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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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rief er laut: » Zusammenbleiben! Schützt euch! Gebt ihnen keinen …«
    Wovor auch immer er warnen wollte, sein Ruf wurde von einem lauten Brüllen aus mehreren Kehlen übertönt, das aus dem Wald hallte. Das Unterholz bewegte sich, raschelte, es knackte überall um sie herum. Kerr ließ die Muskeln spielen. Nicht nur Tarka freute sich auf den Kampf.
    Sie brachen an drei Stellen aus dem Wald hervor. Kerr sprang in die eine Richtung, Tarka in die andere. Neben sich sah er, wie zwei Soldaten ihre Schilde hoben, aber unter der Wucht des Angriffs zu Boden geschleudert wurden. Sein eigener Gegner grub die Klauen in den steinigen Waldboden, bremste ab, wollte ausweichen, doch Kerr bekam ihn beim Kopf zu packen. Das Wesen schnappte nach ihm, aber er riss es am Kopf herum und kratzte ihm mit den Klauen der andern Hand über die Augen.
    Hinter ihm heulte Tarka vor Schmerz auf. Dann wurde ihr Laut zu einem Triumphgeheul, als irgendetwas laut knackte.
    Natiole und Radu waren einem Angreifer ausgewichen und kreisten nun um das Wesen, das sein Haupt von links nach rechts schwenkte. Natiole sprang vor, das Wesen hieb mit der Pranke nach ihm, doch er konnte ausweichen; die Klauen fuhren ein Hornbreite vor seinem Bauch durch die Luft. Radu nutzte den Moment, trieb seine Klinge in die Flanke des Wesens. Als es sich zu ihm umdrehte, war Natiole heran, führte sein Schwert mit beiden Händen. Der scharfe Stahl grub sich in die Schulter des Wesen, durchtrennte Fleisch und Sehnen. Doch die Kreatur wirbelte herum, und das Schwert wurde Natiole aus den Händen gerissen.
    Kerr sah sich seinem blutenden Feind gegenüber. Das Wesen fletschte die Zähne und schüttelte den Kopf, als sei das Blut nur Regen. Es duckte sich, spannte alle Muskeln an.
    Kerr beugte sich vor. » Komm schon!«
    Zweimal ließ die Kreatur sich nicht bitten. Sie sprang. Der Aufprall war mörderisch, schlug alle Luft aus Kerrs Lungen. Krallen rissen die Haut an seinen Beinen auf, das Maul des Wesens schnappte nach seinem Gesicht, aber er konnte es auf Abstand halten, auch wenn er zurücktaumelte. Seine Hand schloss sich um die Kehle der Kreatur, drückte fest zu. Mit der anderen wehrte er die Pranken ab und musste dabei tiefe Schnitte an den Armen hinnehmen.
    Brüllend sammelte Kerr Kraft, riss das Wesen hoch, dann schleuderte er es zu Boden. Er hörte Knochen brechen, ließ nicht nach, warf sich auf den Feind. Er packte erneut dessen Kopf, schlug ihn auf den Boden, wieder und wieder. Die Klauen seiner linken Pranke rissen dem Wesen den Bauch auf. Er beugte sich vor, grub ihm seine Fänge in den Hals. Warmes, köstliches Blut rann in seine Kehle. Er biss immer weiter zu, kratzte und schlug, bis sich sein Feind nicht mehr rührte.
    Kerr benötigte einen Augenblick, um den Triumph des Sieges abzuschütteln, und sah sich um. Aus dem Pfad war ein Schlachtfeld geworden. Die Menschen kämpften in kleinen Gruppen, Rücken an Rücken, deckten sich gegenseitig mit Schilden, lenkten die Wesen von den Gefallenen ab. Natiole blutete aus einem langen Schnitt, der von seinem Ohr über den Hals bis zur Brust reichte, aber er hatte sich den Speer eines Getöteten genommen und hielt damit eine der Kreaturen von sich ab. Tarka rang mit zwei Wesen, von denen eines bereits ein verdrehtes, nutzloses Bein hatte. Radu war mit Schild und Schwert an Natioles Seite, deckte seinen Rücken, grinste dabei wie ein Wahnsinniger.
    Ein Schatten nahm Kerr die Sicht, er wurde zu Boden gerissen und spürte, wie Klauen seinen Leib vom Bein bis zum Hals aufschlitzten.

29
    W ährend sie wartete, begann Artaynis zu zählen, um das Verstreichen der Zeit zu messen. Erst zählte sie bis zehn. Danach bis einhundert. Dann rückwärts von einhundert bis eins. Allmählich verlangsamte sich ihr Herzschlag. Ihre Atmung beruhigte sich, und schließlich war sie so weit, dass sie den Deckel des Fasses abheben und aufstehen konnte.
    Ihre eingeschlafenen Füße kribbelten, und die Laterne, die Vara zurückgelassen hatte, spendete nur noch ein kümmerliches, flackerndes Licht. Aber sie war allein, und so angestrengt sie auch lauschte, sie konnte keine Geräusche ihrer Häscher mehr hören.
    Vielleicht habe ich mich nur verfolgt gefühlt, dachte sie, als sie die Laterne vom Boden aufnahm. Vielleicht haben sie gar nicht mich gesucht. Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, und Ionnis’ Wachen haben hier in Wirklichkeit einen echten Feind durch die Keller gejagt.
    Jetzt, da die Anspannung nachließ, merkte sie, wie eine

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