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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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haben die Dinger
weggeschmissen
?“ Tom kann es nicht fassen. Obwohl – bei dieser Frau wundert ihn schon langsam gar nichts mehr. Jetzt weiß er zumindest auch, warum ihr die Polizei kein Wort glaubt. Sie hätte ihnen sogar verzapfen können, dass sie Eisbären am Südpol gesehen hat. Aber ohne Beweise ist das eben reichlich schwer.
    „Ich habe diesen Mist doch nicht mit Absicht weggeschmissen!“, verteidigt sie sich. „Ich habe die ersten zwei Briefe auf den Küchentisch gelegt. Und als ich sie für die Polizei gebraucht hätte, waren sie nicht mehr da. Ich habe gesucht wie eine Irre, aber sie einfach nicht mehr gefunden.“ Sie sieht hilflos aus. „Später ist mir eingefallen, dass ich sie wahrscheinlich mit entsorgt habe, als wir irgendwann den Tisch etwas aufgeräumt haben. Der Dritte ist der Waschmaschine zum Opfer gefallen. Meine Hose, in der er steckte, hat das Sonderwaschprogramm überstanden – der Brief nicht.“
    „Dieser Mist hätte uns auf die Spur des Absenders bringen können. Sie können nur hoffen, dass Ihnen dieser Irre noch einmal schreibt. Oder wollen Sie ihm letzten Endes gar nicht antworten?“
    „Natürlich würde ich das gerne. Der könnte sich auf was gefasst machen.“ Sie klingt entschlossen.
    Tom lächelt überlegen. „Tja. Aber dafür brauchen wir erst einmal seinen Namen“, sagt er spöttisch.
    „Es tut mir leid, okay?“, sagt Evelyn. „Ich kann nichts dafür, dass ich ein wenig … hm … chaotisch bin.“
    „Schon gut“, wiegelt Tom ab, aber eigentlich ist überhaupt nichts gut. „Erzählen Sie mir mal lieber, wie die Briefe ausgesehen haben.“
    „Na, wie Briefe nun mal so aussehen.“
    Tom reibt sich an der Stirn. Mann, ist diese Frau anstrengend. „Wie sah das Kuvert aus? War es groß, klein, braun, weiß oder sonst was?“
    Evelyn kneift die Augen zusammen, legt die Stirn in Falten und denkt angestrengt nach. „Es war weiß und normal groß“, sagt sie. „Es war ein ganz normaler Umschlag. So einer, wie man ihn eben für ganz normale Briefe hernimmt. Ganz normal eben.“
    So, so.
    „Und wie war er verschlossen? Mit einem selbstklebenden Streifen oder einem, den man erst selbst ...“
    „Den man selbst ablecken muss?“, beendet Evelyn seinen Satz. „Ich glaube, es war letzteres.“
    Na prima.
    Sie hat das mit Abstand wichtigste Beweismaterial vernichtet.
    Tom muss sich stark zusammenreißen, um nicht in hysterisches Gelächter auszubrechen. „Können Sie sich noch an den Poststempel erinnern?“, versucht er weiterhin sein Glück.
    Evelyn sieht ihm in die Augen, als könnte sie dort die Antwort finden und schüttelt dann den Kopf. „Keine Ahnung. Tut mir leid. Aber ich glaube, es war auf allen Briefen der gleiche.“
    Normalerweise ist es ja so, dass man sich auch den Poststempel ansieht, wenn man schon unangenehme Post ohne den darauf vermerkten Absender bekommt. Evelyn hat keinerlei Kriminaltechnisches Gespür.
    „Na schön. Ich gehe jetzt mal stark davon aus, dass kein Absender vorhanden war. War
Ihre
Adresse angegeben?“
    „Natürlich. Straße und Hausnummer.“
    „Handschriftlich?“
    Evelyn schüttelt fast unmerklich den Kopf. „Mit einem Computer. Die Anschrift wurde ausgeschnitten und auf das Kuvert geklebt.“
    „Ihr Name? War der auch drauf?“
    „Nein.“
    „Woher können Sie dann wissen, dass die Briefe für
Sie
gedacht waren?“
    Jetzt lächelt Evelyn. „Nun, sehen Sie, ich kann mir nicht vorstellen, dass eine reizende alte Dame mit zunehmendem Realitätsverlust Morddrohungen erhält. Bleibt also nur noch das Model als Opfer übrig.“
    Volltreffer. Eins zu Null für Evelyn.
    Tom führt sein Verhör weiter. „Also gut. Dann kommen wir mal zu den Briefen selbst.“ Er hält inne, um sich irgendetwas Schlaues zu überlegen. „Also ... Wie wär’s, wenn Sie jetzt mal die Briefe irgendwo aufmalen würden, damit ich mir das alles ein bisschen besser
vorstellen
kann.“
    „Kein Problem“, meint Evelyn und zieht irgendwo einen Bogen DINA4-Papier und einen Kugelschreiber hervor. Fünf Sekunden später prangt das Wort STIRB!!! majestätisch in der Mitte des blütenweißen Papiers.
    „Es stand auf allen drei Briefen das gleiche“, sagt Evelyn. „Dieser Schrott wurde per Computer geschrieben, ausgeschnitten und auf ein anderes Blatt geklebt. Schriftart, Schriftgröße und Schriftfarbe waren gleich. Alles identisch.“
    „Hm“, sagt Tom und betrachtet nachdenklich das STIRB!!!, das aus Evelyns Feder stammt.
    „Sie glauben mir

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