Der Krieg, der viele Vaeter gatte
zwingen". 244
Der Britische Botschafter Henderson kommentiert den Danzig-Vorfall am 8. August in einem Brief an Außenminister Halifax in London so:
„Die Elemente, die dazu neigen, Deutschland zu demütigen, werden
durch Presseartikel in England und Polen bestärkt, ...Es mag sein, daß
die Demütigung für Hitler heilsam ist, aber wenn diese gefährliche Politik
nicht die der Regierung seiner Majestät ist, so schlage ich ernstlich vor,
daß sowohl in Warschau als auch in London das Äußerste getan werden
sollte, um zu verhindern, daß Hitler in den nächsten paar Wochen in eine
Lage getrieben wird, in der des Diktators Stolz ihm nicht mehr gestatten
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werde, langsam zu treten, selbst wenn er es wollte."
Das ist drei Wochen vor dem Krieg. Das Chodacki-Ultimatum und Hitlers Reaktion darauf so kurz vor Kriegsbeginn lassen Rückschlüsse auf dessen Absichten in Bezug auf Polen zu. Wenn der „Führer" wirklich Krieg mit Polen statt nur Danzig und die Transitwege hätte haben wollen, hätte er ihn jetzt leicht haben können. Er hätte dem Danziger Senat nur bedeuten müssen, im ZollinspektorenStreit nicht nachzugeben. Polen wäre dann, wie angedroht, gegen den Freistaat vorgegangen. Danzig hätte als Reaktion darauf den Anschluß an das Deutsche Reich erklären können und Polen wäre – das ist sicher – militärisch gegen Danzig vorgegangen. Damit hätten die Polen und nicht die Deutschen den Krieg, der in der Luft liegt, ausgelöst. Wenn Hitler Anfang August 1939 unbedingt Krieg mit Polen hätte haben wollen, hätte er sich diese Chance kaum entgehen lassen. Er hätte Senatspräsident Greiser wohl nicht den Rat gegeben, „die Angelegenheit nicht noch mehr zu vergiften."
Zusätzlich zu den realen Turbulenzen kommen die fiktiven. Am 5. Juli 1939 kursiert das Gerücht, der „Führer" werde heute in Danzig Einzug halten, und der Anschluß an das Reich sei nur noch eine Frage weniger Stunden. An alledem ist kein Stück wahr, doch es zeigt die inzwischen überspannte Lage in der abgetrennten Stadt. 246
Ebenfalls im Juli verbreitet sich die falsche Nachricht, die Polen planten, die Eisenbahnlinien innerhalb des Freistaats militärisch zu besetzen. Die polnische Regierung dementiert, und es geschieht auch nichts dergleichen.
Im Juli und August spitzt sich die Lage in Polen und an den polnisch-deutschen Grenzen derart zu, daß Danzig fast zur Nebensache wird. 247
Im Juli erreichen die deutschfeindlichen Demonstrationen in Polens Städten einen neuen Höhepunkt. Zwangsvollzogene Geschäfts- und Betriebsschließungen von Firmen mit deut
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Benoist-Méchin, Band 7, Seite 213
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Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume VI, Document 585
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Benoist-Méchin, Band 7, Seite 209
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AA 1939 Nr. 2, Dokumente 393 bis 444. Die folgenden Ereignisse sind auch im STADER TAGEBLATT Juli und August 1939 nachzulesen.
schen Eigentümern sind an der Tagesordnung. Im gerade eben von Polen neu erworbenen Teschener-Gebiet werden deutschsprachige und tschechische Lehrer, Pastoren und Beamte ohne Pensionen aus dem Dienst entlassen, weil sie „illoyal und von staatsfeindlicher Gesinnung" seien. In Oberschlesien sind es die deutschsprachigen Arbeiter und leitenden Angestellten, die in Massen aus der Industrie entlassen werden, dazu die Forstbeamten und die Waldarbeiter. Weitere deutsche Schulen müssen auf Anweisung polnischer Behörden schließen. Von Anfang Juli bis Mitte August 1939 melden die deutschen Konsuln in Polen viele hundert Überfälle auf „Volksdeutsche". Das Spektrum reicht dabei vom Verprügeln bis zur Kastration. Ähnliches wird aus Galizien berichtet: Massenverhaftungen von Ukrainern, die Zerstörung einer großen Zahl orthodoxer und ukrainisch-katholischer Kirchen und in Lemberg das Verbot der ukrainischsprachigen Zeitung DILO.
Auf deutscher Seite werden die polnischen Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschen Minderheit inzwischen durch staatliche Repressalien gegen Polen im Reichsgebiet vergolten. Den Ausweisungen von Deutschen dort folgen Ausweisungen von Polen hier. Das alles wiederum heizt die antideutsche Stimmung in Polen nur noch weiter an.
Derweilen rumort es in Danzig, wenn auch auf eine andere Weise. Die deutsche Bevölkerung der Stadt fordert auf Großveranstaltungen mit der Parole „heim ins Reich" den Anschluß an das Mutterland. Die SS-Heimwehr tritt im August zum ersten Male öffentlich mit einer Parade in den Straßen Danzigs auf. Und Gauleiter Forster
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