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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Skladkowski vertritt die Auffassung, daß die Juden gut daran täten, ihre Auswanderung in Zusammenarbeit mit dem polnischen Staate zu betreiben. Er äußert das auf einer Sitzung des Haushaltsausschusses des Sejm. Die jüdische Bevölkerung ist für die hohe Politik in Polen offensichtlich Dauerthema, bis der Staat im Jahre 1939 untergeht. 1931 erklärt der ehemalige Außenminister Dmowski, die Judenfrage sei das größte Problem für die Zivilisation der ganzen Erde, und er vertritt dabei den Standpunkt, daß nur die „völlige Austreibung" der Juden aus Polen die Judenfrage lösen könne. 51

    Halecki, Seite 234
Burckhardt, Seite 73
Rassinier, Seite 127
    Sitzung vom 14. Januar 1939, siehe Archiv der Gegenwart, Seite 3889 Hoggan, Seite 24. Dort zitiert: Swiat Powojenny i Polska, Warschau 1937, Seite 317
    Die antisemitische Bewegung, wie Halecki das bezeichnet, führt dazu, daß in den Jahren von 1933 bis 1938 557.000 Juden ihr polnisches Heimatland verlassen und Zuflucht im benachbarten Deutschland suchen (von wo aus im gleichen Zeitraum 170.000 deutsche Juden ins Ausland emigrieren). Die deutschen Reichsbehörden versuchen, etwa 50.000 von diesen flüchtenden Juden wieder nach Polen abzuschieben. Die polnische Polizei verhindert die Rückkehr dieser armen Menschen und treibt sie an den Grenzen mit Bajonetten zurück zur deutschen Seite. Dies Vertreiben und dies Abweisen von Juden ist ein für Deutschland und Polen gleichermaßen zutiefst beschämendes Stück gemeinsamer Geschichte. Polen entzieht den nach Deutschland und andernorts emigrierten Juden alsbald die polnische Staatsbürgerschaft. Das Los der in Polen verbleibenden Juden wird später nach der Eroberung im deutsch besetzten Teil des Landes durch deutsche Schuld zu einer Katastrophe.

    Eine weitere Minderheit, jedoch mit nur 106.000 Menschen, sind die Kaschu ben. Das sind die Nachfahren der Pomoranen, der Urbevölkerung im küstennahen Pomerellen aus der Zeit vor der ersten polnischen Eroberung. Sie pflegen neben ihrer eigenen Sprache auch ihre eigene Identität. Die politische Bedeutung der Kaschuben in den 20er Jahren ergibt sich aus ihrem Siedlungsgebiet in Norden Westpreußen-Pomerellens, dort wo Pommern und Ostpreußen sich am nächsten kommen. Die Polen zählen die Kaschuben als Polen, um damit nachzuweisen, daß die Bevölkerung im Korridor schon immer polnisch war. Die Unzufriedenheit der Kaschuben mit ihrer neuen Staatsgewalt in Warschau wird ihnen von den Polen als Undank und als Dummheit ausgelegt.

    Die deutsche Minderheit in Polen – zunächst gut 2 Millionen Menschen – nimmt durch das Abdrängen der „Optanten", durch das Abwandern der entlassenen Beamten, die ohne Gehälter dort nicht länger leben können, wegen der Schließung vieler deutscher Schulen, wegen der Enteignungen und wegen des Terrors bis 1923 auf 1,2 Millionen ab. Das Deutsche Reich steckt zur gleichen Zeit in einer krisenhaften Wirtschaftslage. Es muß zudem die aus Elsaß-Lothringen und dem besetzten Rheinland ausgewiesenen Menschen aufnehmen und versorgen. Die Reichsregierung fordert deshalb die noch in Polen lebenden Deutschen auf, dort zu bleiben. Das wiederum erzeugt in Polen den Verdacht und die Beschuldigung, Deutschland wollte sich eine Minderheit in Polen halten und damit den Anspruch auf verlorene Gebiete.

    Die Deutschen, die in Polen bleiben, akzeptieren ihr Los als Bürger zweiter Klasse unter fremder Herrschaft nur mit Widerstreben. Auch zeigen die Versuche, Deutsche mit Nachdruck zu Polen zu erziehen, kaum Erfolg. Die Polen halten die deutsche Minderheit deshalb für illoyal und betrachten sie als Fremde, obwohl sie nun Bürger ihres Staates sind. Im September 1934 kündigt Polen einseitig den

    Benoist-Méchin, Band 7, Seite 39 Strobel, Seite 23
    Minderheitenschutzvertrag, den es 1919 auf Verlangen der Siegermächte hatte schließen müssen. Ab 1934 bemüht sich Adolf Hitler, die Danzig-Frage und das Korridorproblem im Einvernehmen mit der polnischen Regierung zu lösen. Er hofft auf Entgegenkommen und versucht, die Spannungen zwischen beiden Ländern auch zum Vorteil der deutschen Minderheit in Polen abzubauen. Das Ergebnis des Bemühens sind zwei Verträge: der Freundschafts- und Nichtangriffsvertrag von 1934 und ein Minderheitenschutzabkommen im November 1937. Die Wirkung des Letzteren für die deutsche Minderheit in Polen ist nicht von langer Dauer. Als 1938 erst Österreich und dann die Sudetengebiete mit dem Deutschen Reich vereinigt werden –

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