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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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jedoch im Nachlaß des Raeder-Verteidigers Dr. Siemers vollständig erhalten. Es lohnt sich, sie zu lesen.

    Boehm vergleicht die von Raeder angezweifelte zweite Version mit seiner eigenen Niederschrift und gibt zu Protokoll:
    „Ich erkläre unter Eid, daß die nachfolgend aufgeführten Redewendungen
    in diesen Dokumenten von Hitler bei seiner Rede teils überhaupt nicht,
    teils in anderer Form und in anderem Sinne gebraucht worden sind."
    Dann geht er Stück für Stück die brisanten Stellen in dem angezweifelten „Beweisstück" durch. Die angeblichen Hitler-Zitate sind im folgenden mit „2. Version" eingeleitet, die Aussagen des Zeugen mit „Boehm" 80 .
    2. Version: „Ich faßte den Entschluß bereits im Frühjahr, dachte aber, daß ich mich zunächst in einigen Jahren gegen den Westen wenden würde und dann erst gegen den Osten." Boehm: In Sonderheit ist die Redewendung, daß Hitler sich zunächst gegen
    den Westen wenden würde, was also eine Angriffsabsicht gegen die
    Westmächte ausgedrückt hätte, auf keinen Fall gebraucht worden."

    2. Version: „Ich wollte zunächst mit Polen ein tragbares Verhältnis herstellen, um zunächst gegen den Westen zu kämpfen." Boehm: „Der Satz ist nicht gebraucht worden. Es gilt das gleiche, wie vorher
    ausgeführt, daß Hitler auf keinen Fall eine Absicht, gegen den
    Westen kämpfen zu wollen, zum Ausdruck gebracht hat."

    IMT-Verhandlungen, Band XIV, Seite 56
Siemers, Dokumentenbuch VI, Seiten 3 ff
Siemers, Dokumentenbuch VI, Seiten 3-10, Dokument Raeder-129
    2. Version: „ Wir haben nichts zu verlieren, nur zu gewinnen." Boehm: „Der Satz wurde nicht gebraucht. "

    2.Version: „Die Gegner haben nicht mit meiner großen Entschlußkraft gerech net. Unsere Gegner sind kleine Würmchen. Ich sah sie in München."

    Boehm: „Beide Sätze, besonders die Beurteilung der Gegner, sind nicht ge
    braucht worden."
    2.Version: „Ich habe nur Angst, daß mir im letzten Moment irgendein Schweine
    hund einen Vermittlungsvorschlag vorlegt. Die politische Zielsetzung
    geht weiter. Anfang zur Zerstörung der Vormachtstellung Englands
    ist gemacht."
    Boehm: „ Weder der Satz hinsichtlich des Vermittlungsvorschlages, noch be
    sonders hinsichtlich der Zerstörung der Vormachtstellung Englands
    ist gesprochen worden. Es sind glatte Erfindungen, ebenso wie das
    Wort „Schweinehund"."

    2.Version: „ Vernichtung Polens im Vordergrund. Ziel ist Beseitigung der leben
    digen Kräfte, nicht die Erreichung einer bestimmten Linie. "
    Boehm: „Es ist nie von der Vernichtung Polens oder der Beseitigung der
    lebendigen Kräfte des polnischen Volkes als solchem gesprochen
    worden, sondern stets nur von dem Zerbrechen der militärischen
    Kräfte."

    2.Version: „Restlose Zertrümmerung Polens ist das militärische Ziel" Boehm: „Der Satz ist bestimmt nicht gesprochen worden."

    2.Version: „Herz verschließen gegen Mitleid" – „Brutales Vorgehen ". Boehm: „Es ist nie in der Rede Hitlers ein brutales Vorgehen gefordert wor
    den. Die Aufforderung zur Härte bezog sich in Wortlaut und Sinn auf
    die Führung des Kampfes ebenso gegen die feindliche Wehrmacht,
    wie im Einsatz der eigenen Truppe zur schnellsten Beendigung des
    Konflikts."

    2.Version: „Neue deutsche Grenzführung nach gesunden Gesichtspunkten,
    eventuell Protektorat als Vorgelände."
    Boehm: „Es ist nur von einer späteren neuen Grenzziehung, nicht von einem
    Protektorat gesprochen worden."

    Und so weiter und so fort.

    Der Generaladmiral schließt seine eidesstattliche Erklärung vor dem Anwalt des Großadmirals Raeder, Dr. Siemers, mit der zusammenfassenden Bemerkung, daß er die „besonders belastenden Stellen für nachträgliche Zusätze oder Irrtümer hält". Boehms eigenes Protokoll, die dritte Rede-Niederschrift in der Zählung dieses Buchs, beginnt mit
    „ Zweck der Aussprache ...
    81
    Absicht (Hitlers ) noch im Frühjahr war, die Lösung der polnischen Fra ge hinauszuschieben, sozusagen auf Eis zu legen, um erst die nach seiner Ansicht unvermeidbare Auseinandersetzung im Westen auszutragen. Je doch darf man sich als Politiker hinsichtlich einer Zeitfolge nicht festlegen, müsse elastisch sein. Die Voraussetzungen für seine ursprünglichen Ab sichten hätten sich geändert, im übrigen habe er nie geglaubt, daß Polen sich an den Nichtangriffspakt gehalten hätte, wenn Deutschland irgendwie sonst gebunden wäre. ...
    Wenn diese Auseinandersetzung mit Polen auch unerwünscht sei, so sei sie notwendig, und die

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