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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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mir denken können.“ Die Stimme klingt gereizt. „Verdammt.“ Die Lederschuhe tippen immer schneller auf den Fliesenboden. „Hol mir trotzdem das Zeug“, sagt er dann fordernd. Er bläst Rauchwolken in die Luft. „Aber möglichst unauffällig. Und schalt diesen Idioten aus. Nimm Johnny mit.“ Eine dicke Rauchwolke schwebt über dem Tisch. „Und mach so wenig Aufsehen wie möglich“, sagen die Lederschuhe eindringlich.
    „Wann?“
    „Heute noch.“
    „Heute? Heute Nacht?“
    „Ja. Je eher, desto besser.“
    „Aber wenn sie zu Hause sind? Mir sieht es schon danach aus.“
    „Deshalb sollst du ja kein Aufsehen erregen“, sagt der mit den Schuhen aus Leder.
    „Was ist mit meinem Geld?“, fragt der andere.
    Die schönen Lederschuhe treten die glühende Zigarette am Boden aus. „Du bekommst dein Geld schon noch. Und jetzt verschwinde.“
    Der andere bleibt noch einen Moment unschlüssig sitzen. Er ahnt irgendwie, dass er sein Geld nie zu Gesicht bekommen wird. Er könnte den Typen jederzeit hochgehen lassen. Aber das wird er nicht wagen. Davor hat er einfach zu viel Schiss. Man sollte sich nicht mit Leuten anlegen, die mächtiger sind als man selbst. Das hat er schon im Knast gelernt. Er steht schließlich auf und verlässt das Restaurant ohne sich zu verabschieden. Er tritt hinaus in den warmen Sonnenschein und muss die Augen zusammenkneifen. Er kramt seine Sonnenbrille aus seiner Hemdtasche und setzt sie sich auf die Nase. Dann lässt er seinen Blick unauffällig umherschweifen. Keine Polizei zu sehen. Er entspannt sich ein wenig. Seit er untergetaucht ist, bereitet es ihm ein gewisses Unbehagen, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Schließlich sind die Bullen hinter ihm her, weil er seine ach so arme Gattin, dieses dreckige Miststück, zum wiederholten Mal misshandelt haben soll. Natürlich haben sie ihr geglaubt, weil sie nach dem letzten Mal in der Notaufnahme gelandet war. War ja auch nicht anders zu erwarten, als dass sie redet.
    Er ist unschlüssig, wohin er gehen soll. Vielleicht erstmal dorthin, wo er untergekrochen ist oder doch eher zuerst zu Johnny? Er weiß, dass er sich für letzteres entscheiden wird. Der Job geht nun mal vor. Selbst wenn es ein absolut krimineller Job ist. Er setzt seine Beine in Bewegung und vergräbt die Hände in den Hosentaschen. Die Leute, die ihm entgegenkommen, achten nicht auf ihn. Sie sind entweder mit sich selbst beschäftigt oder mit dem herrlichen Wetter. Noch dazu ist er ein völliger Durchschnittstyp. Nicht zu groß, nicht zu klein. Schlank, aber nicht mager. Eben total unauffällig. Trotzdem fragt er sich immer wieder, wenn er unter Menschen ist, ob die wohl ahnen, was er so macht. Weiß die nette Dame am Schalter der Bank, womit er sein Geld verdient? Oder der Fahrkartenkontrolleur in der U-Bahn. Ahnt er, dass er polizeilich gesucht wird? Er weiß die Antwort auf seine Fragen nicht. Er weiß nur, dass er mit seinen gerade mal vierundzwanzig Jahren eine ganz ordentliche Verbrecher-Karriere mit dem Spezialgebiet „Einbruch“ hingelegt hat, mit nur vergleichsweise wenigen Verurteilungen. Aber deshalb weiß er auch, dass er nicht wieder ins Gefängnis will. Und dorthin wird er auch nicht wieder gehen. Selbst wenn ihn die Polizei wegen dieser Schlampe von Ehefrau wieder dingfest machen sollte.

7. Kapitel
    Donnerstag, 15. Juli
     
    Irgendwann am Nachmittag kommt Evelyn die großartige Idee, Tom könnte doch den Rasen mähen, da er sowieso nichts Besseres zu tun hat, als auf der Veranda zu hocken und Löcher in die Luft zu starren.
    „Ich kann ja schließlich nicht riskieren, dass Sie mir hier vor Langeweile sterben“, meint sie sarkastisch.
    Also mäht Tom, bis ihm die Arme wehtun und er nichts mehr anderes in seinen Ohren hört, als das Brummen des Rasenmähers.
    Anschließend beschwert sie sich über den vom langen Gras verstopften Rasenmäher und die abgemähten Salat-und Blumenköpfe.
    „Wir haben leider keinen Kaffee mehr. Mögen Sie auch Tee?“, ruft Evelyn aus der Haustür. Sie gönnt Tom eine kleine Pause. Aber eigentlich hat sie heute auch noch vor, in den Gemüsebeeten mit dem Unkrautjäten anzufangen.
    „Natürlich“, ruft Tom zurück. Das ist hochgradig gelogen.
    Wenig später stellt sie eine wuchtige Tasse mit West Ham United – Motiv vor ihm ab. Der Inhalt der Tasse sieht nach reinem Wasser aus. Und so schmeckt es auch, als er einen vorsichtigen Schluck nimmt. Nämlich nach gar nichts. Der Tee ist nur lauwarm und total fade.
    „Ich

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