Der Krieg der Trolle
die ihm das Mädchen gewiesen hatte. Radu und er folgten der staubigen Straße, so schnell sie konnten, und nachdem sie einen kleinen Bach überquert hatten und vor ihnen die ersten Bäume auftauchten, hörte er das Summen zahlloser Fliegen, und ein stechender Geruch drang ihm in die Nase. Etwas abseits des Weges lag eine ungeschlachte graue Gestalt. Natiole zügelte sein Pferd und stieg ab. Als er sich näherte, stoben die Fliegen auf und gaben den Blick auf die Leiche des Trolls frei.
Der Kadaver wirkte aufgedunsen und verströmte einen Geruch, der dafür sorgte, dass Natiole sofort Mund und Nase mit dem Ärmel seines Hemdes bedeckte. Neben ihm fand Radu allerlei blumige Ausdrücke, um den Weiler, das Land und tote Trolle im Allgemeinen zu verfluchen.
Trotz des Gestanks trat Natiole näher. Es war kein Troll, den er kannte. Er muss allein gewesen sein, sonst hätten sie ihn hier niemals so liegen lassen, dachte er. Trolle nehmen ihre Toten mit und verzehren ihr Fleisch, um sie zu ehren.
Bis auf einige Tierhäute und einen Gürtel, an dem eine Reihe kleiner Beutel befestigt waren, trug der Troll keine Kleidung. Die graue Haut wies grauenvolle Wunden auf. Lange Risse zogen sich über Beine und Oberkörper, aus einer großen, gezackten Wunde am Bauch quollen die Eingeweide hervor, der gewaltige Schädel war an einer Seite eingedrückt, und Natiole konnte Knochensplitter und eine graue Masse sehen, die aus der Wunde ausgetreten war.
Trolle hatten Hornplatten am Kopf, das wusste Natiole. Was immer in der Lage gewesen war, einen solchen Schlag zu führen, war ein äußerst gefährlicher Gegner, egal ob für Mensch oder Troll.
Ein Horn war mit getrocknetem Blut bedeckt, ebenso wie die mächtigen Pranken. Er hat sich heftig gewehrt, aber das ist bei einem Troll wohl das Mindeste, was man erwarten kann. Was hat er hier gewollt? Und wer oder was hat ihn getötet?
Natiole wandte sich zu Radu um, der mit leicht grünlicher Gesichtsfarbe ein Stück hinter ihm geblieben war. » Besorg uns ein paar Schaufeln, wenn du kannst. Er darf hier nicht liegen bleiben, sonst lockt er allerlei Aasfresser an, und sie müssen bald wegen des Gestanks den Weiler aufgeben.«
Radu nickte und ging in Richtung des Dorfes davon, vermutlich froh, dem Anblick fürs Erste zu entkommen.
Natiole machte sich daran, die Pferde in einiger Entfernung am Bach anzubinden und ihnen die Sättel abzunehmen, damit sie bequem grasen konnten. Ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass die Sonne mittlerweile bereits tief stand. Wenn Radu sich nicht beeilte, würde er erst nach Einbruch der Dämmerung zurück sein, und sie würden den Plan, den Troll zu begraben, auf den folgenden Tag verschieben müssen.
Mit gekreuzten Beinen setzte Natiole sich ans Ufer des Baches und ließ seine Gedanken um die Frage kreisen, was den Troll getötet haben mochte und was er wohl von ihm am besten mitnehmen sollte, damit er Kerr bei ihrem nächsten Zusammentreffen von dem Toten erzählen konnte.
Ein Knurren, das zu ihm herüberdrang, ließ Natiole hochschrecken. Er blickte zu dem Leichnam hinüber und sah, dass sich dem toten Troll aus dem Halbdämmer des Waldes etwas näherte.
Vorsichtig erhob Natiole sich und legte eine Hand auf den Knauf seines Schwertes. Dann plötzlich, schneller, als sein Auge es zu erfassen vermochte, sprang eine dunkle, zottelige Gestalt mit einer gewaltigen wolfsähnlichen Schnauze zwischen den Bäumen hervor, jagte auf den Leichnam des Trolls zu und beschnupperte diesen.
Natioles Herzschlag setzte für einen Moment aus. Ein Zraikas!
Die Wolfskreaturen waren selbst für eine ganze Patrouille gefährliche Gegner, und er war allein.
Der Zraikas hatte sich nun auf zwei Beine erhoben und nahm mit geblähten Nüstern Witterung auf. Aufrecht stehend musste er beinahe ebenso groß wie der Troll sein, der tot am Boden lag. Sein Körper war von dichtem, langem Fell bedeckt, das in verfilzten graubraunen Strähnen an seinem wolfsähnlichen Leib herabhing.
Das Wesen wandte den Kopf, und schließlich schaute es in Natioles Richtung, der immer noch wie angewurzelt dastand. Es kann mich riechen, trotz des toten Trolls, schoss es dem jungen Fürsten durch den Kopf.
Der Zraikas stieß ein tiefes Heulen aus, dann machte er einen Satz und sprang mit ausgestreckten Pranken auf ihn zu.
Natiole erwachte aus seiner Erstarrung. Er riss sein Schwert aus der Scheide und rollte sich instinktiv zur Seite ab. Der Angriff des Zraikas ging ins Leere, doch Natioles Gegenschlag
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