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Der Krieg am Ende der Welt

Der Krieg am Ende der Welt

Titel: Der Krieg am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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hatten, damit sie den Aufklärungs-Patrouillen den Weg zeigten, waren mißmutig geworden, als sie durch die ersten rauchenden Dörfer kamen, und verschwanden bei Anbruch der Nacht alle auf einmal, während die Soldaten Schulter an Schulter auf dem Boden lagen und daran dachten, was hinter diesen schwarz vom dunkelblauen Himmel abgehobenen Bergen auf sie wartete: Verwundungen, vielleicht der Tod.
    Sechs Stunden später kamen die Flüchtigen keuchend nach Canudos, um den Ratgeber um Verzeihung zu bitten, weil sie dem Teufel gedient hatten. Sie wurden in den Laden der Vilanova gebracht, und dort fragte sie João Abade bis in kleinste Einzelheiten über die anrückenden Soldaten aus und überließ sie dann dem Beatinho, der immer die Neuankömmlinge empfing. Die Spurenleser mußten ihm schwören, daß sie keine Republikaner seien, daß sie weder die Trennung von Kirche und Staat akzeptierten noch die Entthronung Kaiser Pedros II., noch die Zivilehe, noch die staatlichen Friedhöfe, noch das Dezimalsystem, daß sie die Fragen der Volkszählung nicht beantworten und nie mehr stehlen oder sich betrinken oder um Geld wetten würden. Dann brachten sie sich einen kleinen Schnitt mit dem Jagdmesser bei als Beweis für ihre Bereitschaft, ihr Blut im Kampf gegen den Antichrist zu vergießen. Erst dann wurden sie von bewaffneten Männern zum Sanktuarium geführt, zwischen Leuten hindurch, die aufwachten von ihrem Kommen, sie umarmten und ihnen die Hände schüttelten. Der Ratgeber erschien in der Tür. Sie fielen auf die Knie, bekreuzigten sich, wollten sein Gewand berühren, seine Füße küssen. Einige brachen vor Ergriffenheit in Schluchzen aus. Anstatt sie nur zu segnen, durch sie hindurchblickend, wie er es sonst mit neuen Auserwählten tat, bückte er sich zuihnen hinunter, hob sie auf und sah jeden einzelnen mit seinen brennenden schwarzen Augen an, die keiner je wieder vergaß. Dann bat er Maria Quadrado und die frommen Frauen, die Lampen im Tempel des guten Jesus anzuzünden wie jeden Abend, wenn er den Turm bestieg, um Rat zu erteilen.
    Minuten später stand er auf dem Gerüst, umringt vom Beatinho, dem Löwen von Natuba, der Mutter der Menschen und den frommen Frauen, und zu seinen Füßen standen in Trauben und voll Verlangen die Männer und Frauen von Canudos im anbrechenden Morgen, in dem Bewußtsein, daß dieser Anlaß noch außergewöhnlicher sein werde als andere. Der Ratgeber ging wie immer auf das Wesentliche ein. Er sprach von der Transsubstantiation, vom Vater und vom Sohn, die zwei und eins waren und mit dem Heiligen Geist drei und eins waren, und damit das Dunkle hell würde, erklärte er, daß Belo Monte auch Jerusalem sein konnte. Mit dem Zeigefinger deutete er in Richtung Favela auf den Ölberg, wo der Sohn die furchtbare Nacht des Verrats von Judas durchlitten hatte, und weiter drüben auf den Kalvarienberg in der Serra da Canabrava, wo die Gottlosen ihn zwischen zwei Schächern ans Kreuz geschlagen hatten. Er fügte an, daß sich das Heilige Grab eine viertel Wegstunde von hier in Grajaú befinde, in der aschenfarbenen Steinhalde, auf der namenlose Gläubige ein Kreuz errichtet hatten. Dann erklärte er den schweigenden und staunenden Auserwählten, durch welche Gassen von Canudos der Kreuzweg führte: wo Christus zum erstenmal gefallen, wo er seiner Mutter begegnet sei, an welcher Stelle ihm die von ihren Sünden freigesprochene Sünderin das Gesicht reingewischt habe und von wo bis wo ihm der Mann aus Kyrene geholfen habe, das Kreuz zu tragen. Als er erklärte, das Tal des Ipueira sei das Tal Josaphat, hörte man von der anderen Seite der Berge, die Canudos von der Welt trennten, Schüsse. Ohne sich zu beeilen, bat der Ratgeber die Menge, die hin und her gerissen war zwischen dem Zauber seiner Stimme und den Schüssen, die Hymne anzustimmen, die der Beatinho komponiert hatte: »Lob und Preis dem Cherubin«. Erst dann brachen Gruppen von Männern mit João Abade und Pajeú auf, um den Jagunços, die bereits mit der Vorhut des Majors Febrônio de Brito auf den Hängen des Cambaio kämpften, Verstärkung zu bringen.Als sie angelaufen kamen und sich in Felsspalten und Schützengräben und hinter vorspringendem Gestein auf dem Berg postierten, den Soldaten in rot-blauen und grün-blauen Uniformen zu stürmen versuchten, gab es schon Tote. Noch in der Dunkelheit hatten die von João Abade an diesem einzigen Paß aufgestellten Jagunços die Truppen gesehen: das Gros noch auf Rast in Rancho das Pedras –

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