Der Krieger und der Prinz
es in Langmyr einen Dornenlord gab, dann war Kelland wahrscheinlich die einzige Person innerhalb von hundert Meilen, die darauf hoffen konnte, ihm trotzen zu können. Stahl allein war eine jämmerliche Antwort auf Magie, und es waren keine anderen Ritter der Sonne näher als Thelyand.
Aber warum sollte eine Dorne in Langmyr sein?
Lady Isavela neigte den Kopf zu Kelland hinüber. »Ihr versteht jetzt unser Dilemma und die Gefahr. Sir Galefrid und sein Gefolge waren Gäste in unserem Land. Wir haben ihn eingeladen, weil wir gehofft hatten, eine Freundschaft zwischen unseren Lords begründen und damit den Frieden zwischen Eichenharn und Langmyr festigen zu können. Wir glaubten, dass er unsere Ziele teilte. Aber jetzt ist er tot, ermordet durch Blutmagie, die auf langmyrnischer Erde gewirkt wurde. Seine Gemahlin und sein kleiner Sohn sind mit ihm gestorben. Sobald die Nachricht sich verbreitet, wird es Krieg geben, und all die kleinen Samen, die wir so lange Zeit gehegt haben, werden zertreten.« Sie deutete auf die Bildteppiche an den Wänden. »Unsere Welt wird in diesen Zustand zurückfallen.«
»Was sollen wir tun?«
»Nachforschungen anstellen«, antwortete die Lady. »Wer hat das Massaker in Weidenfeld begangen? Warum? Am wahrscheinlichsten ist es die Schuld der Dornen, da gebe ich Euch recht, aber … warum sollten sie sich die Mühe machen? Wir sind zu weit von ihrem Territorium entfernt, um für sie von Interesse zu sein, und Weidenfeld hat keine strategische Bedeutung. Warum sollte Ang’arta einen seiner Dornenlords hierherschicken?«
»Falls es ein Dornenlord war«, warf Lord Eduin warnend ein. »Es gibt noch andere dunkle Mächte auf der Welt. Es könnte einer von Anvhads Gesegneten gewesen sein oder einer von Maols Gesegneten, der versuchte, Chaos zu säen. Sie könnten über ähnliche Zauber wie die Dornen verfügen. Wer kann das sagen? Ungeachtet der Frage, wer die Morde tatsächlich begangen hat, besteht die unmittelbare Gefahr, dass Lord Ossaric erst einmal Rache suchen wird und dann erst Beweise. Er hat seinen Sohn von Herzen geliebt, und das Baby war sein einziges Enkelkind.«
Die weißen Muschelschalen in Kellands Haar klapperten leise, als er nickte. Er wirkte nachdenklich. »Warum wir? Weil wir sind, wer wir sind oder was wir sind?«
»Beides«, erwiderte Lord Eduin unumwunden. »Keinem unserer Männer würde man Glauben schenken. Lord Ossaric würde annehmen, dass sie lügen, um unsere eigene Schuld zu verbergen. Er kennt dieses Spiel gut; er hat es mit dem Sklavenritter gespielt. Wir brauchen jemanden, dessen Aufrichtigkeit und Neutralität über jeden Zweifel erhaben sind. Celestias Gesegnete sind berühmt für ihre Unvoreingenommenheit, und der Verbrannte Ritter ist in Langmyr bereits eine halbe Legende. Ich leugne nicht, dass wir uns das zunutze machen wollen. Aber wir wollen außerdem Euch. Ihr seid scharfsinnig, vorsichtig und vernünftig. Das hat die Darstellung Eurer Reisen gezeigt – ebenso wie die Beobachtung Eurer Gefährtin auf dem Feld der Bogenschützen.«
Bitharn sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Anslak Blaufeuer.«
»War einer meiner Männer, ja«, gestand Lord Eduin. »Sir Taledein ist der beste Bogenschütze in Distelstein. Ich wollte sehen, ob Ihr so gut seid, wie die Geschichten behaupten. Er hat seinen Bart der Sache geopfert und einen grellen Umhang und Rauchpfeile benutzt, um alle zu täuschen, die ihn vielleicht erkannt hätten. Der Beweis ist ihm gelungen, dass Eure Augen in der Tat sehr scharf sind.«
»Danke«, sagte Bitharn, gleichzeitig geschmeichelt und vage beunruhigt. »Aber warum?«
»Aus demselben Grund, warum ich Euch in der Taverne beobachtet habe«, erwiderte Lady Isavela. »Aus demselben Grund haben wir einen anderen Diener, der unser Vertrauen genießt, Kelland beobachten lassen, als er sich auf dem Platz um kranke Dorfbewohner gekümmert hat. Wir wollten herausfinden, wer Ihr seid. Wir haben gelernt, vorsichtig zu sein, in wen wir unser Vertrauen setzen, insbesondere bei so delikaten Angelegenheiten.«
»Plane für den besten Fall, rüste dich für den schlimmsten«, murmelte Bitharn und dachte an Distelsteins vielschichtige Verteidigungsmaßnahmen.
»Genau«, sagte Lady Isavela. »Werdet Ihr uns helfen?«
Kelland zögerte. Er sah Bitharn an, die nickte, dann wandte er sich wieder den beiden Edelleuten zu. »Ich bin zur Wahrheit verpflichtet«, erklärte er ihnen. »Was ich auch herausfinde – wen meine Ergebnisse auch beschuldigen
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