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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Herr von Zühbig, »daß Sie sich, nur um ein Versprechen zu halten, dem hiesigen Madeira und Kaviar aussetzen. Weiter war es nichts?«
    »Weiter? – nein – nicht daß ich wüßte – Ihre Gesellschaft allerdings ausgenommen« – von Zühbig verbeugte sich leicht und lächelnd. »Allein schmeckt mir der Wein auch nicht,« fuhr der Baron fort, »und es plaudert sich am besten zu zweien. Apropos, haben Sie auf Ihrer letzten Reise einige Jagden mitgemacht?«
    »Nein, Sie wissen ja, ich hatte keine Zeit dazu.«
    »Sonst – haben Sie keine Bekannten unterwegs getroffen?«
    »Sonst? – ah so, Sie meinen außer dem Monsieur Bertrand und seiner schönen Frau,« erwiderte Herr von Zühbig, und ein eigenes Lächeln zuckte um seine Lippen. Er wußte jetzt, wo hinaus sein teilnehmender Freund wollte, und mit einigem trocknen Humor, den er besaß, fühlte er sich gerade in der Stimmung, ein halb Stündchen Zeit damit zu töten, Herrn von Silberglanz ein wenig zu dupieren. Er konnte ihn außerdem nicht leiden – vielleicht nur, weil ihn Frau von Zühbig protegierte – vielleicht, weil er im stillen den neugebackenen Adel mit Geringschätzung betrachtete. Viele, sehr viele der Hautevolee, Herr von Zühbig nicht ausgenommen, würden sich auch wenig um den jungen Baron mit seinem unangenehm eitlen Wesen gekümmert und ihn vollständig links liegen gelassen haben, wenn – sie ihn eben hätten entbehren können. Herr von Silberglanz war aber sehr reich und gegen den hohen Adel – zu dem zu gehören er den größten Stolz fühlte – sehr liberal, und die Konsequenz daraus ist leicht zu ziehen.
    Herr von Zühbig brauchte ebenfalls sehr häufig Geld und je nachdem dieses Bedürfnis stieg oder sank, stieg und sank auch zugleich sein Freundschaftsthermometer für den Baron. Ganz fallen lassen konnte er ihn aber nie, und unter vier Augen oder im kleinen Familienkreise war er die Herzlichkeit selber; öffentlich jedoch machte er keinen Staat mit ihm und vermied ihn, wo es nur irgend schicklicherweise geschehen konnte.
    »Nein, lieber Freund,« setzte von Zühbig deshalb, wie sich besinnend, hinzu, »nicht daß ich wüßte. Keinesfalls irgendeine hervorragende Persönlichkeit, für die Sie sich besonders interessieren würden.«
    »Eigene Sache das, mit jenem Monsieur Bertrand und seiner Frau!« sagte Silberglanz nach einer kleinen Pause, in der er an seinem Madeira langsam gesogen.
    »Höchst eigen, in der Tat!« erwiderte von Zühbig, seinem Beispiele folgend.
    »Daß sich der Mann zu einer solchen Rolle hergibt!«
    »Er wird es bald satt bekommen.«
    »Und die Frau?«
    »Hat es schon lange satt.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Lieber Silberglanz, von glauben kann keine Rede mehr sein, wenn es einem mit dürren Worten gesagt wird.«
    »Aber das erwähnten Sie doch nicht?«
    »Weil ich vor meiner Frau von jener Georgine so wenig wie möglich sprechen wollte, denn das arme Kind ist fabelhaft eifersüchtig und oft ohne den geringsten Grund; wahrhaftig, Baron, ohne den geringsten Grund. Apropos, Silberglanz, Sie Schelm Sie! ich habe ja gar nicht gewußt, daß Sie in so genauer Verbindung mit der Bertrand gestanden haben.«
    »Ich, lieber Zühbig? Bitte sprechen Sie nicht so laut, der Kellner da drüben spitzt seine Ohren schon, das – war auch gar nicht der Fall.«
    »Bst, bst, Männchen, keine Flausen!« drohte ihm von Zühbig lächelnd mit dem Finger, »wenn eine Frau einmal das eingesteht, was mir die schöne Georgine eingestanden hat, da ist's nachher nicht mehr richtig, und mir machen Sie in dieser Hinsicht nichts mehr weis. Aber was geht's mich an! das ist eine Sache, die jeder mit sich selber auszumachen hat, und ich wäre der letzte, der Sie deshalb tadelte.«
    »Aber was hat sie Ihnen nur gesagt?« flüsterte der Baron, dem jetzt selber daran lag, etwas zu erfahren, von dem er fest überzeugt war, daß es ein Mißverständnis sein müsse, hätte ihn von Zühbigs Ruhe und Sicherheit nicht wieder irregemacht. »Was kann sie Ihnen um Gottes willen gestanden haben?«
    »Daß sie sich unglücklich in dem Verhältnis fühle, und daß ihr ein Freund fehle!« flüsterte von Zühbig.
    »Ein Freund?«
    »Ja – noch einer,« sagte der Intendant. »Zwei hat sie, die scheinen ihr aber noch nicht genug zu sein – sie sagte, sie müßte jemanden haben, der es ehrlich mit ihr meinte.«
    »Ehrlich?«
    »Nun, das sind so Redensarten.«
    »Aber was habe ich damit zu tun?«
    »Sie sagte mir ferner,« fuhr von Zühbig fort, »daß sie hier in

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