Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)
– eine Frau auf dem Schiff!
Ich war der erste weibliche Berufsoffizier bei der Kriegsmarine. Im Krieg habe ich Schiffe und Marineinfanterie mit Waffen ausgerüstet. Damals schrieb die englische Presse, bei der russischen Marine kämpfe ein merkwürdiges Wesen – nicht Mann, nicht Frau. Und dass kein Mann diese ›Lady mit dem Dolch‹ heiraten würde. So, mich würde keiner heiraten?! O nein, du irrst, mein Herr, und ob mich einer heiraten wird, und zwar der allerschönste Offizier ...
Ich war eine glückliche Ehefrau und bin noch heute eine glückliche Mutter und Großmutter. Es ist nicht meine Schuld, dass mein Mann im Krieg gefallen ist. Und die Marine habe ich mein Leben lang geliebt und liebe sie noch ...«
Taissija Petrowna Rudenko-Scheweljowa ,
Hauptmann, Kompaniechefin einer Moskauer Marineeinheit, heute Oberstleutnant im Ruhestand
»Ich war Hilfsarbeiterin – im Kettenwerk in unserem Dorf Michaltschikowo im Kreis Kstowsk im Gebiet Gorki. Als die Männer einberufen und an die Front geschickt wurden, musste ich an die Maschinen, Männerarbeit machen. Dann wurde ich in die Schmiedehalle versetzt, wo Schiffsketten geschmiedet wurden.
Ich wollte an die Front, aber die Werkleitung behielt mich unter verschiedenen Vorwänden im Betrieb. Da schrieb ich ans Komsomolkreiskomitee, und im März zweiundvierzig bekam ich die Einberufung. Wir waren mehrere Mädchen, zu unserer Verabschiedung erschien das ganze Dorf. Die dreißig Kilometer bis Gorki liefen wir zu Fuß, dort wurden wir verschiedenen Einheiten zugeteilt. Ich kam ins siebenhundertvierundachtzigste Flak-Artillerieregiment mittleren Kalibers.
Bald wurde ich zum ersten Richtkanonier ernannt. Aber das reichte mir nicht, ich wollte Ladekanonier sein. Allerdings galt das als reine Männerarbeit: Man musste die Sechzehn-Kilo-Granaten heben und alle fünf Sekunden abfeuern. Doch ich hatte schließlich nicht umsonst in der Schmiede gearbeitet. Nach einem Jahr wurde ich zum Unteroffizier befördert und zum Geschützführer am zweiten Geschütz ernannt, das von zwei Mädchen und vier Männern bedient wurde. Vom intensiven Feuer wurde der Lauf rotglühend, und das Schießen wurde gefährlich, wir mussten das Geschütz gegen alle Regeln mit nassen Decken abkühlen. Die Geschütze waren der Belastung nicht gewachsen, im Gegensatz zu den Menschen. Ich bin ein zähes, starkes Mädchen, aber ich weiß, dass ich im Krieg viel mehr bewältigte als im friedlichen Leben. Sogar rein körperlich. Von irgendwoher kamen ungeahnte Kräfte ...
Als ich im Radio die Siegesmeldung hörte, gab ich Gefechtsalarm und erteilte mein letztes Kommando: ›Azimut fünfzehn null null. Höhenwinkel zehn null. Zünder hundertzwanzig, Geschwindigkeit zehn!‹
Ich stellte mich selbst an den Verschluss und gab vier Salutschüsse ab. Zu Ehren unseres Sieges nach vier Jahren Krieg.
Auf die Schüsse hin kamen alle herausgelaufen, die in der Batterie waren, auch der Bataillonskommandeur Slatwinski. Für meine Eigenmächtigkeit verurteilte er mich zu Arrest, nahm diesen Befehl aber wieder zurück. Dann schossen wir gemeinsam Salut, nun jeder aus seiner persönlichen Waffe, umarmten und küssten uns. Anschließend weinten wir die ganze Nacht und den ganzen Tag ...«
Klawdija Wassiljewna Konowalowa ,
Unteroffizier, Flak-Geschützführerin
»Ich trug das leichte MG auf den Schultern ... Ich hätte nie gesagt, dass es mir zu schwer ist. Wer hätte mich dann als zweiten Schützen behalten? Dann hätte es geheißen: Sie ist kein vollwertiger Kämpfer, sie muss ersetzt werden. Sie hätten mich womöglich in die Küche versetzt. Das wäre eine Schande gewesen. Den ganzen Krieg in der Küche – um Gottes willen! Ich hätte geweint ...«
»Wurden Frauen genauso zu Aufträgen geschickt wie Männer?«
»Sie versuchten, uns zu schonen. Das musste man sich erbetteln oder verdienen. Sich irgendwie hervortun. Man brauchte Mut und Entschlossenheit. Und das besitzt ja nicht jedes Mädchen. Wir hatten in der Küche ein Mädchen, Valja. Eine ganz Sanfte, Schüchterne, die konnte man sich nicht mit einem Gewehr in der Hand vorstellen. Im äußersten Notfall hätte sie natürlich geschossen, aber um Partisanengänge hat sie sich nicht gerissen. Ich dagegen wollte Rache, ich riss mich darum ...
Früher hätte ich mir das nicht vorstellen können. Ich war eine Leseratte. Ein behütetes Kind ...«
Galina Jaroslawowna Dubowik ,
Partisanin der zwölften Kavallerie-Partisanenbrigade »Stalin«
»Ich bekam den
Weitere Kostenlose Bücher