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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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und drei Jungen wurden noch vermißt. Eine Kinderleiche war in der Schlachtergegend aufgefunden worden.
    »Nein«, antwortete Tempus und vergaß es. »Ich wünsche dir Leben, Critias.«
    »Und ich dir, Geheimnisvoller. Auch immerwährenden Ruhm.«
    Vor der Tür wartete Jihan auf einem Trospferd, mit den Zügeln des anderen in der Hand.
    Zunächst ritten sie zum Haus der Hexe, um nachzusehen, ob sich vielleicht noch irgend jemand dort befand, doch Herrenhaus und Nebengebäude lagen verlassen, und auf dem Hof waren deutlich die Furchen von schwerbeladenen Wagen zu erkennen.
    Den Spuren dieser Karawane zu folgen war einfach.
    Ohne einen letzten Blick zurück ritt Tempus auf seinem Trospferd nordwärts, mit Jihan zu seiner Rechten. Nur etwas störte ihn noch: Er riß sich das Amulett des fragwürdigen Sturmgottes vom Hals und warf es in den Sumpf. Dort, wohin er ritt, war Vashankas Name bedeutungslos. Andere Namen waren heilig und andere Eigenschaften wurden den Sturmgöttern zugeschrieben.
    Als er sicher war, daß er sich des Amuletts unwiederbringlich entledigt hatte und das Lachen des Gottes nicht gräßlich in seinen Ohren hallte (alle Götter waren Witzbolde, und die Kriegsgötter die ärgsten), entspannte er sich im Sattel. Die Zeichen für dieses Unternehmen standen gut: Sie hatten für ihre Vorbereitungen nur halb so lange gebraucht, wie er angenommen hatte, und so konnten sie aufbrechen, als der Tag noch jung war.
    Crit blieb noch lange, nachdem Tempus gegangen war, an seinem Tisch im Aufenthaltsraum sitzen. Von Rechts wegen hätte Straton oder ein Paar der Heiligen Truppe Tempus’ Aufgabenbereich nach dessen Verlassen übernehmen müssen, irgend jemand - außer ihm. Nach einer Weile nahm er seinen Beutel vom Gürtel und leerte den Inhalt auf den Tisch: drei winzige Metallfiguren, ein Fischhaken aus einer Adlerkralle und einer Ohrschneckenschale, einen einzelnen Würfel und eine alte Tapferkeitsauszeichnung, die er sich in Azehur erworben hatte, als noch der Kriegspriester den ursprünglichen Heiligen Trupp geführt hatte.
    Er nahm das Ganze in die Hand und warf es hoch, wie man es beim Würfelspiel tun mochte. Der kleine Sturmgott fiel unter die Zinnfigur eines Kriegers, die sich dadurch aufrichtete, der Fischhaken legte sich um den Würfel, der mit einem Auge oben zum Ruhen kam (Strats Kriegsname war As). Die dritte Figur, ein silberner Reiter, saß direkt über dem sternenförmigen Orden - Abarsis hatte ihn ihm vor so langer Zeit schon um den Hals gehängt, daß das Stoffband zerfallen war.
    Zufrieden mit den Zeichen, die sein eigener Blick in die Zukunft ihm gab, steckte er das ganze Zeug wieder ein. Er hätte lieber gesehen, wenn Tempus ihn gebeten hätte, sich ihm anzuschließen, statt ihm das Leben von fünfzig Mann in die Hände zu legen.
    Er nahm solche Verantwortung zu ernst, sie drückte schwer auf ihn, schwerer als die Geheimdienstarbeit, mit der er erst vor kurzem begonnen hatte. Aber gerade seiner nahezu peinlichen Gewissenhaftigkeit wegen hatte Tempus ihn ausgewählt.
    Er seufzte, erhob sich und verließ die Herberge, um ziellos durch die stinkenden Straßen zu reiten. Die ganze Stadt war ein Höllenloch, eine Pestbeule, ein Geschwür, das nicht heilen wollte. Er konnte seine Sonderabteilung keinem anderen anvertrauen, andererseits wußte er nicht, wie er es fertigbringen sollte, auch sie noch zu führen, wenn er in Tempus’ Fußtapfen treten mußte.
    Sein Pferd, das den Weg selbst wählte, brachte ihn am Wilden Einhorn vorbei, wo Straton sich bald Eindaumen vorknüpfen würde.
    Eigentlich müßte er sich jetzt zum Palast begeben, Kadakithis seine Aufwartung machen, »Nettigkeiten« (wie Straton es nannte) mit Vashankas Hohenpriester Molin Fackelhalter austauschen, die Magiergilde aufsuchen ... Er schüttelte den Kopf und spuckte über die Schulter seines Pferdes. Er haßte Politik.
    Was Tempus ihm über Nikos Zustand und Jannis Tod erzählt hatte, machte ihm zu schaffen. Er dachte an den fremden Kämpfer, auf dessen Freigabe Niko bestanden hatte - Vis hieß er. Vis, der den Verwundeten und den Toten zur Stiefsohnkaserne gebracht und eine Botschaft für Tempus von Jubal gehabt hatte. Das und was Straton von dem Falkenmaskenmann herausbekommen hatte, den sie Ischade geschenkt hatten, dazu die Hinweise der Vampirin, gestatteten ihm, Jubals Aufenthaltsort zu berechnen, ähnlich einem Seemann, der sich nach den Sternen richtete. Aber Vis sollte zu ihm kommen. Er würde also abwarten. Wenn alles so

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