Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
Familie und deren schrecklichem Vermächtnis.
» Nathan, ich muss Ihnen etwas sagen.«
Er sah sie an. » Ja?«
» Der Mann, den ich eben k.o. geschlagen habe, der, den Sie dabei beobachtet haben, wie er die Knochen vergraben hat, ist der Mörder aus Portland.« Fox nickte, als hätte er sich das bereits gedacht. Sie schluckte und fuhr fort. » Außerdem ist er mein Halbbruder.«
Während Fox verarbeitete, was er da gerade gehört hatte, suchte sie in seinem Gesicht nach Zeichen von Entsetzen oder Abscheu, doch er runzelte nur fragend die Stirn. » Haben Sie eine Ahnung, warum er sie umgebracht hat?«
» Nein, aber mein Vater wusste von den Morden. Er selbst hat Eve erwürgt. Es war ihre Leiche, die Sie da oben gesehen haben. Ich war dabei, als er sie getötet hat. Meine Familie behauptet, dass sie von Engeln abstammen, aber sie sind Dämonen. Wir sind Dämonen.« Sie zeigte auf das Knochengrab. » Für das hier ist meine Familie verantwortlich.«
Fox legte ihr eine Hand auf den Arm. » Sie aber nicht.«
Sie schüttelte seine Hand ab. » Wie wollen Sie das wissen? Wie soll ich das wissen? Ich kann mich an nichts erinnern. Vielleicht wusste ich von all dem. Vielleicht war ich ein Teil davon, bevor ich weggelaufen bin. Und wenn nicht, dann hätte ich es wissen müssen. Irgendwas Furchtbares ist in diesem Turm geschehen, das mein Leben verändert hat. Irgendetwas, an das ich mich unbedingt erinnern muss. Vielleicht will ich nicht, aber ich muss. Ich habe keine Vergangenheit, keine Identität, nichts. Die einzigen Angehörigen, die ich habe, scheinen Monster zu sein. Ich muss wissen, ob ich so bin wie sie.«
» Sie sind nicht wie sie.«
» Woher wissen Sie das?«
» Weil ich Sie kenne.«
» Wie können Sie das sagen? Ich kenne mich ja nicht einmal selbst. Ich habe keine Ahnung, wer ich war oder wer ich bin.« In dem Bedürfnis, irgendeine Verbindung zu den Toten herzustellen und eine Art Buße zu tun, beugte sie sich hinunter und griff nach dem Schädel eines Erwachsenen. Sie hoffte, dass die Intensität des Todesechos sie vielleicht von ihrer Schuld und ihrer Scham reinwaschen würde. Doch das Echo war schwach, als hätte es mit dem Tod alle Lebensenergie verloren und nur einen verkümmerten Rest in diesem ausgedörrten Knochen zurückgelassen. » Warum tut man so was? Warum tötet man diese Menschen? Wie könnte so etwas nur das Große Werk meines Vaters voranbringen?«
Sie spürte, wie Fox sich neben sie kniete. » Ich weiß es nicht«, sagte er sanft. » Aber wir werden es herausfinden. Kommen Sie. Es ist schon spät und wir müssen Jordache darüber informieren.«
» Worüber? Wenn er Ihnen beim ersten Mal nicht geglaubt hat, warum sollte er es jetzt tun?«
Fox nahm ihr den Schädel ab, legte ihn wieder in die Grube und füllte sie mit Erde auf. » Wir werden ihm von unserem Fund hier berichten.«
» Jordache wird sagen, das ist ein privater Friedhof. Und wir können auch nicht beweisen, dass mein Halbbruder der Mörder ist oder dass er überhaupt in Portland war. Ich habe ihn in meinen Todesechos gesehen, aber juristisch ist das völlig irrelevant. Und selbst wenn Jordache uns tatsächlich glauben sollte, bis er die Polizei hierhergebracht hat, haben mein Vater und Kaidan längst bemerkt, dass ich entkommen bin, und alle Beweise vernichtet.« Sie dachte an ihre Mutter, und Panik ergriff sie. » Mein Medaillon ist im Turm. Ich muss es zurückholen.«
» Wir holen es, wenn wir mit Jordache und seinen Leuten zurückkommen.«
» Dann ist es vielleicht nicht mehr da.«
» Es ist nur ein Medaillon, Sorcha«, sagte er mit sanfter Stimme.
Wütend schüttelte sie den Kopf. Warum verstand er sie nicht? » Das ist nicht nur ein Medaillon. Das ist meine Vergangenheit. Meine Mutter. Das ist alles, was ich habe, wer ich war und wer ich bin. Ich muss es wiederhaben.« Sie atmete tief ein und bemühte sich, ruhig zu bleiben. » Ich muss in diesen Turm. Jetzt. Nicht nur wegen des Medaillons, sondern auch, um herauszufinden, was mit meiner Mutter passiert ist und was es mit dem Großen Werk auf sich hat, bevor der Seher vertuschen oder verstecken kann, was er da drin gemacht hat. Was er immer noch da drin macht.«
» Das ist zu gefährlich, Sorcha. Überlassen Sie das der Polizei. Ich bin hergekommen, um Sie in Sicherheit zu bringen.«
» So etwas gibt es nicht. Ich werde nie in Sicherheit sein, nicht bevor ich weiß, wovor ich ursprünglich geflohen bin.« Sie zeigte hinunter auf die Knochen unter der Erde. »
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