Der Krieg, der viele Vaeter gatte
versprechen sollen. So entsendet er kirchliche Diplomaten in die Hauptstädte der fünf betroffenen Länder.
Die erste Vorsprache dieser Art findet am 1. Mai 1939 bei Mussolini statt. Nach eintägiger Bedenkzeit stimmt der italienische „Duce" dem Plan des Papstes ohne Einschränkung oder Bedingungen zu. 226
Am 5. Mai sucht der Berliner Nuntius Monsignore Orsenigo Adolf Hitler in Berchtesgaden auf. Die Protokolle der
225
Herwarth, Seite 188 226
Rassinier, Seite 246
Begegnungen überliefern, daß der „Führer" „nicht an eine Kriegsgefahr glaube, da die gespannte Stimmung mehr auf Hetze als auf Tatsachen zurückzuführen sei." 227
Hitler behält sich allerdings vor seiner Zustimmung zur Konferenz eine Rücksprache mit Mussolini vor. Beide, der „Führer" und der „Duce", hatten sich solche Konsultationen gegenseitig zugesagt. Hitler bittet Orsenigo, „dem Heiligen Stuhl seinen wirklichen Dank zu übermitteln" und erteilt Außenminister von Ribbentropp sofort den Auftrag, sich mit Mussolini abzusprechen. So haben beide Diktatoren bis zum 5. Mai in einem Falle zu- und im anderen nicht abgesagt.
Am 5. Mai wird auch Frankreichs Außenminister Bonnet vom Friedensplan Pius XII. unterrichtet. Kurz darauf gibt Staatspräsident Daladier dem päpstlichen Nuntius in Paris persönlich den Bescheid, Frankreich „werde an keiner Konferenz teilnehmen, die unter der Drohung deutscher Kanonen stattfände". 228
Als der Nuntius nachsetzt, wiegelt Daladier mit der Bemerkung ab, mit einer solchen Konferenz stünde „dann für jedermann fest, daß der Papst nur dazu in Anspruch genommen werde, die italienischen Kastanien aus dem Feuer zu holen und ein neues München vorzubereiten." Kurz darauf begründet der Generalsekretär 229 des Quai d'Orsay Leger die französische Ablehnung der Friedenskonferenz gegenüber dem US-Botschafter Bullitt in Paris ganz anders:
Käme es zu einer solchen Konferenz, „so würde man sowohl von Frank
reich als auch von Polen erwarten, daß sie – den Papst als Schiedsrichter
und Großbritannien als Oberschiedsrichter über sich – Deutschland und
Italien Konzessionen machten"... was Polen betreffe, so sei man am Quai
d'Orsay überzeugt, daß Warschau „in der Angelegenheit der deutschen
Forderungen den Schiedsspruch einer fremden Macht nicht annähme".
Ansonsten befürchte Frankreich, daß England in der Konferenz die Inter
essen der Franzosen und Polen „wegschiedsrichtern" werde, um die Ver
handlungen von dem sonst unausweichlichen Thema der britischen Kolo
nien fernzuhalten. 230
Also, Frankreich will 1939 keinen Frieden, der eigene Konzessionen kosten könnte.
Am 5. Mai wird auch Lord Halifax, dem britischen Außenminister, der Plan des Papstes vorgetragen. Er übermittelt seine Antwort gleichen Tages mit einem Telegramm an den britischen Botschafter beim Vatikan, in dem es heißt:
„ Seine Heiligkeit möge seine guten Dienste getrennt und hintereinander
231 Polen und Deutschland, Frankreich und Italien anbieten".
England lehnt es zu der Zeit ab, sich an Verhandlungen über den Streit um Danzig oder die italienisch-französischen Auseinandersetzungen zu beteiligen. Nach
227
ADAP, Serie D, Band VI, Dokument 331
228
Tansill, Seite 564
229
Staatssekretär des französischen Außenministeriums
230
Tansill, Seiten 564 f
231
Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume V, Seite 435
der bitteren Erfahrung mit der Friedenskonferenz in München, die letztendlich die Unabhängigkeit der Tschechei nicht retten konnte, weil Hitler nicht sein Wort gehalten hat, hat man in London keinen weiteren Bedarf an solchen Konferenzen.
Der polnische Außenminister teilt zum Konferenzvorschlag des Papstes mit, daß Polen an keiner Konferenz teilnehmen möchte, auf der es um polnische Konzessionen an Deutschland gehe. Polen wünsche nicht, an einer „zweiten Münchener Konferenz" teilzunehmen. 232
Mussolini, der zunächst zum Konferenz-Plan Pius XII. zugestimmt, und Hitler, der ihn zunächst nicht ausgeschlagen hatte, beantworten das Angebot des Papstes nach der Ablehnung der Franzosen, der Briten und der Polen am 12. Mai mit einer abgestimmten Note. Beide geben zu bedenken, daß
„ die atmosphärische Lage zur Zeit noch nicht so günstig scheine, um
233 einer internationalen Erörterung im größeren Kreise dienlich zu sein," und bitten von einer päpstlichen Vermittlung abzusehen.
Der Versuch des Papst Pius XII. ist eine von Europas letzten Chancen, einem
Weitere Kostenlose Bücher