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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf den leeren Tisch zwischen sie legte.
    Die beiden Templer senkten die Köpfe zum Zeichen der Unterwerfung. Dann nahm Arnoldo do Torroja mit langsamen Bewegungen die Bulle und steckte sie in seinen Umhang. Anschließend saßen sie eine Weile da und schwiegen.
    »Wie Ihr verstehen werdet, Pater, werden wir in allen Einzelheiten den Anweisungen des Heiligen Stuhls folgen«, sagte Arnoldo do Torroja. »Aber ist es uns gestattet, in dieser Sache noch eine Frage zu stellen?«
    »Ja, bei Gott, natürlich ist Euch das gestattet«, erwiderte Pater Louis und bekreuzigte sich. »Aber da ich ahne, was Ihr fragen wollt, kann ich Euch mit der Antwort zuvorkommen. Warum, fragt Ihr Euch, geht der Heilige Vater nicht energischer gegen diesen Mann vor? Das wollt Ihr doch wissen?«
    »Genau, falls uns das gestattet ist«, bestätigte Arnoldo do Torroja. »Dass Heraclius ein Betrüger ist, haben viele eingesehen. Dass sein Lebenswandel einem Mann der Kirche nicht ansteht, wissen alle. Dass er eine Schande für Jerusalem ist, weiß unser Herr im Himmel. Aber seine Stellung bringt es mit sich, dass der einzige Mensch, der gegen ihn vorgehen kann, der Heilige Vater selbst ist. Warum wird der Betrüger und Giftmörder dann nicht exkommuniziert?«
    »Weil der Heilige Vater und seine hohen Ratgeber zu dem Schluss gekommen sind, dass eine solche Exkommunizierung noch mehr Schaden anrichten würde, einmal ganz abgesehen von dem Schaden, der bereits entstanden ist. Der Weg des Betrügers in die Hölle ist, soweit sich das beurteilen lässt, nur noch kurz. Er ist bereits siebenundsechzig
Jahre alt. Würde man ihn jetzt exkommunizieren, dann würde die gesamte christliche Welt mit Abscheu erfahren, dass der Patriarch des Heiligen Landes ein Giftmörder, Betrüger und Hurenbock ist. Dieser Schaden ließe sich nicht beheben. Also, um der Kirche und des Heiligen Landes willen … ja, Ihr versteht schon!«
    Die beiden Templer bekreuzigten sich gleichzeitig, während sie darüber nachdachten, was Pater Louis gerade gesagt hatte. Sie nickten schweigend und düster zum Zeichen, dass sie sich fügen würden und nichts weiter zu fragen oder einzuwenden hätten.
    »Ja, das war die Sache mit dem Giftmörder …«, meinte Pater Louis leichthin, als wolle er über dieses ernste Thema scherzen. »Dann kommen wir zur nächsten Frage. Seht bitte nicht so entsetzt aus, jetzt geht es um etwas ganz anderes. Mein Auftrag ist es, mir Klarheit über gewisse Dinge zu verschaffen, und ich werde nicht um die Sache herumreden, wenn es Euch recht ist.«
    »Natürlich, Pater«, antwortete Arnoldo do Torroja. »Nach der Enthüllung eben sind Bruder Arn und ich durch nichts mehr zu erschüttern.«
    »Es geht um gewisse eigenartige Sitten hier in Jerusalem«, begann Pater Louis etwas unsicher, da er nicht wusste, wie er höflich, aber dennoch bestimmt sein Anliegen vorbringen sollte. »Wenn ich es richtig verstanden habe, so gestattet Ihr den Ungläubigen, innerhalb Eurer Jurisdiktion in Jerusalem zu beten. Ja, es ist ihnen sogar erlaubt, ihrer Umgebung lautstark mitzuteilen, wann sie gedenken, mit dieser Gottlosigkeit zu beginnen. So verhält es sich doch wohl?«
    »Ja, das ist richtig. So verhält es sich«, antwortete Arn, nachdem ihm Arnoldo do Torroja bedeutet hatte, dass er dieses Problem aufgehalst bekommen würde.

    »Ich halte Euch beide für zutiefst gläubig«, fuhr Pater Louis freundlich fort. »Es wäre unverschämt zu behaupten, dass gerade Ihr beide nicht die wichtigsten Verteidiger des reinen Glaubens wäret. Ich glaube, Euch hinlänglich zu kennen, um das zu sagen.«
    »Ihr seid zu großzügig, Pater«, erwiderte Arn. »Es ist wahr, dass wir unser Bestes versuchen. Aber Ihr haltet es für paradox, dass wir einerseits den reinen Glauben mit dem Schwert in der Hand verteidigen und die Ungläubigen zu Tausenden töten und andererseits ihre lautstarken Gebete zulassen, und das sogar im Herzen des Templerordens, nicht wahr?«
    »Ja, ungefähr so«, bestätigte Pater Louis und war verlegen, weil er das Problem nicht selbst hatte formulieren können.
    »Wie ich schon früher gesagt habe, Pater«, fuhr Arn fort, »lautet die goldene Regel unseres Ordens wie folgt: Wenn du dein Schwert erhebst, denke nicht daran, wen du töten wirst, denke daran, wen du schonen kannst. Diese Regel dient nicht nur dazu, zur Milde anzuhalten, sie soll auch eine der denkbar schlimmsten Sünden verhindern, nämlich aus Jähzorn zu töten. Die Sache hat jedoch noch eine ganz andere Seite.

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