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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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eigentlich von ihm hielt.

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    U nruhig schritt Natiole im Zelt auf und ab. Das unablässige Gerede seiner Berater war ihm unerträglich. Derzeit stritten sie sich über kleinste Fragen der Tradition, über die Bedeutung von Worten und Gesten und dergleichen mehr.
    » Schwester!«, beharrte Mendrik, und hätte es einen Tisch gegeben, so hätte er sicherlich mit der Faust daraufgeschlagen. » Cousine klingt zu weit entfernt und scheint einen niederen Rang anzudeuten, was in dieser Situation eine große Unhöflichkeit wäre. Schwester ist die einzig akzeptable Variante und …«
    Durch die Anwesenheit so vieler Menschen auf so engem Raum war es im Zelt heiß und stickig, und Natiole konnte fühlen, wie ihm der Schweiß ausbrach. Die frisch verheilten Wunden, die der Angriff des Zraikas auf seiner Haut hinterlassen hatte, begannen zu jucken, aber er konnte sich in Gegenwart des halben Hofes wohl schlechterdings kratzen.
    Camila war bei seiner Rückkehr nach Teremi ziemlich hart mit ihm ins Gericht gegangen, weil er die Hauptstadt ohne Schutz verlassen hatte und dann so sorglos mit seinen Wunden umgegangen war. Nun, der Heiler hat mein Leben ja offenbar noch retten können, dachte Natiole, auch wenn ich mich gerade frage, ob ein Grab in der staubigen Erde von Balati nicht auch etwas für sich hätte.
    Seit sie den namenlosen, toten Troll gefunden hatten, machte Natiole sich Sorgen um Kerr, von dem er noch nichts gehört hatte. Er hatte vergeblich versucht, den Troll zu erreichen, und konnte nur darauf warten, dass er Nachricht erhielt.
    Ein Räuspern neben ihm brachte ihn ins Hier und Jetzt zurück. Offenbar hatte Radu bemerkt, dass er geistig abwesend war, und wollte ihn daran erinnern, dass er in diesem ganzen Zirkus eine Rolle zu spielen hatte.
    » Unsinn«, bellte Irinya gerade ebenso laut wie ihr Vorredner. » Sie ist seine Cousine, warum sollte er sie Schwester nennen?«
    » Weil sich nicht zwei einfache Personen treffen, sondern der Fürst der Wlachaken und die Herrin der Masriden.« Mendriks Stimme war kalt, und er sprach mit Irinya wie ein Lehrer mit einem verständnisschwachen Kind. » Es wäre ein Affront, sie als Cousine zu bezeichnen, vollkommen egal, welcher Art ihre Blutsverwandtschaft sein mag.«
    So ging es weiter. Lediglich Phryges hielt sich aus dem Streit heraus, vermutlich, weil der Dyrier über derlei einfache Fragen des Protokolls nur lachen konnte. In seiner Heimat hätte ein offizielles Treffen derart hochrangiger Personen wohl Monate der Vorbereitungen und mehrere Dutzend Höflinge erfordert.
    Wann sind wir wie die Dyrier geworden?, fragte sich Natiole insgeheim. Wie lange ist es her, dass sich die Anführer der Stämme unseres Volkes einfach auf Lichtungen trafen, um dort ungezwungen über alles zu sprechen, was die Wlachaken angeht? Wann wurde festgelegt, dass der Fürst beim Gelage zuerst trinken muss, bevor es andere dürfen? Woher stammen diese unsinnigen Empfindlichkeiten bezüglich der Anrede? Kam das mit den Masriden?
    » Ihr schweigt?«, fragte Phryges leise.
    » Ich werde meine Cousine nicht Schwester nennen«, erklärte Natiole laut und ließ so das Streitgespräch verstummen. » Und auch nicht Cousine. Ich werde sie Ana nennen. Aber es steht jedem hier frei, sie so anzusprechen, wie es ihm oder ihr beliebt – solange ihr bereit seid, die Konsequenzen zu tragen.«
    Die betroffenen Gesichter zeigten Natiole schnell, dass nicht jeder seine Worte als Scherz verstanden hatte, so wie sie gemeint gewesen waren. Er grinste in die Runde, um dem Gesagten die Schärfe zu nehmen, aber auch, weil es ihn belustigte, sich vorzustellen, wie Ana wohl auf zu viel höfisches Gehabe reagieren würde. Ihre Zunge ist mindestens so scharf wie ihr Schwert, und ihre Klinge ist bis über die Grenzen des Landes zwischen den Bergen gefürchtet.
    » Unser Fürst wird am besten wissen, was er sagen soll«, stellte Irinya diplomatisch fest. Die alte Händlerin mochte noch nie eine Waffe in der Hand gehalten haben, aber sie konnte so hart wie ein Krieger wirken. Natiole respektierte ihre innere Stärke und ihren eisernen Willen, und ihr Geschick in Geldfragen war unübertroffen.
    » Ich habe nur gescherzt. Ana Békésar ist nicht der Mensch, der sich um diese Feinheiten kümmert. Sie wird ihre Freundschaft zu uns gewiss nicht davon abhängig machen, welche Begrüßungsformel ich wähle.«
    » Aber ihre Berater«, gab Mendrik zu bedenken. » Vor allem diese Szarkin … Sciloi.«
    Der Name rief düstere

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