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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und rieb sich den Steiß. » Ich bin auf den Hintern gefallen. Da war ein Fels oder so.«
    » Du bist einfach nicht zum Kämpfen zu gebrauchen«, stellte Tarka kopfschüttelnd fest.
    » Ich habe zwei oder drei von den Dingern umgebracht«, protestierte Kerr, aber Tarka wies auf das halbe Dutzend Kadaver, das sie zurückgelassen hatte.
    Kerr schnaubte. » Zumindest gibt es genug Fleisch für uns alle.«

33
    O bwohl er mit den Wundern der Welt oberhalb ihrer eigenen besser zurechtkam als die meisten anderen Trolle, erschien es Kerr befreiend, endlich wieder unter der Oberfläche zu sein. Die Tunnelwände waren in greifbarer Nähe, und er genoss das Gefühl, stets eine feste Decke über dem Kopf zu spüren.
    Auch Tarkas Laune war blendend, soweit Kerr das feststellen konnte. Aber bereits der Kampf vor der Höhle hatte die große Trollin in Hochstimmung versetzt, und es war schwer zu sagen, ob ihre gute Laune noch an ihrem Sieg lag oder jetzt der Rückkehr in die Heimat geschuldet war.
    Allein schon der Geruch, der die Gebeine der Welt beherrschte, war beruhigend. Fels und Stein, Moos und Wasser, kleine Beutetiere und schnelle Jäger, ein Hauch der Tiefe, von Trollen. Am Eingang hatte es noch nach den Bestien gerochen, aber dieser unangenehme Gestank war nun verflogen.
    So sehr freute sich Kerr darüber, wieder zu Hause zu sein, dass er begann, leise vor sich hin zu singen. Die meisten Lieder der Trolle waren für den ganzen Stamm bestimmt, mussten also aus vielen Kehlen gesungen werden, aber es gab auch einige für kleine Jagdgruppen. Zu seiner Überraschung stimmte Tarka in sein Lied mit ein. Die lang gezogenen, tiefen Töne hallten durch die Tunnel, wortlos, allein im Zusammenspiel der beiden Trolle einen Sinn ergebend. Das Echo kehrte zu ihnen zurück, und sie nutzten es geschickt, flochten den weiteren Gesang gleichsam in dieses Echo ein.
    Aber der Moment der Gemeinschaft, des Einverständnisses ging nur allzu schnell vorüber. Nach einer Weile verstummten die beiden Trolle und liefen schweigend weiter. Die Sorgen kehrten in Kerrs Geist zurück. Seltsame Monster, nicht nur tief unter der Erde, sondern auch an der Oberfläche. Streit unter den Menschen. Unruhe in der Welt der Geister.
    Dies alles hing zusammen, irgendwie, das war eindeutig. Er beschleunigte seinen Schritt. Kerr wollte seinen Stamm finden, so schnell wie möglich, und auch die anderen Stämme mussten gewarnt werden, auch Andas Trolle. Er musste eine Versammlung einberufen. Vielleicht gelingt es mir, die Stämme zu einem Bündnis zu überreden. Viele Trollstämme könnten gemeinsam mehr erreichen. Wir wären so stärker.
    Kerr folgte dem Tunnel, ohne auf seine Umgebung zu achten. Er war schon viele Male hier entlanggegangen. Seine Füße fanden den vertrauten Weg nahezu von allein. Tarka hingegen war so aufmerksam, wie es von einer großen Jägerin erwartet wurde, und er vertraute ihren Instinkten.
    » Wohin wollte dein Stamm ziehen?«, fragte sie, nachdem er eine Weile nichts gesagt hatte.
    » Es gibt eine große Kaverne nicht weit von hier. Mit drei Teichen. Dort lässt sich gut jagen.«
    » Die kenne ich«, murmelte Tarka. » Nur zwei Zugänge, frisches Wasser – ein guter Ort.«
    Kerr brummte zustimmend. » Und deiner?«
    » Sie sind weiter in Richtung Herz gezogen, aber nicht mehr so tief. Ich komme am besten mit dir mit und suche mir einen Pfad von der Höhle aus, in der dein Stamm lagert.«
    » Guter Plan«, entgegnete Kerr bloß, aber eigentlich war er froh, sie noch eine Zeit lang als Begleiterin zu haben. Auch wenn er es ihr gegenüber niemals zugegeben hätte, er fühlte sich in ihrer Nähe sicherer. Mehr als einmal hatte sie unter Beweis gestellt, was für eine Kämpferin sie war, und wenn diese neuen Bestien nun überall herumschlichen und jederzeit wieder angreifen konnten, war es gut, sie an seiner Seite zu wissen. Und was er sich selbst kaum eingestehen konnte: Er mochte sie. Obwohl sie ihn oft verspottete, obwohl sie an der Oberfläche bei ihren Begegnungen mit den Menschen alles noch komplizierter gemacht hatte, als es ohnehin schon war, hatte Tarka sich als eine treue und oft überraschend klug handelnde Trollin erwiesen, und Kerr zollte ihr Respekt ebenso wie Zuneigung.
    Ein Dreeg zog durch die Welt. In seinem Widerhall spürte Kerr alles um sich herum. Meist nutzten die Stämme die leuchtenden Flechten, wenn sie gemeinsam durch die Gänge zogen. Sie beide taten dies nicht; in der Dunkelheit lag für sie Sicherheit. Der Dreeg

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