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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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erschlaffte der Leib. Langsam, fast provozierend ließ das Monstrum von der Toten ab. Natiole spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Doch es waren keine Tränen der Trauer, dafür war später Zeit, sondern sie waren Ausdruck seiner gnadenlosen Wut.
    » Du stirbst!«, brüllte er. » Ich schlitze dich auf, ich reiß dir das Herz heraus!«
    Er wollte losstürmen, angreifen, seinen Worten Taten folgen lassen, aber eine Erinnerung hielt ihn zurück. › Nutze deine Stärke, aber kämpfe mit dem Geschick deines Geistes.‹ S tens Worte, seine Stimme. Die Hand seines Vaters auf seinem Arm, eine sachte Ermahnung nach einem Übungskampf. › Lass dich nicht von deiner Wut verführen, wie gerecht sie auch sein mag. Den Sieg erlangt man, wenn man Herz und Geist vereint.‹
    » Wlachaken! Linke Flanke täuscht Ausfall vor. Drei Schritt, dann zurück. Los!«
    Sein Befehl wurde sofort ausgeführt. Zwei Soldaten sprangen furchtlos vor und griffen scheinbar eine der Kreaturen an, die ihnen geschickt auswich. Zwei andere Monster nutzten den Moment und warfen sich in die Lücke. Doch sie wurden von Speeren und Schwertern erwartet. Die erste Bestie landete in zwei Speeren, die unter dem Ansturm zerbrachen. Die Soldaten wurden nach hinten geschleudert, aber die Spitzen hatten sich dem Ungetüm in die Brust gebohrt, und es fiel leblos zu Boden.
    Bei der zweiten Kreatur war Natiole zur Stelle. Er duckte sich unter ihr weg. Die Klauen schnitten durch die Luft über ihm. Er riss sein Schwert hoch, legte sich mit seinem ganzen Gewicht und aller Kraft in den Hieb. Die Klinge glitt durch die Schuppenhaut, durchtrennte sie, fand weiches Fleisch, schlug gegen einen Knochen. Diesmal konnte Natiole sie jedoch in den Händen halten, obwohl er von der Bewegung der Bestie mitgerissen wurde.
    Der schwere Leib landete auf ihm, Klauen kratzten über seine Rüstung, er roch den strengen Atem der Bestie. Aber sie regte sich nicht mehr. Dunkles Blut ergoss sich über ihn. Hektisch versuchte er, den Kadaver von sich zu schieben, aber erst, als Radu ihm zu Hilfe eilte, konnte er sich von dem üblen Monstrum befreien.
    » Ist das alles?«
    Der Schrei ließ Natioles Kopf herumfahren. Tarka hatte eine Bestie hoch über den Kopf gehoben. Ihr Körper war von Wunden übersät, Blut lief über ihre dunkle Haut – ihr eigenes, das ihrer Feinde, wer konnte das schon sagen? Ihre Augen funkelten vor Kampfeslust, ihre Zähne waren gefletscht. Sie schleuderte das Wesen von sich. Es prallte mit einem dumpfen Knall gegen einen Baumstamm, dem Übelkeits erregenden Geräusch von berstenden Knochen und platzender Haut.
    Tarka legte den Kopf in den Nacken und heulte triumphierend. Sie war in diesem Moment mehr als nur eine Trollin. Sie wirkte wie ein Relikt aus einer dunklen, blutigen Vergangenheit. Unbesiegbar wie der Geist des Krieges selbst.
    Ihr Blick fiel auf Natiole, und er erstarrte. Einen Herzschlag lang glaubte er, sie würde als Nächstes über die Menschen herfallen. Es schien, als sei ihre Lust auf Blut und Tod noch längst nicht gestillt, und er war nicht sicher, ob es für sie einen Unterschied machte, wessen Fleisch und Knochen sie zerriss.
    Doch dann sah sie sich nach weiteren Feinden um. Natioles Angst vor ihr verflog nahezu, aber nicht zur Gänze. Eine Gänsehaut auf seinen Armen und ein schaler Geschmack in seinem Mund blieben zurück.
    Als er versuchte, den Kampfplatz zu überblicken, fand er keine Gegner mehr. Die Bestien waren verschwunden, ebenso schnell und geheimnisvoll, wie sie erschienen waren. Viele seiner eigenen Leute waren gefallen, fast alle hatten Wunden davongetragen. Aber von einem fehlte jede Spur.
    » Kerr!«
    Er rief noch einmal. Tarka stimmte in den Ruf ein. Natiole glaubte, in ihrer Stimme etwas Unerwartetes zu erkennen: Sorge. Auch er bekam es mit der Angst zu tun. Er lief das Gebiet ab, in dem sie gekämpft hatten, zog immer weitere Kreise, versuchte, im Unterholz ein Zeichen seines Freundes zu finden.
    » Kerr!«
    » Ja, verdammt!«
    Die geknurrte Antwort ließ Natiole erleichtert aufatmen. Eine massige Gestalt bahnte sich ihren Weg durch den Wald, trat auf die Lichtung. Noch waren die Wunden zu sehen, die der Troll davongetragen hatte, aber Natiole bemerkte, dass sie sich bereits langsam schlossen. Anders als meine eigene dreimal verfluchte Schulter, dachte er. Jetzt, da die Hitze des Kampfes von ihm wich, spürte er die Schmerzen deutlich.
    » Das Mistvieh hat mich den Hang runtergeschubst«, brummte der Troll verärgert

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