Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Moment später traten sie, Ionnis, der Alte und Simean durch die Tür.
    Artaynis wartete, bis sie um die nächste Ecke gebogen waren. Jetzt oder nie, sagte sie sich, noch ganz benommen von dem Schauspiel, dessen Zeuge sie soeben geworden war.
    Sie schlüpfte aus der Nische, in der sie sich verborgen gehalten hatte. Dann hastete sie in ihr Schlafgemach. Sie musste ein paar wichtige Dinge einpacken und Désa verlassen. Wenn sie mich erwischen, wird es mir ergehen wie Ionnis und Vara. Sie nehmen mir mein Selbst und …
    Als sie durch die offene Tür in den Raum eilte, wirkte das Gemach zuerst unverändert auf sie. Doch dann ging sie um das Bett herum und entdeckte, was Vara so erschreckt hatte und was der Alte gemeint haben musste, bevor er in die Keller aufgebrochen war. In einer dunklen Blutlache lag ein lebloser Körper. Obwohl sein Gesicht verfärbt und geschwollen war, erkannte Artaynis ihn dennoch sofort. Ferai. Sie musste sich eine Hand vor den Mund schlagen, um nicht laut aufzuschreien. In der Brust des Jungen klaffte ein Loch, das nur durch ein Schwert gerissen worden sein konnte.
    Oh, Agdele. Nein. Nein. Er war ihretwegen gestorben, daran zweifelte Artaynis keinen Augenblick. Weil sie ihm gestattet hatte, mit dem Zwerg zu sprechen, oder weil er sie nicht hatte verraten wollen .
    Sie kniete sich neben den toten Jungen und schloss seine Augen, die ins Nichts starrten. Verzweifelt biss sie sich auf die Lippen. Bei allen Göttern und der großen Mutter, ich muss von hier verschwinden. Und ich werde den Zwerg mitnehmen, dachte sie entschlossen. Sonst wird er gewiss der Nächste sein, den sie töten.
    Hektisch blickte sie sich in dem Raum um, in dem sie seit so vielen Monden geschlafen hatte. Ihr Blick fiel auf einen Dolch, der auf einer Kommode lag und der Ionnis gehörte. Rasch steckte sie ihn in ihren Gürtel. Dann griff sie in ihre Schmuckschatulle und holte ein mit Edelsteinen besetztes Halsband daraus hervor, das sie in ihren Beutel gleiten ließ. Sie hatte es von ihrem Vater zur Hochzeit erhalten, und es war vermutlich ihr wertvollster Besitz.
    Geld. Eine Waffe. Mehr brauchst du nicht.
    Sie wusste, dass sie sich beeilen musste. Jeden Augenblick konnten Ionnis und der Alte zurückkehren, oder eine Wache konnte sie mit dem toten Jungen entdecken. Sie warf einen letzten Blick auf Ferai, dann kehrte sie in den Gang vor ihrem Schlafgemach zurück.
    Auf dem Weg hierher war sie müde gewesen und hatte kaum einen klaren Gedanken fassen können. Doch jetzt war alle Müdigkeit von ihr abgefallen, ersetzt durch den alles beherrschenden Wunsch, den Zwerg zu befreien und den Albtraum, zu dem Désa geworden war, hinter sich zu lassen.
    Während sie erneut durch die Gänge der Burg schlich und schließlich wieder im Untergeschoss anlangte, hatte sie sich ausgemalt, in welche Zelle man den Zwerg wohl gesperrt hatte, und war zu der Überzeugung gelangt, dass seine Kerkermeister vermutlich das dunkelste Loch für ihn ausgewählt hatten. Glücklicherweise waren Octrean und seine Begleiterin nicht länger hier, und der Gang, der zu den Zellen führte, war leer. Vorsichtig hob sie den Balken an, der die Tür versperrte. Als sie selbige aufzog, drang ihr ein beißender Geruch entgegen. Ihre Überlegungen waren richtig gewesen. Die Zelle, in der früher einmal die Sonnenmagier gefangen gehalten worden waren, war nicht mehr als ein kreisrundes, fensterloses Loch, dessen Boden mit fauligem Stroh bedeckt war.
    Bis auf einen hölzernen Eimer gab es keine Einrichtungsgegenstände. Der Zwerg saß an eine Wand gelehnt da. Zumindest hat man ihn nicht angekettet, stellte Artaynis erleichtert fest. Das hätte ihr Vorhaben wesentlich schwieriger gemacht. Sie legte einen Finger auf die Lippen, als sie die Zelle betrat. Der Zwerg blinzelte in dem plötzlichen Licht, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Er trug ein Hemd, das deutlich zu groß für ihn war, und seine eigenen Hosen. Sie konnte keine frischen Verletzungen an ihm erkennen, also hatte man ihn vermutlich nicht gefoltert. Noch nicht, schoss es ihr grimmig durch den Kopf.
    » Komm mit mir«, sie streckte die Hand aus, um dem Gefangenen hochzuhelfen. Der Zwerg blinzelte immer noch, aber jetzt weniger hektisch. Er musterte sie misstrauisch.
    » Was willst du von mir?«, knurrte er in einem Dyrisch mit schwerem Akzent. » Gehörst du nicht zu ihnen?«
    » Verflucht noch mal, glaubst du, ich wäre hier und würde deine Zellentür öffnen, wenn dem so wäre?«, blaffte Artaynis, deren

Weitere Kostenlose Bücher