Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
einer Satteltasche mit ein paar Vorräten und einem Jagdgewehr, das perfekt ins Sattelholster passte. Es dauerte nicht lange, bis Fox erkannte, dass sein Pferd, ganz im Gegensatz zu dem ruhigen Wallach, den er bei Connor Delaney geritten hatte, ziemlich schreckhaft war und das Temperament eines Ferraris besaß.
Es war eine Sache, dem GPS auf der Straße zu folgen, aber eine ganz andere, wenn es querfeldein ging. Egal, was das GPS ihm sagte, er konnte nur dorthin reiten, wohin das Terrain – und sein Pferd – ihn führten, und das war selten eine gerade Linie. Er hatte sich am Sattel festgeklammert und Flüsse, Schluchten und Wälder durchquert, um hierher zu gelangen. Aber hier war nicht da, wo er hinwollte. Und allmählich wurde es dunkel.
Im Wald war das scheue Pferd sogar noch schreckhafter, und Fox teilte sein Unbehagen. Unbewusst berührte er den Griff seines Gewehrs. Im schwindenden Licht der Dämmerung bekamen die riesigen Farne und gigantischen Mammutbäume beinahe eine prähistorische Anmutung, und er kam sich vor wie ein Eindringling. Zudem erinnerte die Szenerie ihn an den Tag, als er zum ersten Mal Mammutbäume in Oregon gesehen hatte, den Tag, an dem seine Eltern und seine Schwester getötet worden waren.
Das größte Unbehagen bereitete ihm jedoch das Gefühl, sich verirrt zu haben. Die Koordinaten, die Connor Delaney ihm gegeben hatte, umfassten ein riesiges Gebiet, und allmählich fürchtete er, nicht nur das Dorf, sondern auch den Weg hinaus aus diesem verdammten Wald niemals zu finden.
» Wenigstens regnet es nicht«, murmelte er, als er auf eine große runde Lichtung kam. Direkt vor ihm, versteckt unter einigen Farnen, sah er eine kleine Hütte. Also konnte er nicht mehr allzu weit vom Dorf entfernt sein. In dieser Wildnis musste die Hütte zu Delaney und seinen Leuten gehören. Vielleicht war es eine Jagdhütte. Plötzlich bäumte sich sein Pferd auf. Fox beruhigte das erschreckte Tier und sah, dass der Boden unter ihnen weicher und aufgewühlter war als sonst im Wald. Wahrscheinlich hatte das Pferd für einen Moment den Halt verloren.
Steif und mit schmerzenden Gliedern stieg er ab und band das Tier an einen Baum. Er ging zur Tür der Hütte, doch sie war verschlossen. Weit oben über den Baumkronen sah er die ersten Sterne am Abendhimmel leuchten. Bald würde es ganz dunkel sein, also entschied er, für diese Nacht auf der Lichtung zu bleiben.
Er gab dem Pferd Futter und Wasser und wärmte für sich selbst Bohneneintopf auf einem kleinen Gaskocher auf. Dann rollte er seinen Schlafsack auf dem weichen Untergrund aus. Im Wald um ihn herum war es überraschend laut, und als er seinen schmerzenden Körper in den Schlafsack rollte, befürchtete er schon, bei diesem Lärm kein Auge zuzumachen. Er sah zum Mond hinauf, der beinahe voll war und wie eine überreife Frucht am Nachthimmel zu hängen schien.
Welcher Empfang würde ihn wohl am nächsten Morgen erwarten – einmal vorausgesetzt, er fand Sorcha? Er war nicht besonders scharf darauf, Delaney und seinem Kult zu begegnen, schon gar nicht unangemeldet und ohne Einladung. Andererseits fand er den Gedanken, den egozentrischen Delaney und seine Leute ein wenig zu schocken, indem er ihnen erzählte, dass sich ein Mörder unter ihnen befand, seltsam befriedigend. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, siegte sein erschöpfter Körper über seinen Geist und er fiel in einen tiefen Schlaf.
40
An diesem Abend servierten die Ehefrauen Sorcha und ihrem Vater ein üppiges Abendessen in seinen Privaträumen. Während sie dunkelroten Wein in ihr Glas füllten und ihren Teller mit gegrilltem Huhn, Kartoffeln, Zucchini und Bohnen – alles aus eigenem Anbau, wie ihr Vater versicherte – beluden, spürte Sorcha, dass die Frauen sie beobachteten. Die ständigen prüfenden Blicke steigerten ihr Unbehagen noch. War sie hier unter ihrer Familie und Freunden, oder aß sie mit ihren Feinden? Eve hatte sie gewarnt, niemandem zu trauen, aber schloss das ihren eigenen Vater und seine Frauen mit ein? Der Wein war kräftiger und schwerer als der, den sie bei Samantha getrunken hatte, und Sorcha war dankbar für seine beruhigende Wirkung. » Erzähl mir von meiner Mutter.«
Delaney schaute von seinem Teller auf. Zara lehnte sich zu ihm rüber: » Eve hat Sorcha angesprochen und sie belästigt. Sie hat ihr erzählt, sie sei eine Freundin von Aurora gewesen.«
» Sie hat mich nicht belästigt«, erwiderte Sorcha. » Sie hat mich begrüßt.«
» Sei nicht
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