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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Trollen das Unglaubliche zu sagen, doch Raga kam ihm zuvor: » Es war ein Balaur. Er hat die Zwerge angegriffen und verbrannt.«
    » Ein Balaur? Das kann doch gar nicht sein«, knurrte Tarka, und ein ungläubiges Murmeln stieg von den anderen Trollen auf.
    Raga blickte von einem zum anderen. Als auch Res den Kopf schüttelte, sah sie ihn scharf an. » Was soll es denn sonst gewesen sein, ihr Rargamhirne? Wir haben die Zwergenstadt gesehen. Nichts anderes könnte so ein Feuer machen. Wir haben gemerkt, wie die Erde gebebt hat. Also los, sagt schon: Was unter der Erde hätte diese Zerstörung denn sonst anrichten können?«
    Res wollte schon auffahren, aber Kerr hielt ihn mit einer Handbewegung zurück: » Sie hat Recht, weißt du. Das ist die einzige Erklärung, die passt. Für das, was unter der Erde geschieht, und für das, was Tarka und ich an der Oberfläche gesehen haben. Es ist ein Balaur, der die neuen Bestien beherrscht, und er ist lebendig und wach.«
    » Dann soll er besser nicht die Wege der Trolle kreuzen«, knurrte Tarka finster. » Kann ja sein, dass die Zwerge keinen Mumm haben. Dass die kleinen Bastarde geflohen sind und sich vor Angst verkrochen haben.« Sie richtete sich zu ihrer vollen, beeindruckenden Größe auf. » Kannst du mich hören, du beschissenes Mistviech? Mit den Trollen kannst du das nicht machen. Hörst du mich? Wir werden gegen dich kämpfen und dir jede Schuppe einzeln ausreißen, wenn es sein muss. Glaub bloß nicht, dass ich dich fürchte!«
    Rask stellte sich neben sie, als sie eine Pranke hoch in die Luft reckte, und auch er hob einen Arm. Raga legte eine ihrer Pranken um Zetems Körpermitte, die andere reckte sie gemeinsam mit dem Jäger in die Höhe. Schließlich standen alle Trolle beieinander und stießen ihre Pranken in die Luft. So standen sie einen Moment da und gaben sich gegenseitig Stärke und Kraft. Ihre Stimmen verschmolzen zu einer einzigen, als sie die Köpfe in den Nacken legten und brüllten und heulten. Die Kaverne erbebte, als sie mit den Füßen aufstampften. Rask schlug sich auf die Brust, fletschte die Zähne, und viele machten es ihm nach.
    Obgleich in ihren Schreien keine Worte lagen, sandten sie eine klare Botschaft in die Welt. In ihrer Gemeinschaft waren sie stark. Sie waren die gefürchtetsten Jäger unter der Welt, die größten und gemeinsten Krieger. Sie hatten vor nichts und niemand Angst. Sie waren Trolle.
    » Das ist es«, sagte Kerr schließlich, als der Lärm verebbte. » Wir lassen uns auch von dem Balaur nicht aus unserer Heimat vertreiben. Aber um einen Drachen zu bekämpfen, brauchen wir mehr als einen Stamm. Wir brauchen jeden Troll, den wir kriegen können. Jeder Troll, der kämpfen kann, muss sich uns anschließen.«
    Ein lauter zustimmender Schrei aus vielen Kehlen antwortete ihm.
    Vor seinem inneren Auge sah Kerr, wie der Schrei durch die Gänge und Höhlen hallte, wie Trolle überall aufsahen, einstimmten, sich auf den Weg machten. Keine einzelnen Stämme, keine einsamen Trolle, sondern eine gemeinsame Macht, die die Gebeine der Welt erschüttern würde.

40
    D er Boden bebte, als die Reiter direkt an ihrem Versteck vorbeizogen und das Donnern der Hufe die Erde erschütterte. Camila hielt den Atem an und hoffte inständig, dass keiner von ihnen von den Bewaffneten entdeckt werden würde. Sie grub die Finger in das weiche Erdreich, schloss die Augen und bat die Geister um Beistand. Doch ob es ihr überhaupt gelang, sie zu erreichen, vermochte sie nicht zu sagen, so erschöpft war sie.
    Dann waren die Reiter vorbei und galoppierten davon.
    Camila kroch ein Stück vor und schob vorsichtig den Kopf über den Rand der Böschung. Der breite Pfad durch den Wald war verlassen. Die Hufe hatten den Boden aufgewühlt, aber die Spuren waren der einzige Hinweis darauf, dass hier Menschen vorbeigekommen waren.
    » Sie sind weg«, sagte Camila leise. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie den anderen zeigen musste, dass sie keine Angst mehr zu haben brauchten, und sagte noch einmal laut: » Niemand mehr hier.«
    Jemand hinter ihr seufzte laut, und sie konnte die Erleichterung gut nachvollziehen. Als sie sich erhob und umsah, fiel ihr wieder auf, wie seltsam die Situation war. Sie befanden sich mitten in Wlachkis, nur noch ein, zwei Tagesreisen vom Magy entfernt. Hier wurde der Wald immer wieder von Feldern und Wiesen abgelöst, und die Menschen, die in seiner Nähe lebten, hatten Straßen und Wege durch den Forst geschlagen. Wenn die Sonne schien,

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