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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Polen. Dies ist der Gegenstand des folgenden Kapitels.

    Hitlers Weisung vom 3. April 1939. Siehe dtv Hitlers Weisungen, Seiten 19ff Raeder, Band 2, Seite 163

    Die zweite Schlüsselrede legt den Generalen wieder offen, daß Hitler bereit ist, fiir die Erweiterung des deutschen Lebensraumes Krieg zu fuhren. Aber er offenbart dabei weder, wann noch wie das sein soll. Die Reaktion der Generale zeigt, daß sie Hitler in dieser Art von Politik nicht stützen.

    Hitlers Rede vom 22. August 1939 und die sieben Protokolle

    Die dritte Schlüsselrede vor dem Krieg hält Hitler am 22. August 1939, gut eine Woche vor dem Kriegsausbruch. Er hat dazu die Führer der Heeresgruppen und der Armeen der drei Wehrmachtsteile in seine Obersalzberg-Residenz 65 befohlen, um sie in die außenpolitische Lage einzuweisen und auf den Feldzug gegen Polen einzustimmen.

    Seit Beginn des Jahres 1939 kommt Hitler mit seinen Bemühungen um Danzig und den Korridor nicht weiter. Er hat Polen Verhandlungsangebote unterbreitet und zum Schluß mit Krieg gedroht. Die zum Obersalzberg angereisten Offiziere wissen zu Beginn der Rede nicht, ob Hitler wegen Danzig wirklich Krieg führt oder ob er blufft. Sie können zu der Zeit nur spekulieren. Am Tag vor Hitlers Rede gibt es eine Sensation. Stalin lädt Außenminister von Ribbentrop zum Abschluß von Verträgen nach Moskau ein. Hitler kann jetzt mit einem Abkommen mit Rußland rechnen, das ihm sicherstellt, daß die Sowjetunion im Falle eines deutsch-polnischen Krieges nicht zu Gunsten Polens eingreift. In dieser neuen Lage ist ein Einlenken der polnischen Regierung in letzter Stunde nicht ganz unwahrscheinlich, zumal auch noch immer ein passabler Kompromißvorschlag von deutscher Seite auf dem Tisch liegt. Die große Frage, die über jener Sitzung auf dem Obersalzberg liegt, heißt: Einigung mit Polen oder Krieg?

    Die Rede, die Hitler in dieser angespannten Lage hält, könnte Aufschluß geben, ob er zu der Zeit wirklich Krieg um jeden Preis will, oder ob er mit dem massiven Druck der Drohung mit dem Krieg versucht, Polen die deutsche Stadt Danzig abzuringen. Selbst dieses große Aufgebot an Generalen auf dem Obersalzberg, das dem Ausland nicht verborgen bleibt, könnte dazu dienen, den Druck auf Polen zu erhöhen.

    Hitler beginnt die Rede mit der Erklärung, daß er sich nun entschlossen habe, gegen Polen Krieg zu führen. Doch da die Gespräche zwischen der Reichsregierung und Polen weiterlaufen, ist es durchaus möglich, daß auch diese Worte nur zu Hitlers Drohszenario gehören. Im Falle der Tschechei, ein halbes Jahr zuvor, hatte Hitler allein mit der Ankündigung einzumarschieren, sein Ziel erreicht. Damals war kein Schuß gefallen. So bleibt trotz der eindeutigen Erklärung Hitlers für die Generale offen, was passiert.

    Residenz Hitlers außerhalb Berlin, nahe Salzburg
    Die Brisanz der Rede liegt in etwas anderem. Diese Ansprache vor den Generalen ist die wohl am häufigsten zitierte Rede Hitlers. Von ihr liegen gleich sieben Niederschriften und Protokolle vor, die zum Teil sehr verschieden voneinander sind. Alle stimmen darin überein, daß Hitler seinen Entschluß zum Kriege gegen Polen ausführlich begründet. Hitler hält nach allen Protokollen eine Auseinandersetzung mit England und Frankreich für auf Dauer unumgänglich. Er glaubt, daß Polen in einem solchen Falle auf der Seite der gegnerischen Mächte und dann in Deutschlands Rücken steht. Er hält es deshalb angesichts der augenblicklich angespannten Lage für besser, den Konflikt mit Polen so bald wie möglich auszutragen. Hitler erläutert seine Sicht der Lage Großbritanniens und Frankreichs und folgert, daß beide Staaten bei einem sofortigen deutschen Angriff gegen Polen nicht wirklich zu den Waffen greifen. Er beurteilt dabei auch die europäischen Staats- und Regierungschefs, die auf das Geschehen Einfluß nehmen könnten. Er schließt seine Rede mit dem Gedanken, daß ein schneller deutscher Sieg die Ausweitung des Konfliktes zu verhindern hilft. Dies sind die wenigen Gedanken, die in allen Niederschriften und Protokollen in übereinstimmender Weise Erwähnung finden.

    Bemerkenswert ist nun, daß die Rede Hitlers in einigen der Niederschriften in vulgärer Weise und mit der Erwähnung weitgesteckter Kriegsziele aufgeschrieben worden ist, während sie in anderen in nüchterner und sachlicher Weise ihren Ausdruck findet, vor allem ohne die Zitate, die von Hitlers Kriegsabsichten gegen Frankreich, England und gegen die

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