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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ihr ruhte. » Ich weiß nicht, wie wichtig es ist, und ich kann es auch nur schwer deuten, aber die Geister waren an jenem Tag sehr aufgewühlt. Erst durch sie habe ich von dem Kampf erfahren, und seitdem hat sich dieser Eindruck nur noch mehr und mehr verfestigt.«
    » Was bedeutet das?«
    » Ich wünschte, ich könnte es sagen. Es gibt etwas daran, was ich nur schwer in Worte fassen kann. Vielleicht sind die Gründe der Geister für einige von euch nicht wichtig, aber wir sollten es auch nicht vergessen. Die Geister des Landes geraten nicht leicht in Aufruhr, und wir tun gut daran, ihre Warnungen zu beachten.«
    Sie konnte sehen, dass ihre Worte die Sorgen der Berater und auch die Natioles vertieften. Etwas war in Bewegung geraten. Noch lag es in der Dunkelheit verborgen, aber Camila konnte spüren, dass es sich in den Schatten formierte, und befürchtete, dass es groß war und sie alle zu überrollen drohte.
    Unvermittelt klopfte es an der Tür, und eine junge Frau betrat den Saal. Straßenstaub bedeckte ihre robuste Reitkleidung, und sie atmete schwer, als sei sie direkt vom Pferd gesprungen und durch die Burg gelaufen. » Herr, verzeiht mir bitte mein Auftreten, aber ich bringe Kunde aus dem Nordwesten. Bei einer Bauernfamilie sind Trolle aufgetaucht.«
    » Trolle?«, fragte Natiole sofort und trat auf die Botin zu. » Lebende Trolle? Wie viele? Woher?«
    » Ich weiß es nicht.« Sie schluckte. » Aber man bittet Euch, schnell jemanden zu schicken. Es klang sehr dringend.«
    Natiole fluchte verhalten, dann wandte er sich an seine Berater: » Wir haben unsere Aufgaben. Ich reite noch heute zu diesen Bauern. Findet ihr mir die Auftraggeber!«
    Als er den Saal schnellen Schrittes verließ, schloss sich Camila ihm an.
    Auch die Trolle hatte eine enge Verbindung zum Land. Vielleicht hatten sie ebenfalls etwas gespürt.

20
    O bwohl sie sich bemühte, gelang es Artaynis nicht, den Überblick über alle Neuankömmlinge zu bewahren. Jeden Tag trafen neue Gruppen von Soldaten ein, meist nur eine Handvoll, manchmal aber auch ein ganzer Tross. Die meisten von ihnen wurden in der Feste untergebracht, aber auch vor den Toren bildete sich ein kleines Lager, und jeden Tag schienen neue Zelte wie Pilze aus dem Boden zu schießen.
    Die Wlachaken des Mardews waren für ihre Dickköpfigkeit bekannt. Jahrhundertelang hatten sie sich erfolgreich jedem Ansturm der Masriden widersetzt. Sie waren zäh und bereit zu kämpfen, wenn sie zu den Waffen gerufen wurden. Jeder junge Mann, jede junge Frau lernte, sich zu verteidigen; selbst in den Jahren des Friedens war diese Tradition nicht verschwunden.
    Die Region war nur dünn besiedelt, aber die Krieger kamen selbst aus den kleinsten Weilern und von einzelnen Gehöften. Eigentlich mochten sie Stallburschen sein oder Erntehelferinnen, doch jetzt trugen sie alte Waffen und Schilde, geflickte Rüstungen und hatten sich bunte Stofffetzen in den Farben ihrer Lehnsherren und -herrinnen um den Arm oder Hals gebunden. Artaynis wusste, dass sie daheim Familie hatten, vielleicht gern lachten, mit Freunden scherzten, aber jetzt trugen sie grimmige Mienen zur Schau und wirkten selbst auf sie bedrohlich. Die Verschlossenheit und Schweigsamkeit der Bewohner des Mardews waren ohnehin berüchtigt, und angesichts der Situation schienen sich diese Eigenschaften noch um ein Vielfaches zu verstärken.
    Als Herrin der Feste sah es Artaynis zwar als ihre Aufgabe an, sich um das Wohlergehen der stetig wachsenden Heerschar zu bemühen, aber ihr wurde schnell bewusst, dass sie nur wenig tun konnte, um die Versorgung und Unterbringung der Truppen zu gewährleisten. Die Wlachaken versammelten sich ihren Traditionen entsprechend, und es schien ihr, als wüsste jeder, was getan werden musste.
    Ionnis zog sich immer mehr mit seinen Beratern und den angereisten Adeligen zurück, hielt endlose Kriegsräte und brütete über Karten, sodass sie ihn kaum noch sah. Oft kam er erst spät in der Nacht in ihr gemeinsames Schlafgemach und verschwand wieder, noch bevor die Sonne aufging. Der Gedanke daran, wie lange es her war, dass sie zuletzt ein echtes Gespräch geführt oder wie Mann und Frau zusammengewesen waren, legte sich wie Blei auf ihr Gemüt.
    Auch an diesem Tag, der mit dichtem Nebel begonnen, bevor die Sonne selbigen vertrieben hatte, hatte Artaynis Ionnis nur kurz gesehen. Immer mehr beschlich sie das Gefühl, dass ihre Anwesenheit in Désa vollkommen nutzlos war.
    Die Wlachaken wollen mich nicht in ihrer Mitte

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