuss von kirchlichen Amtshandlungen kamen, so schickten die Templer ihre eigenen Priester dorthin, um diese zu verrichten. Solche Unsitten, die die Macht der Kirche schwach, ja fast lächerlich erscheinen ließen, kamen daher, dass die Templer keinem Bischof gehorchten und deswegen nicht einmal vom Patriarchen von Jerusalem exkommuniziert oder bestraft werden konnten. Dass sich sowohl Templer als auch Johanniter diese Dienste bezahlen ließen, machte das Ganze noch ernster. Das Dritte Lateranum und der Heilige Vater Papst Alexander III. hatten daher beschlossen, dass es damit sofort ein Ende haben müsse. Erzbischof Wilhelm hatte jedoch kein Gehör für die von ihm vorgeschlagenen Strafen gefunden, die gegen die beiden Ritterorden verhängt werden sollten - für ihre Verbrechen gegen die Oberhoheit der Kirche über alle Menschen auf Erden.
Pater Louis hatte eine mit Siegel versehene päpstliche Bulle dabei, die er jetzt hervorzog und auf den leeren Tisch legte. Dort stünde alles, was er mündlich ausgeführt habe. Nun bleibe nur noch die Frage offen, mit welcher Antwort er zum Heiligen Vater zurückkehren solle.
»Dass sich der Templerorden von dem Augenblick an, in dem wir die Nachricht des Heiligen Vaters erhalten haben, fügen wird«, antwortete Arnoldo do Torroja gelassen. »Das gilt von dem Augenblick an, in dem ich, der Großmeister, unsere Unterwerfung ausspreche: Wir werden,
so schnell wir können, diese neue Ordnung einführen. Das kann eine Weile dauern, aber wir haben nicht vor, uns unnötig Zeit zu lassen. Unser Beschluss gilt bereits, da ich ihn soeben ausgesprochen habe, und ich glaube nicht, dass mein Freund und Bruder Arn in dieser Sache anderer Meinung ist, oder, Arn?«
»Nein, keineswegs«, erwiderte Arn ebenso gelassen. »Wir Templer machen alle möglichen Geschäfte, die dem Zweck dienen, einen ständigen, teuren Krieg zu finanzieren. Ich erzähle Euch morgen gerne mehr darüber, Pater Louis. Aber Geschäfte mit kirchlichen Dingen zu machen verstößt gegen unsere Regeln. Ich persönlich betrachte diese Geschäfte, von denen Ihr gesprochen habt, Pater, als Simonie. Deswegen habe ich sowohl für die Klagen von Erzbischof Wilhelm als auch für den Beschluss des Heiligen Vaters volles Verständnis.«
»Aber dann verstehe ich nicht …«, meinte Pater Louis, der über die Schnelligkeit der Entscheidung ebenso erleichtert wie erstaunt war, »… warum es diese Sünde überhaupt gegeben hat, wenn Ihr beide so selbstverständlich Abstand von ihr nehmt?«
»Unser bisheriger
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