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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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„Ich bin nämlich gar nicht scharf darauf, vor einem menschenfressenden Ungeheuer gerettet zu werden, nur um mir kurz danach durch einen Sturz in eine Schlucht das Genick zu brechen.“
    Die anderen waren etwas überrascht ob dieses Eingeständnisses. Bis dahin hatten sie von ihrem bärenstarken Begleiter geglaubt, dass er sich vor wirklich gar nichts fürchten würde. Nun sahen sie, dass er bei der Aussicht auf den vor ihnen liegenden Balanceakt, bei dem Schwindelfreiheit eine dringende Voraussetzung war, ganz blass um die Nasenspitze wurde. Der einzige, der dies ohne nachzudenken aussprach, war jedoch Frederikus, dem das Herumhocken gerade zu langweilig wurde, da er noch nicht müde genug dafür war. Und wenn man seinen Freund Neimoklas so betrachtete, verhielt es sich bei ihm nicht viel anders.
    „Du hast Angst vor so ein bisschen Weg? Mein lieber Herr Gesangverein, vielleicht können wir uns gegenseitig etwas beibringen, nämlich indem du mir erklärst, wie man als Barbar einen guten Kampf mit Schwertern, Äxten und so übersteht, und ich dir zeige, wie man als Mucklin die gemeinsten Hindernisse überwindet, hahaha! Was meinst du, Neimo, sollen wir nicht ein Liedchen trällern? Nur ein kurzes, wenn es sein muss!“
    „Wenn schon, dann ein richtiges“, meinte Neimo entschieden. „Das Echo hier soll nämlich richtig gut sein.“
    Daraufhin begannen die beiden kleinen Kerle zu tanzen, indem sie sich wie beim Ringelreihn unter den Armen einhakten und im Kreis umherhüpften. Zunächst stimmten sie dabei mit gedämpfter Stimme ebenso heitere wie belanglose Strophen an. Doch dann, als sie immer mehr Spaß an ihrer Beschäftigung gewannen, wurden sie rasch lauter und ließen sich in ihrem Übermut zu anderen Texten hinreißen.
    „Mucklin, Mucklin eins, zwei, drei – Wurm und Wolf komm doch herbei!
    Mucklin, Mucklin, vier, fünf, sechs – Selbst Drachen sind für uns ein Klecks!“, trompeteten sie schließlich im Gleichklang.
    „Kindsköpfe“, sagte Pandialo und schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Ich hingegen fand die Liedchen sehr schön“, sagte Alva bestimmt, woraufhin der Graf zusammenzuckte, wie er es immer tat, wenn die Prinzessin anderer Meinung war als er.
    Dann aber verstummten sie alle mit einem Mal, denn ein langgezogenes, grollendes Brüllen ertönte irgendwo nicht allzu weit entfernt, ließ die benachbarten Gipfel erzittern und schwang sich wie ein geflügeltes Raubtier an den Bergflanken vorüber bis in die tiefsten Schluchten hinab. Völlig erstarrt und mit schreckensweiten Augen verharrten die Gefährten in ihrer jeweiligen Position für eine geraume Weile. Sie wussten nicht, ob der Schrei ihnen gegolten hatte (sie hofften eindringlich und beteten zu Aldu, dass dem nicht so war), auf jeden Fall klang er so abscheulich verzerrt, fremdartig und voll böser Absicht, wie nicht einmal die Ungeheuer in den Marschen es vermocht hatten.
    „Das war’s dann wohl mit
Drachen sind für uns ein Klecks
! Ihr seid keine Kindsköpfe, sondern Schafsköpfe!“, sagte Hermeline zu ihren beiden männlichen Artgenossen, während sie dieArme vorwurfsvoll vor sich verschränkte, und brach damit das Schweigen.
    Der nächtliche Himmel war mit kalten, achtlosen Sternen gefleckt, und darunter wanderten lange Schattenrisse – graue Geister auf Pferden, die aus nichts als bloßem Dunst bestanden. Nach dem jüngsten Schrecken waren die Angehörigen der Gemeinschaft noch immer hellwach, doch während die meisten immerhin in Schweigen versunken waren oder vor sich hin dösten, saß den Mucklins noch immer der Schalk im Nacken. Mit gedämpften Stimmen unterhielten und stritten sie sich über Belanglosigkeiten, so unbekümmert, dass man meinen konnte, sie befänden sich in ihrer grünen Heimat bei einem abendlichen Picknick und nicht an einem der gefährlichsten Orte, die man in Arthilien finden konnte.
    Schließlich – da Sigurd, Lemdred und Cord ihnen unter Androhung der schlimmsten Strafen das Singen für diesen Abend verboten hatten – kamen sie auf die Idee, ihr Geschick im Jonglieren zu messen. Unter den gestrengen Blicken von Hermeline, die sich damit rühmte, ihrem Bruder in dieser Hinsicht einige Kunststücke beigebracht zu haben, bugsierte Fredi gleichzeitig drei Steine in die Höhe und schnippte sie in einer schnellen, gleichmäßigen Abfolge von einer seiner kleinen Hände in die andere.
    „Da staunst du, was?“, fragte Fredi seinen Freund, nachdem er mit seiner Darbietung zufrieden war, und ließ

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