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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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haben. Und mein eigener Mann behandelt mich wie eine Fremde. Vielleicht sollte ich nach Colchas zurückkehren. Welchen Grund habe ich noch, in dieser barbarischen Kälte auszuharren? Sie versuchte, die düsteren Gedanken zu vertreiben, aber mit jedem Tag fiel es ihr schwerer.
    Trotz der Geschäftigkeit um sie herum hatte sie nur wenig zu tun. Sie machte ihre Runde über den Hof, begrüßte einige der Wlachaken, die sie persönlich kannte, und sorgte dafür, dass die Reste der am Vortag geschlachteten Ochsen unter den Soldaten verteilt wurden.
    Als sie am großen Brunnen stand und ihren Blick über die vielen Menschen im Hof wandern ließ, riss sie eine Stimme aus ihren Gedanken. » Seid gegrüßt.«
    Sie wandte sich um und sah Vara, die einem bulligen, narbenübersäten Krieger einen Lederbeutel gab und dann mit einem Lächeln zu ihr trat. Artaynis erwiderte den Gruß und das Lächeln. Der Krieger ging seiner Wege.
    » Beeindruckend, nicht wahr?«
    » Die Versammlung? Allerdings«, stimmte Artaynis zu. » Wenn man durch das Mardew reitet, hat man das Gefühl, dass hier keine Menschenseele lebt, doch jetzt zeigt sich, wie trügerisch dieser Eindruck ist.«
    Vara lachte. » Nun ja, es sind fast alle hier. Da draußen gibt es jetzt nur noch alte Leute und kleine Kinder. Und wenn es nicht gegen die Schafsdiebe aus den Hochtälern ginge, sondern gegen die Masriden, würden selbst die Heugabeln und Sensen schultern und hierhermarschieren.«
    » Ihr vertraut den Masriden nicht?«
    Mit einem Seufzen setzte sich Vara auf den Rand des Brunnens und runzelte die Stirn. » Vertrauen? Nein, niemals. Ich vertraue darauf, dass sie schlau genug sind zu wissen, dass sie sich nur blutige Nasen holen würden, wenn sie es wagten, die freien Wlachaken anzugreifen. Wir aus dem Mardew haben schon immer so gedacht. Ein Auge auf die Feinde, eine Hand an der Waffe. Dann wird man nicht überrascht.«
    Sie beobachteten eine kleine Weile, wie Soldaten an den Feuerstellen kochten, hauptsächlich Suppe in großen Kesseln. Später würde Brot verteilt werden. Eine Mahlzeit, so schlicht es nur ging, aber Artaynis hatte gelernt, dass solche einfachen Freuden manchmal ebenso gut sein konnten wie das raffinierteste Gericht der besten Köche von Colchas.
    » Mein Vater hat mir einst Ähnliches über sein Leben am Hof des Goldenen Imperators berichtet«, sagte sie. » Wo es offenbar fast ebenso ist. Man hat Feinde, die jede Schwäche sofort gnadenlos ausnutzen, und es geht um das eigene Leben.«
    » Erzählt Ihr mir vom Goldenen Imperium?«, bat Vara. Sie sah Artaynis mit großen Augen an, und es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass ihre Frage aufrichtig gemeint war.
    Die junge Dyrierin verbarg ihre Verblüffung und kam dem Wunsch nach. Sie sprach von Colchas, von den zahlreichen Wundern der Stadt, der Vielzahl ihrer Bewohner, aber auch von ihren Abgründen. Es fiel ihr nicht schwer, von den Palästen zu schwärmen, den Bauwerken, die auf der ganzen Welt ohne Gleichen waren, von den Kunstwerken, den Fresken, Bildern, den goldbeschlagenen Möbeln. Aber sie erzählte auch von den Schattenseiten des Reichtums und der Macht. Sie merkte, wie die Sehnsucht nach ihrer Heimat sie überkam. So, wie sie war, als ich noch dort lebte und Ionnis ein hochgeachteter Gast in unserem Hause war, begierig, unsere Lebensweise kennenzulernen. Und mich.
    » Ich würde es gern mit eigenen Augen sehen«, sagte Vara schließlich, und Artaynis sah ein Leuchten in ihren Zügen, das dem Verlangen in ihren Worten entsprach.
    » Warum reist Ihr nicht einmal ins Imperium? Es muss ja nicht Colchas sein; es gibt auch schöne Orte näher am Land zwischen den Bergen.«
    » O nein, das geht nicht. Ich habe mein ganzes Leben im Mardew verbracht. Hier leben Menschen, die mich brauchen, die auf meine Führung vertrauen. Ich war zweimal in Teremi, und das war schon eine weite Reise.«
    Artaynis legte ihr die Hand auf den Arm. » Irgendwann werden Ionnis und ich zurück ins Imperium reisen. Ihr seid herzlich eingeladen, uns ein Stück unseres Weges zu begleiten.« Als sie sah, dass Vara protestieren wollte, schüttelte sie den Kopf. » Seht es als Eskorte für Euren Lehnsherrn an. Es gibt sicherlich jemanden, der Eure Güter in Eurer Abwesenheit verwalten kann.«
    Vara biss sich auf die Unterlippe und sah zum Himmel empor, dann entspannte sich ihre Miene. » Ich danke Euch für das Angebot. Aber …«
    » Kein Aber. Wenn es so weit ist, sprechen wir noch einmal darüber. Das Mardew wird

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