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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bleierne Müdigkeit sie überkam. Erschöpft machte sie sich auf den Rückweg in den Wohnbereich der Burg.
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie, verborgen vor den Augen der Diener und Wachen, zurück zu ihrem Schlafgemach gelangte. Es musste mitten in der Nacht sein, und sie hatte schon beinahe die Tür erreicht, als sie zu ihrer Überraschung merkte, dass sie offen stand und Stimmen aus dem Inneren drangen.
    Statt auf die Tür zuzugehen, blieb sie stehen. Ihr Blick fiel auf eine der hohen Fensternischen, die von schweren Vorhängen verdeckt war, um die nächtliche Kühle abzuhalten. Jetzt ist es auch egal, dachte sie erschöpft. Ein Versteck mehr oder weniger wird in dieser Nacht keinen Unterschied mehr machen.
    Artaynis holte tief Luft und kletterte auf den Fenstersims. So geräuschlos wie möglich kauerte sie sich hinter einen der Vorhänge und lauschte angestrengt in Richtung der geöffneten Tür.
    » Ich glaube, dass sie lügt«, ertönte eine seltsame männliche Stimme aus dem Inneren, die Artaynis nicht kannte. Sie klang kalt, irgendwie trocken, wirkte kraftlos, trotz der starken Worte. » Sie hat die Suchtrupps weggeschickt, weil sie im Keller etwas gefunden hat.«
    » Und?« Ionnis musste ebenfalls im Raum sein, aber seine Stimme schien brüchig wie die eines alten Mannes. » Wirst du sie auch in den Kerker werfen?«
    » Wir wollen Vara nicht verlieren«, entgegnete der andere. » Wir brauchen sie; sie hat großen Einfluss bei den Truppen. Aber ich vermute, dass sie weiß, wo Eure Frau steckt, Bojar.«
    Die letzten Worte wurden mit so viel Häme vorgetragen, dass Artaynis sich nicht vorstellen konnte, dass Ionnis sie unerwidert im Raum stehen lassen würde, doch sie hörte keinen Widerspruch von ihm.
    » Bringt Vara hierher«, sagte er stattdessen, und ein Mann, dessen Stimme Artaynis als Simeans erkannte, bestätigte den Befehl und verließ dann mit schweren Schritten das Schlafgemach.
    Vara musste sich ganz in der Nähe aufgehalten haben, denn es war kaum Zeit vergangen, als sich erneut Schritte näherten. Obwohl sie wusste, dass sie so ungleich leichter entdeckt werden konnte, beugte Artaynis sich vor und spähte zwischen den Vorhängen hindurch in das Schlafgemach.
    Neben Ionnis stand ein alter Mann in einer hellen Robe, den Artaynis noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah auf unbestimmte Art und Weise krank aus. Seine Haut war trocken und dünn, spannte sich bleich über seine Knochen. Er hatte hohe Wangen und tief liegende Augen, und sein Schädel war vollkommen kahl.
    » Ihr habt mich rufen lassen, Herr?«, fragte Vara, die hoch aufgerichtet vor Ionnis stand.
    » Bist du sicher, dass du nichts darüber weißt, wo die Bojarin ist?«
    » Das sagte ich Euch bereits, Herr. Die Suche in den Gewölben war erfolglos.«
    Dann blickte sie sich um, und plötzlich stieß sie einen leisen Schrei aus. » Was ist … Was habt Ihr …«
    Der Alte griff sich mit der linken Hand an den Hals und fasste die junge Frau fest ins Auge.
    » Was … geschieht mit mir?«, fragte Vara, und Artaynis glaubte, Furcht in ihrer Stimme zu hören. » Seid Ihr ein Sonnenmagier?«
    Der Alte stieß einen kehligen Laut aus, der ein Lachen sein mochte. » Nein. Sieh her, Vara. Sieh mich an.«
    Die Adelige drehte ihren Kopf in Richtung des Sprechers, so abrupt, als seien Fäden daran befestigt, an denen ein unsichtbarer Puppenspieler zog. Dann sank sie auf die Knie.
    Ionnis stand teilnahmslos daneben, so als gehe ihn all das nicht im Mindesten etwas an.
    Vara starrte auf ihr Gegenüber wie festgeleimt. Weder blinzelte sie, noch regte sich auch nur ein Muskel in ihrem Gesicht. Schließlich senkte sie den Kopf und murmelte: » Ich verstehe. Natürlich, ich verstehe, was wir tun müssen.« Ihre Stimme klang so unaufgeregt, als säße sie an einem Sommertag auf einer Wiese beim Picknick mit Freunden.
    Artaynis fühlte sich, als sei sie in einem schlechten Traum gefangen. Das ist unmöglich, war der einzige Gedanke in ihrem Geist, der sich wie betäubt anfühlte.
    » Gut«, mischte sich Ionnis nun doch ein. » Und jetzt sag mir noch einmal: Hast du meine Frau gesehen?«
    » Ja, Herr. Sie war unten im Keller, als ich sie zuletzt gesehen habe. Sie hat sich in einem der alten Vorratskeller versteckt, in einem Fass.«
    » Führ uns dorthin«, ordnete der Alte an. Er deutete auf etwas in der Zimmermitte, was Artaynis nicht sehen konnte. » Darum kümmern wir uns später.«
    Vara setzte sich ohne ein Wort des Widerspruchs in Bewegung, und einen

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