Der Krieger und der Prinz
Heiterkeit, sodass er trotz einer schiefen Nase attraktiv aussah. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er und umfasste in einem altmodischen Soldatengruß ihre Hand und ihren Unterarm.
»Ihr hättet gesiegt, hättet Ihr schlichte Pfeile benutzt«, erwiderte Bitharn.
Ihr war es nur bei den längeren Distanzen aufgefallen, aber seine feurigen Pfeile zitterten, während sie flogen. Bitharn konnte nicht sagen, ob der Grund dafür eine Veränderung im Gewicht der Spitzen war, während das Pulver abbrannte, oder ob die Funken irgendwie den Flug der Pfeile störten, aber es war klar, dass irgendetwas an den Rauchpfeilen ihre Treffsicherheit beeinträchtigte. Wäre das nicht gewesen, hätte Anslak sie durchaus besiegen können.
»Nein.« Der Söldner grinste. Seine Zähne waren gut und sehr weiß. »Ich hätte ohnehin verloren. Aber ich bedaure es nicht. Das gemeine Volk schätzt eine gute Darbietung, und ich kann mich nicht allzu sehr über eine Niederlage durch die Hand der Gefährtin des Verbrannten Ritters beklagen. Es war ein würdiger Kampf, meine Dame.« Er verneigte sich abermals und ging davon, und sie blieb für einen Moment verwirrt zurück. Durchschauten denn heute alle ihre Maskerade?
»Tharn von Cailan!«, rief der Herold ihren falschen Namen als den des Siegers aus.
Das war ihr Signal. Bitharn wandte sich der Menge zu, nahm die Kappe vom Kopf und schüttelte den Zopf frei. Gleichzeitig wischte sie sich die Flecken von den Wangen und offenbarte sich als das junge Mädchen, das sie war. »Bitharn von Cailan, werter Herr!«, rief sie zurück. »Von der Kuppel der Sonne!«
Aus der Menge erhob sich weiteres Gebrüll, diesmal gefolgt von einem auf- und abschwellenden Geflüster, als die Menschen ihre Nachbarn fragten, was geschehen war, und jene, die mehr wussten, erklärten, um wen es sich handelte. Als immer mehr Zuschauer sie erkannten, durchlief eine letzte Welle des Beifalls die Reihen. Bitharn streckte die Hände von sich und verbeugte sich.
Als sie sich aufrichtete, kam Kelland auf sie zu. Sie hatte ihn in der Menge nicht gesehen; er musste zum Ende des Wettbewerbs eingetroffen sein. Die sterbende Sonne schlug Funken aus seiner vergoldeten Rüstung und brachte seinen schneeweißen Wappenrock zum Leuchten, aber sein Lächeln überstrahlte alles.
Bei seinem Anblick schlug ihr Herz schneller. Das tat es immer. Bitharn beschäftigte sich damit, ihre unbenutzten Pfeile einzusammeln und den Schmutz von den Spitzen zu klopfen. Bei jedem Schritt warf sie ihm verstohlene Blicke zu. Als er sie erreichte, steckte der letzte Pfeil längst in ihrem Köcher.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte Kelland und umfasste ihre Schultern.
Bei seiner Berührung stieg ihr die Hitze in die Wangen. Es dauerte nur einen Moment, bis er sie losließ, aber das war lange genug, dass ihr die Haut brannte. Bitharn zog den Kopf ein, um es zu verbergen, und fragte sich, ob er ihr Herz durch das Lederwams donnern hören konnte. »Hast du auf mich gesetzt?«, fragte sie, als sie glaubte, ihrer Stimme wieder trauen zu können.
»Allerdings.« Er hielt ihr eine Handvoll Silbersolis hin.
Bitharn stieß einen Pfiff aus. Sie hatte die Wetteinsätze gesehen. Sie waren üppig gewesen, aber nicht so üppig. Er musste die Hälfte seines Geldes gesetzt haben. »Ich dachte, das sei eine Sünde.«
»Du hast mir gesagt, es würde kein Glücksspiel sein. Wenn es kein Glücksspiel war, gab es auch keine Sünde.«
»In diesem Punkt habe ich mich geirrt«, gestand sie ein. »Der Bursche in dem blauen Umhang hätte mich um ein Haar übertroffen.« Sie blickte über ihre Schulter, aber Anslak war bereits fort.
»Dann werde ich in meinen Gebeten Buße tun«, sagte Kelland ernst, obwohl seine dunklen Augen funkelten. »Komm. Es ist fast Sonnenuntergang.«
Sie ging mit ihm zum Ende der Lichtung. Am unteren Ende des Feldes trugen Jungen aus der Stadt die mit Heu ausgestopften Attrappen fort und suchten nach verirrten Pfeilen. Die Menge zerstreute sich langsam, erzählte sich von den Unterhaltungen dieses Tages und freute sich auf die des kommenden Tages.
Gemeinsam beteten Bitharn und Kelland auf dem zertrampelten Gras. Die meisten Celestianer beteten schweigend, die Knie gebeugt und die Hände gefaltet. Gemeindemitglieder sangen vielleicht Antworten zu der Liturgie eines Solaros’ oder liehen in der Kapelle dem Chor ihre Stimmen, aber wenn sie allein im Sonnenlicht beteten, knieten sie einfach wortlos auf dem Boden.
Bei den Rittern der Sonne war das
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