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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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Einheimischen, die sich darin gefallen, die heißen Stunden des Tages im Schatten zu verdösen oder Stunden am Ufer des Flusses mit Fischen zuzubringen!
    Akyab könnte eines Tages ein kleines Juwel in der Krone Britisch-Indiens werden, wenn wir alle unser Bestes geben. Momentan scheint es aber, als laste noch die Schockstarre der letzten Jahrzehnte auf allem. Nach vierzig Jahren birmanischer Knechtschaft erinnern sich nur die Ältesten noch der Goldenen Zeit, der das Königreich Arakan und seine Hauptstadt ihren Ruf als El Dorado des fernen Orients verdanken. Noch kommt ihnen nicht in den Sinn, dass ihre Zukunft als Teil des Britischen Imperiums ebenso glorreich werden könnte.
    Sie haben keine Ahnung, dass wir im Begriff sind, den alten Legenden ihren Schleier zu entreißen und die Vergangenheit zur Zukunft zu machen.
    20. Oktober
    Fahren den Kaladan hinauf nach Norden. Haben schwachen Wind und fahren sehr langsam, daher viel Zeit. Die Einheimischen sagen, wir kämen gut voran, aber das würden sie auch behaupten, wenn wir schon stillstünden. Lt. Hall hat ihnen angedroht, sie das Schiff eigenhändig schleppen zu lassen, wenn der Wind nicht bald zunimmt, und so, wie der Leutnant es sagt, ist schwer zu entscheiden, ob er nur Scherze treibt. Cray dagegen hält die Leute von der Arbeit ab, indem er an ihnen die paar Brocken ihrer Sprache ausprobiert, die er gelernt hat. Das scheint sie zu belustigen, und sie werden nicht müde, seine Aussprache zu verbessern.
    Der Fluss führt viel Wasser zu dieser Jahreszeit – wenn man denn an diesem Ende der Welt von Jahreszeiten sprechen kann. Von Mai bis Oktober regnet es, und die Temperaturen machen einem oft noch bis in den November zu schaffen. Verglichen mit der stinkenden Kloake des Ganges ist der Kaladan freilich noch erstaunlich sauber. Fischer segeln an uns vorbei, und ab und zu sieht man die spitzen Schnauzen von Gavialen durch die Fluten pflügen. Last-elefanten schleppen ihre Fracht ans Ufer, wo sie auf Bambusflöße verladen wird, und auf den Reisfeldern stehen Wasserbüffel knietief im Schlamm. Am Horizont treffen die Felder auf die fernen Gipfel, und ein Schauder befällt mich bei ihrem Anblick.
    Mir ist klar, dass uns der härteste Teil unserer Reise noch bevorsteht: die Urwälder, das Bergland, die Wilden, die diese Landstriche bevölkern, und die äußerst ungenauen Wegbeschreibungen, denen zu folgen wir gezwungen sind, lassen mich trotz des einlullenden Geschaukels des Kaladans unter mir eine gewisse Unruhe verspüren. Doch ich bin guter Dinge. So alles gut geht, werden wir Ende nächsten Monats zurück in Kalkutta sein, man wird uns reich für unseren Mut entlohnen, und eventuell können wir Weihnachten schon in der Zivilisation verbringen.
    Ich vermisse Nora und die Kinder.
    22. Oktober
    Haben gestern noch spät die alte Hauptstadt erreicht und unser provisorisches Lager im Eingangsbereich eines hochgelegenen Tempels aufgeschlagen. Alle sehr erschöpft von dem Gewaltmarsch und niedergeschlagen von den ersten Nächten im Feld. Obwohl der Monsun schon abklingt, hat es gestern Nacht stark geregnet, und viele der Vorräte sind feucht geworden, darunter die Ingwerbiskuits, für die Sgt. O’Lannigan ein kleines Vermögen gezahlt hat. Daran, dass unsere Bekleidung dank der hohen Luftfeuchtigkeit nie ganz trocken wird, haben wir uns schon gewöhnt. Bald, das weiß ich aus Erfahrung, werden uns all diese Unannehmlichkeiten normal erscheinen.
    Entschädigt wurden wir, als der Sergeant uns zu Sonnenaufgang mit einer feinen Tasse Tee weckte. Unfasslich der Anblick der tausend Tempel und Stupas, der Kanäle und Gräben, die sich unter uns erstrecken – was für ein Reichtum! Was für eine Verschwendung! Ich beginne, all die blumigen Legenden zu verstehen, die sich um diese Stadt rankten, ehe die Birmanen sie zerstörten. Eine fast abergläubische Ehrfurcht scheint unsere Führer befallen zu haben; beinahe hätten sie sich gestern geweigert, bei Dunkelheit noch einen Fuß in diese Stadt zu setzen. Eher hätten sie eine weitere Nacht am Lagerfeuer zugebracht; Lt. Hall hat es aber verstanden, ihre Zweifel zu zerstreuen.
    Cray drängte darauf, so schnell als möglich mit der Erkundung der Tempelstadt zu beginnen. Ich kann es ihm nicht verübeln, auch wenn ich seinen Enthusiasmus für antike und exotische Kunst nicht teile; aber genau deshalb ist er ja Teil dieser Expedition. Ich hoffe, er findet bald, wonach wir suchen, habe allerdings die Befürchtung, er könnte Woche um

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