Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Gérard de Ridefort sein Glück heraus, dass ihm endlich mit Gottes Hilfe die Rache an Graf Raimund gelungen sei. Dieser sitze jetzt in Tiberias und könne nichts anderes tun, als mit den Zähnen zu knirschen.
Arn war bei der Krönung zugegen, da man ihm die Verantwortung für die Garde übertragen hatte, die das Leben des neuen Königspaares schützen sollte. Das war für ihn eine bittere Aufgabe, denn er hielt König und Königin für Meineidige, die das Heilige Land in den Abgrund stürzen würden. Er stählte sich mit dem Gedanken, dass ihm im Heiligen Land nur sieben Monate blieben.
Es verbitterte ihn außerdem, dass der Großmeister Gérard de Ridefort ihn zu sich rief und ihm versicherte, dass er keinen Groll gegen ihn hege. Ganz im Gegenteil habe er nunmehr Dinge erfahren, die er nicht gewusst habe, als er ihn so hastig des Befehls über Jerusalem beraubt habe. Arn sei ein großer Krieger, der beste Bogenschütze und Reiter der Templer und außerdem der Sieger vom Mont Gisard. Jetzt wolle er die Sache dadurch wiedergutmachen, dass er Arn zumindest den ehrenvollen Auftrag gebe, Mitglied der königlichen Leibwache zu werden.
Arn fühlte sich gekränkt, zeigte das aber nicht. Er zählte die Tage bis zum 4. Juli 1187. Dann waren genau zwanzig Jahre vergangen, seit er Gehorsam, Armut und Keuschheit für eben diesen Zeitraum gelobt hatte.
Während seiner kurzen Zeit als Verantwortlicher für die königliche Leibwache wunderte er sich über nichts. Guy de Lusignan und seine Frau Sibylla führten ein ähnlich ausschweifendes Nachtleben wie der Patriarch Heraclius, Sibyllas Mutter Agnes und ihr Onkel Joscelyn de Courtenay.
In früheren Zeiten hätte Arn wahrscheinlich Tränen darüber vergossen, die gesamte Macht im Heiligen Land in den Händen dieser Sünder zu sehen. Jetzt hatte er resigniert, als habe er sich bereits mit dem Gedanken ausgesöhnt,
dass es nur eine göttliche Strafe geben könne, nämlich den Verlust des Heiligen Landes und Jerusalems.
Gegen Ende des Jahres brach Rainald de Châtillon wie erwartet die Waffenruhe mit Saladin. Er plünderte eine große Karawane auf dem Weg von Mekka nach Damaskus. Aus naheliegenden Gründen packte Saladin die Wut: Eine der Reisenden, die sich nun in den Kerkerverliesen der Burg Kerak befanden, war seine Schwester. Bald breitete sich in Jerusalem das Gerücht aus, Saladin hätte vor Gott geschworen, Rainald mit eigenen Händen zu töten.
Als Saladins Unterhändler zu König Guy de Lusignan kamen, um Schadensersatz für den Bruch des Friedensvertrags und die sofortige Freilassung der Gefangenen zu fordern, konnte dieser nichts versprechen. Er klagte, er habe keine Macht über Rainald de Châtillon.
Damit war der Krieg nicht mehr aufzuhalten.
Prinz Bohemund schloss jedoch schnell Frieden zwischen seinem Fürstentum Antiochia und Saladin, und Graf Raimund tat dasselbe für seine Grafschaft Tripolis und die Landgebiete um Tiberias in Galiläa, die seiner Frau Eschiva gehörten. Weder Bohemund noch Raimund fühlten sich von nun an verantwortlich für den Irrsinn des Hofes in Jerusalem, worauf sie auch Saladin aufmerksam machten.
Jetzt war es bis zu einem Krieg unter den Christen nicht mehr weit. Gérard de Ridefort gelang es, König Guy dazu zu überreden, ein Heer nach Tiberias zu schicken, um Graf Raimund ein für allemal in die Schranken zu weisen. Guy willigte ein und versammelte ein königliches Heer, verstärkt mit Templern, um nach Tiberias zu ziehen.
Im letzten Augenblick gelang es Balduin d’Ibelin, beim König zu intervenieren und ihn zur Vernunft zu bringen. Ein Krieg unter den Christen würde den Tod aller bedeuten,
denn bald würde ein richtiger Krieg mit Saladin ausbrechen. Jetzt müsse man sich mit Graf Raimund versöhnen, argumentierte Balduin d’Ibelin und erbot sich, selbst an der Gesandtschaft teilzunehmen, die zu Verhandlungen nach Tiberias aufbrechen sollte.
Als Unterhändler wurden die beiden Großmeister Gérard de Ridefort und Roger des Moulins, Balduin d’Ibelin und Bischof Josias von Tyrus bestimmt. Einige Ritter der Johanniter und Templer sollten die Eskorte bilden, unter ihnen auch Arn de Gothia.
Graf Raimund war in Tiberias inzwischen in eine arge Verlegenheit geraten. Um die Haltbarkeit ihres Friedensvertrags zu prüfen, hatte Saladin seinen Sohn al Afdal geschickt, der einen Tag lang mit einer großen Kundschaftertruppe durch Galiläa reisen würde. Graf Raimund stimmte unter der Bedingung zu, dass die Truppe sich nur von
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