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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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freute, auf das vertraute Gefühl, von festem Fels umgeben zu sein, bedauerte er es doch, Natiole und seine Freunde an der Oberfläche wieder verlassen zu müssen. Ihre Welt war für Trolle fremd und gefährlich, aber sie besaß auch einen Reiz, der Kerrs Neugier immer aufs Neue anfachte.
    Nachts waren sie zunächst durch das bebaute Land gereist, das Teremi umgab, dann durch die wilderen Wälder, und schließlich waren die Ausläufer des Gebirges vor ihnen aufgetaucht.
    Natiole hatte es sich nicht nehmen lassen, den Wagen mit den Trollen zu begleiten, und er war mit einer Handvoll Soldaten gemeinsam mit ihnen weiter in die Berge gezogen, als die Pfade nicht mehr befahrbar waren.
    Es war Kerr weitaus leichter gefallen, sich jeden Morgen dem todesähnlichen Schlaf zu überlassen, in den sie bei Sonnenaufgang fielen, da er wusste, dass die Wlachaken über ihn und Tarka wachten, und selbst die Trollin schien in Gegenwart der Menschen entspannter zu sein, auch wenn sich an ihrer knurrigen Art wenig änderte. Kerr war sich sicher, dass die Oberfläche sie ebenso in ihren Bann geschlagen hatte wie ihn selbst. Dennoch zog es sie beide mit Macht in ihre Heimat zurück.
    Die ersten Höhlen, von denen Tunnel hinab bis in seine Heimat führten, waren nicht mehr weit entfernt, als die kleine Gruppe um Kerr am letzten Abend aufbrach.
    » Wie ist es so unter der Erde?«, fragte Radu, der neben Kerr ging. Der junge Wlachake war wissbegierig und hatte ein loses Mundwerk, auch wenn er gelernt hatte, in Tarkas Nähe eher zu schweigen.
    » Dunkel und still«, erwiderte Kerr, ohne nachzudenken, dann hielt er einen Moment inne. » Es ist sicher. Überall ist Fels, man spürt die Knochen der Berge um sich herum. Es gibt keinen endlosen Himmel über einem.«
    » Das muss seltsam sein.«
    » Nein, es ist seltsam, wenn über meinem Kopf nichts ist.«
    Radu blieb einige Herzschläge lang still, dann nickte er langsam. » Ich glaube, ich verstehe.«
    Kerr lächelte. So, wie es ihm oft schwerfiel, die Menschen, ihre Lebensweise und die Gründe für ihr Handeln zu verstehen, so verstanden auch sie die Trolle oft nicht. Das hatte er im Laufe der Zeit gelernt. Und so, wie die meisten Trolle kaum begriffen, was außerhalb ihrer Höhlen geschah, ja, sich überhaupt nur für Trolle interessierten, war es auch bei den Menschen. Nur die wenigsten wagten es, den Trollen nahe genug zu kommen, dass sie überhaupt etwas über sie erfuhren. Den meisten versperrte ihre Angst einen genaueren Blick auf sein Volk. Kerr hatte gehofft, dass Natioles Freund sich nicht genauso verhalten würde, und er war froh, dass sich diese Hoffnung erfüllt hatte.
    » Nur noch ein Stück«, rief Tarka von der Spitze ihrer Gruppe, wo sie unermüdlich mit schnellen Schritten voranging. » Ich kann die Höhlen schon sehen.«
    » Unsere Beine sind nicht ganz so lang wie deine«, antwortete Natiole aufgeräumt, aber Tarka brummelte bloß: » Nicht meine Schuld, dass ihr so klein und schwach seid.«
    Kerr wusste, dass sich auch ihre Wege bald trennen würden. Tarka würde zu ihrem Stamm zurückkehren und er zu dem seinen. Irgendwie bedauerte er dies, obwohl sie ihm oft genug einen schmerzenden Schädel bereitet hatte.
    Jetzt entdeckte auch er die Höhlen im Mondlicht, schwarze Flecken im dunklen Fels.
    Er war nur selten durch diese Höhlen an die Oberfläche gekommen, denn sie lagen zu weit entfernt von den ersten Häusern der Menschen, in denen er tagsüber hätte Unterschlupf finden können. Auf dem Rückweg von Teremi jedoch, begleitet und beschützt von Menschen, nahm Kerr oft diesen schnelleren Weg.
    Natiole, der ein Stück vor Radu und Kerr gegangen war, ließ sich etwas zurückfallen. » Wann wirst du wiederkommen?«
    » Ich weiß nicht«, entgegnete Kerr. » Aber ich glaube, es sollten nicht zu viele Dreeg vergehen, bis wir uns wiedersehen. Und vielleicht können wir einander wissen lassen, wenn etwas passiert?«
    » Nachrichten an unseren üblichen Orten?«, fragte Natiole zurück.
    Kerr nickte zustimmend. Da Menschen in der Heimat der Trolle verloren waren und Trolle ungern unter der Sonne reisten, hatten sie ein einfaches System entwickelt, bei dem sie Botschaften in den Höhlen hinterließen. Kerr war stolz darauf, nicht nur die Zeichen der Trolle, sondern auch die weitaus schwierigeren der Menschen lesen und schreiben zu können. Unter seinen Leuten hatte diese Fähigkeit viel dazu beigetragen, dass es keinen Anführer gab, der nicht auf Kerrs Worte hörte. Für die

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