Der Krieg der Ketzer - 2
bereits angegriffen haben, bis die Schlacht vorbei wäre!« Erneut schüttelte er den Kopf, dieses Mal noch entschlossener. »Nein, das ist einer dieser überambitionierten Pläne, die vielleicht jemand wie Magwair ersinnen würde. Haarahld ist einfach ein zu guter Seemann, um etwas derartig Törichtes versuchen zu wollen.«
»Ich habe nicht gesagt, es sei wahrscheinlich, Euer Durchlaucht«, warf Myrgyn nun ein. »Ich habe lediglich darauf hingewiesen, es sei eine Möglichkeit.«
»Ich weiß.« Black Water streckte die Hand aus und tätschelte seinem Flag Captain in einer äußerst seltenen Geste der Zuneigung die Schulter. »Und ich denke, Sie haben durchaus nicht unrecht, was die Gründe betrifft, deretwegen sich Haarahld aus der Rock Shoal Bay zurückzieht – vor allem, falls er wirklich auf Caylebs Rückkehr wartet.«
»Was denkt Ihr, wie weit nach Süden wird er sich zurückfallen lassen, bis er sich zum Kampf stellt?«, fragte Myrgyn nun.
Kurz dachte Black Water nach. »Wahrscheinlich nicht weiter als bis zur Darcos-Meerenge«, erwiderte er dann. »Darcos Keep ist kein annähernd so guter Flottenstützpunkt wie Lock Island, aber im Notfall würde es wohl ausreichen – zumindest eine Zeit lang. Und die Passage zwischen Darcos Island und Crown Cape ist selbst bei Flut weniger als dreißig Meilen breit. Bei Ebbe ist sie noch deutlich schmaler, und der sichere Kanal darin ist noch einmal enger. Er könnte sich in die Meerenge zurückziehen, und wir hätten ernstzunehmende Schwierigkeiten, ihm zu folgen.«
»Aber wir könnten jederzeit die Silber-Meerenge durchfahren und uns ihm von hinten nähern«, betonte Myrgyn jetzt.
»Nicht, ohne unsere Streitkräfte aufzuteilen«, gab Black Water zurück. »Wir würden zumindest einige Schiffe positionieren müssen, um ihn davon abzuhalten, einfach wieder nach Norden zu fahren, und damit hätte er wiederum die Gelegenheit, zumindest einen Teil unserer Streitkräfte, der dann isoliert wäre, zu besiegen. Oder so könnte er sich das zumindest denken.«
»Und was denkt Ihr, Euer Durchlaucht?«, fragte Myrgyn und blickte seinen Oberkommandierenden neugierig an.
»Ich denke, wenn er töricht genug ist, sich in der Darcos-Meerenge einkesseln zu lassen, dann werde ich hingehen und meine Streitkräfte aufteilen«, gab Black Water zurück. »Wenn wir ihn bis in diese Enge hineintreiben, dann können wir es uns leisten, die Streitmacht nördlich der Meerenge zu reduzieren, weil wir dann nur die gleiche schmale Front verteidigen müssen wie er. Und das bedeutet, wir können wahrscheinlich jeglichen Versuch von ihm, aus diesem Kessel in den Sund auszubrechen, mehr oder weniger mühelos abwehren, ohne dafür mehr als ein Viertel oder vielleicht ein Drittel unserer Gesamtstreitkräfte einsetzen zu müssen, während wir den ganzen Rest durch die Silber-Meerenge schicken und ihn von hinten in die Zange nehmen.«
»Glaubt Ihr wirklich, dass er so töricht sein wird, Euer Durchlaucht?«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber man kann ja immer noch hoffen. In der Zwischenzeit müssen wir erst einmal bedenken, dass es noch fast sechshundert Meilen bis Darcos Island sind. Bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit dauert das noch fast einen Fünftag. Und wie scheu er sich im Augenblick auch geben mag, ich denke, wir können uns darauf verlassen, dass er sein Bestes geben wird, uns hin und wieder das Leben schwerzumachen. Die nächsten Tage sollten interessant werden.«
.VIII.
HMS Royal Charis, im Darcos-Sund
Haarahld von Charis stand auf dem Achterkastell seines Flaggschiffs und spähte zum östlichen Horizont hinüber, an dem immer wieder vereinzelte Blitze eines Sommergewitters die Nacht zu zerreißen schienen.
Natürlich waren es keine Blitze, und seine Kiefer mahlten, als er sich fragte, wie viele seiner Untertanen dort jetzt den Tod fanden.
Nicht allzu viele, wenn alles nach Plan läuft, sagte er sich selbst. Natürlich läuft nie alles ›nach Plan‹, nicht wahr?
»Commodore Nylz weiß, was er zu tun hat, Euer Majestät«, murmelte Captain Tryvythyn, und Haarahld drehte sich zu seinem Flag Captain herum.
»Sehe ich so besorgt aus?«, fragte er mit einem schiefen Grinsen, und Tryvythyn zuckte mit den Schultern.
»Nein, eigentlich nicht. Aber ich glaube, ich kenne Euch besser als die meistens anderen, Euer Majestät.«
»Das ist gewiss wahr«, stimmte Haarahld zu und lachte leise. »Dennoch haben Sie recht. Und irgendjemand musste es ja auch tun.«
»Exakt, Euer Majestät«,
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