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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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erst einmal seine Hüter geworden seid, bleibt natürlich ganz Euch überlassen“, mischte sich Junos mit freundlicher Stimme ein, während er sich erhob und langsam und mit schlurfendem Schritt auf die Mucklins zukam. „Ihr könnt ihn dazu nehmen, um Euch ein ganzes Königreich zu kaufen, oder Ihr verteilt ihn unter Freunden oder Bedürftigen, oder aber Ihr lasst ihn ganz einfach da, wo er ist und wo er schon so lange ungestört verwahrt lag – das liegt allein bei Euch, meine Freunde. Ich hingegen werde nun gehen und Euch in Ruhe Eurer neuen Aufgabe überlassen. Vorher bleibt allerdings nur nocheine winzige Kleinigkeit zu erledigen, eine Formalität sozusagen, dann bin ich auch schon verschwunden.“ Mit nervösen und dennoch geschickten Fingern zog der junge Mann ein mehrfach gefaltetes Pergament aus seiner Westentasche und entrollte es vorsichtig. Er reichte es Fredi und nahm als nächstes aus seiner anderen Tasche einen Federkiel und ein kleines Tintenfass hervor. Neimo meinte, ihn dabei zum ersten Mal lächeln zu sehen, doch in den Schatten, die sein Gesicht umlagerten, konnte man da freilich nicht sicher sein.
    Ich komm’ einfach nicht dahinter, was an dem Kerl falsch ist! Dabei liegt es mir auf der Zunge ...
    „Es handelt sich um nichts von Bedeutung, nur um eine Art Protokoll, doch da ich früher als Schreiber gearbeitet habe, würde ich mich dennoch freuen, dem Genüge zu tun“, fuhr Junos fort. „Einer von Euch muss einfach unter die anderen Namen, die auf der Liste stehen, mit seinem Namen unterschreiben, dann geht der Schatz ganz offiziell in Euren Besitz über. Ein unbedeutender, formaler Akt – wie gesagt – aber Ihr würdet mir eine kleine Freude bereiten ...“
    „Das ist wohl das mindeste, was wir für Euch tun können, Herr Junos! Her mit dem Wisch – ich übernehm’ das Unterschreiben!“, sagte Fredi mit vor Begeisterung und Ungeduld heißerer Stimme.
    Bei Neimo verhielt es sich völlig anders. Er spürte, dass sie gerade dabei waren, einen furchtbaren Fehler zu begehen, den sie im Gegensatz zu den vielen sonstigen Dummheiten, die sie in ihrem Mucklinleben schon begangen hatten, so schnell nicht wieder würden gutmachen können. Sein Magen verkrampfte sich aufgrund einer dumpfen, unbestimmten Angst, die in ihm aufstieg und sich mit einer Eiseskälte in seinem kleinen Körper ausbreitete. Und doch war er nicht imstande, etwas zu tun oder auch nur ein Wort zu sagen, das das schreckliche Unheil, dem sie sich in diesem Moment auslieferten, noch hätte verhindern können.
    Es ist doch nur eine blöde Unterschrift, mit einfacher Tinte auf ein ganz gewöhnliches Stück Papier geschrieben. Was soll da schon Schlimmes dabei sein?,
versuchte er sich zu beruhigen. Doch wie er da sah, dass sein Freund Feder und Pergament in Händen hielt und nun unweigerlich dazu ansetzte, ihre beiden Namen unter das merkwürdige Gekritzel und die anderen Namen zu setzen, die dort bereits standen, da wusste er unwillkürlich, dass es eben doch keine blöde Unterschrift mit einfacher Tinte auf einem gewöhnlichen Stück Papier war, was sie gerade leisteten.
    Fredi tunkte die Federspitze in das Tintenfass, zog sie wieder heraus, ließ sie kurz abtropfen und setzte sie vorsichtig auf dem Pergament auf. Nur noch paar Buchstaben trennten sie davon, die Hüter dieser prächtigen Istari-Reichtümer zu werden. Mit allem, was damit zusammenhängen mochte. Und dann ...
    ... geschahen mehrere Dinge in einer schnellen Abfolge.
    „Hab ich Euch also endlich gefunden? War gar nicht so leicht, Euren Spuren zu folgen, aber ... was ist denn das hier bitte schön?“ Mit einem Mal tauchte Hermeline mit einer brennenden Fackel in der Hand im Türrahmen auf, durchschnitt die vor düsterer Anspannung schwangere Stille und sorgte dafür, dass Fredi in seinen Schreibbemühungen augenblicklich innehielt. Während er völlig überrascht zu seiner Schwester hinschaute, senkte er leicht den Kopf und blies die Backen auf, wie er es immer tat, wenn er sich von ihr bei einem Streich oder etwas ähnlichem ertappt fühlte.
    „Was machst du denn hier, Hermeline? Wir haben uns etwas verlaufen und wollten gerade zurückkommen –“, begann der rothaarige Mucklin, doch wurde er von Neimo jäh unterbrochen.
    Im gleichen Moment nämlich, in dem Hermeline hinter ihnen erschienen war, hatte er zwei Dinge gewahrt. Zum einen hatte er die Unterschrift entziffert, die als letzte und unterste mit einer roten Flüssigkeit auf dem Pergament geschrieben war.

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