Der Kronrat (German Edition)
mich bei dir beschweren, Havald, dass du mich zu dir batest und ich jetzt in diesen Krieg verwickelt bin, doch in Wahrheit gibt es keinen Weg daran vorbei. Meine Kinder sollen leben und keine Sklaven sein. Also ist es auch mein Kampf. Und wenn es mich das Leben kostet, dann soll es eben so sein.«
»Besser ist, du bleibst am Leben und deinen Kindern ein guter Vater«, meinte ich. »Sei vorsichtig, denn alles, was man über die Seelenreiter hört, ist wahr, wenn nicht sogar noch schlimmer.«
»Ich will sehen, was ich herausfinden kann, aber Havald, ich will die Krone wirklich nicht, selbst wenn es dir nützen würde. Es ist zu viel verlangt.«
»Ich weiß das, Freund. Ich verstehe dich sehr gut.«
Er nickte und sah einen Moment lang in die ungewisse Ferne, dann straffte er die Schultern. »Ihr wollt sicherlich allein sein, und ich muss noch nach Angus sehen«, log er und ging zur Tür, doch mit der Hand auf der Klinke blieb er stehen. »Mehr Zeit mit dir wäre mir lieb gewesen. Ich denke, es gibt hier eine ganze Saga, die ich noch nicht kenne.«
»Später. Vielleicht wäre es doch besser, du gehst vorerst zurück zu deiner Frau«, schlug ich vor. »Wir werden den Nekromanten schon finden, und du wirst in Coldenstatt gebraucht. Und durch das Tor sind wir nur einen Schritt voneinander entfernt. Es wird sich Zeit finden für ein Gespräch und ein gutes Bier. Was wird aus Angus?«
»Ich bringe ihn so bald wie möglich zur Donnerfeste. Er soll sich dort erholen und mich um mein Weib beneiden, während ich zusehe, dass ich herausfinde, wer der Nekromant im Gefolge Varlands ist. Viel Glück und der Götter Segen für die Jagd, Havald!« Er verbeugte sich vor Serafine. »Ihr seid eine beachtliche Frau, dass Ihr den Wanderer habt fesseln können. Er hat großes Glück, dass ich bereits gefesselt bin!« Er grinste breit, zwinkerte mir zu und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
»Er ist beeindruckend«, meinte Serafine. »Du hast recht, in vielen Dingen ähnelt er Angus, doch dann auch wieder nicht.« Sie seufzte. »Es tut mir leid, dass Leandra es so aufnahm. Du hast nicht wissen können, dass sie in Verhandlungen mit Varland steht. Oder hat sie dir etwas davon gesagt?«
»Nicht ein Wort. Aber es ist nicht Ragnar oder Angus … Sie ist verletzt.«
»Das bin ich auch«, sagte Serafine und lehnte sich gegen mich. »Wir alle sind verletzlich, gerade gegenüber unseren Freunden.«
»Ich bin mir nicht sicher …«
»Havald«, sagte sie leise und beugte sich zu mir hinüber. »Ich habe dich nicht gefragt«, flüsterte sie und ließ mich mit ihren Lippen jeglichen Widerspruch vergessen. Doch dann, als ich nach Atem rang, wich sie zurück und sah mich traurig an.
»Es ist zu früh, nicht wahr? Leandra steht noch immer zwischen uns.«
»Es ist nicht recht«, meinte ich zögernd. »Ein Mann geht nicht aus den Armen einer Frau zur nächsten. Es gehört sich nicht, es sollte Zeit vergehen. Schau, Finna, ich habe nicht gelogen, ich liebe oder liebte sie. Und sie mich …« Ich fuhr mir durch die kurzen Haare. »Es ist verzwickt!«
Sie seufzte. »Ich kam vom Tod zurück und sah dich in ihren Armen. Ich riet mir, mich damit abzufinden. Du warst oft kühl zu mir. Ich hatte aufgegeben, aber vorhin kamst du herein und rührtest alles wieder auf. Was willst du, Havald?«
Ich überlegte. Was wollte ich? »Dass Leandra mir verzeiht. Und dir. Und uns ihren Segen gibt.«
»Darauf willst du warten? Auch wenn es nie geschieht?«
»Es ist nur recht.« Ich griff nach Seelenreißer und wollte aufstehen, aber sie hielt mich zurück. »Wohin willst du?«
»Leandra aufsuchen. Es ihr erklären.«
»Jetzt?« Sie schüttelte den Kopf und schien fast erheitert. »Nicht einmal die Götter selbst könnten es ihr jetzt erklären. Im Moment muss sie wütend auf dich sein, um sich von dir zu lösen.«
»Warum das?«, fragte ich erstaunt.
»Götter, bist du unbedarft. Wie alt bis du? Hast du wahrlich so wenig Erfahrung in der Liebe?«
»Woher soll ich sie haben? Ich liebte einst eine Frau, sie wurde alt und starb. Heute konnte ich mich nicht mal an ihren Namen erinnern. Nur der Schmerz, der bleibt. Leandra war die Erste, die ich danach zu lieben wagte. Sie wird so schnell nicht altern.«
»Götter«, sagte sie und sah mich sprachlos an. »Hast du es ihr auch so erklärt?«
»Ja, warum auch nicht? Es ist die Wahrheit.«
Sie stand auf und sah mich durchdringend an. »Wir sprechen gemeinsam mit ihr, nachdem etwas Zeit vergangen ist. Nicht ein
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