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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Erinnerungen wach, aber Natiole verdrängte sie schnell, als vor dem Zelt ein Trompetenstoß erklang. Da kommt die Fürstin von Ardoly. Er zog sein Wams gerade und überprüfte den Sitz seines Waffengurts, bevor er seinen Beratern ins Freie folgte. Es war ein klarer Tag, die Sonne spiegelte sich auf dem ruhig dahinfließenden Iames. Neugierig betrachtete der junge Fürst den Aufmarsch der Masriden am gegenüberliegenden Flussufer. Sie sahen prächtig aus auf ihren Pferden, mit den bunten Bannern an ihren langen Lanzen, den Rüstungen des Fußvolks. Ein gutes Hundert mochte sich dort versammelt haben, ebenso viele, wie in Natioles Lager anwesend waren.
    Es würde lange dauern, die Masriden mit den flachen Kähnen überzusetzen, aber es war ein Schauspiel, wie geordnet und diszipliniert der Transport vonstatten ging. Die Fährleute warteten geduldig, bis die groß gewachsenen Pferde an Bord waren, bevor sie zu der Anlegestelle unterhalb des Lagers ruderten.
    Ana würde bei der ersten Gruppe sein, da war Natiole sich sicher, auch wenn er sie auf die Entfernung nicht erkennen konnte. Bei seinen Untergebenen begannen die letzten Vorbereitungen für das Treffen. Alles war geplant und genau abgesprochen, und jeder wusste, wo sein Platz war.
    Bis auf Ana. Denn plötzlich brach eine kleine Gruppe Berittener aus dem Pulk der Masriden aus und galoppierte direkt zum Lager der Wlachaken.
    Als Natiole die überraschten und durchaus auch entsetzten Rufe hörte, mit denen dies quittiert wurde, konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. Natürlich brachte Ana die sorgsamen Pläne seiner Berater ins Wanken. Vielleicht war es noch eine Angewohnheit aus ihrer Zeit als Söldnerführerin – den Feind immer dort zu treffen, wo er es nicht erwartete! Aber Natiole glaubte eher, dass es einfach nicht ihrem Naturell entsprach, am Ufer zu warten, bis Dutzende von Menschen und Pferden übergesetzt waren.
    » Herr, wir sind nicht bereit … das Festmahl …«
    » Es ist schon gut, Mendrik. Meine Cousine wird uns keine Vorwürfe machen.« Natiole klopfte dem Weißhaarigen jovial auf die Schulter und warf seinen Umhang zurück, bevor er in die Mitte des Lagers trat, das aus vier großen Zelten bestand.
    Wenige Herzschläge später preschte Ana an der Spitze eines halben Dutzends Reiter heran. Sie zügelte ihr Streitross, einen recht kleinen, feurigen Rappen, und sprang geschickt aus dem Sattel. Sie blies sich eine Haarsträhne aus den Augen, erblickte Natiole und kam mit einem breiten Lächeln auf ihn zu. » Nati!« Bevor er etwas erwidern konnte, schloss sie ihn in die Arme und drückte ihn an sich.
    » Ana. Es ist gut, dich zu sehen.«
    » Verzeih meinen Auftritt«, flüsterte sie ihm ins Ohr. » Aber sie haben mich den ganzen Weg lang nicht in Ruhe gelassen und mir erklärt, wie ich dich anreden soll.«
    Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn genau.
    » Hoffentlich lernen sie ihre Lektion«, erwiderte Natiole. » Und hoffentlich erklären sie es auch meinen Leuten.«
    » Ha! Gut siehst du aus. Du übst noch mit dem Schwert?«
    » Jeden Tag, genau, wie wir es in Colchas getan haben.«
    » Das sieht man. Du bist schlank wie ein Windhund, und ich wette, immer noch genauso schnell. Wie geht es Ionnis und Artaynis?«
    » Sie sind im Mardew. Ionnis ist inzwischen Bojar und verwaltet das Land von Désa aus. Ich denke, sie wären gern häufiger im Goldenen Imperium, und ich würde ihren Wünschen ja entsprechen, aber ich brauche sie hier. Vermutlich weißt du selbst, wie schwer es ist, das Land zu regieren. In den Hochtälern sind einige Stämme unruhig geworden und haben alte Traditionen wiederaufleben lassen.«
    » Sie stehlen Schafe?«
    Natiole schwieg einen Moment schuldbewusst, denn tatsächlich waren die Schwierigkeiten im Mardew etwas, worum er sich noch zu wenige Gedanken gemacht hatte, weil er die Provinz bei seinem Bruder in guten Händen wusste. Erst dann nickte er. » Das und mehr. Aber genug von den ganzen Problemen. Lass uns etwas essen und trinken, und danach musst du mir alles über dich erzählen.«
    Ana zog sich die Handschuhe aus, hakte sich bei Natiole unter und sagte: » Nur zu gern.«
    Gemeinsam gingen sie in das größte und prächtigste Zelt, wo die Vorbereitungen immerhin so weit gediehen waren, dass es dyrischen Wein und einen Tisch mit Obst, Brot, Käse und Wurst gab. Ihre Berater gesellten sich zu ihnen, und nachdem alle vorgestellt waren, verstummten wenigstens für den Moment die Gespräche, da sich alle erst

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