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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Fürsten erbeten und erhalten.«
    Melanie sah zu ihm auf und vermochte keine Silbe als Antwort zu finden. Allerlei wunderliche, wirre Gedanken kreuzten ihr Hirn. Jetzt gerade wollte er fort? – jetzt, wo – sie durfte dem nicht weiter folgen – und so kalt, so förmlich nahm er jetzt Abschied, er mußte bemerkt haben, wie sie Graf Selikoff bevorzugte. – Und weshalb nicht? war sie nicht frei, zu tun, zu lassen was sie wollte, war sie nicht von ihm, der so kalt und eisern vor ihr saß, schändlich, schmählich betrogen und verraten worden? – und wenn nicht? – – Auch der Graf schwieg; das Herz war ihm voll und schwer, und den kalten,förmlichen Empfang des Wesens gegenüber, das er mehr als sein eigenes Leben liebte, hatte er sich bezwingen, hatte er ebenso kalt und ruhig von ihr scheiden wollen – scheiden vielleicht für ein ganzes Leben, indem sie sich von nun an nur als Fremde wieder begegnen sollten. Als er aber die Bewegung in Melanies Zügen sah, als ihm nicht verborgen bleiben konnte, daß die Jungfrau, so kalt und abgemessen sie sich auch gezeigt, doch vielleicht mehr, ja innigeren Anteil an ihm nehme, da raffte er sich selber auch empor, und mit bewegter Stimme sagte er: »Komtesse – Melanie – es ist in letzter Zeit etwas zwischen uns gewesen – was, weiß nur Gott – was aber nicht sein sollte.«
    »Zwischen uns, Herr Graf?« unterbrach ihn, wie erstaunt, Melanie, die durch die Worte rasch zu sich selbst gerufen wurde.
    »Stoßen Sie mich nicht so ungehört zurück,« fuhr der Rittmeister, der jetzt einmal das Eis gebrochen hatte, fort. »Womit ich Sie beleidigt oder gekränkt haben mag, ich weiß es nicht – wissentlich nicht, beim ewigen Gott, und nur ein Mißverständnis kann es deshalb sein, was Sie in diesen Tagen mir entfremdet hat. Sehen Sie mich nicht so stolz an, Melanie, Sie waren sonst offen, so ehrlich gegen mich – o, lassen Sie die Zeit, die liebe, liebe Zeit, nicht so mit einem Schlage abgebrochen sein. Sagen Sie mir was ich getan, was ich verbrochen habe, gestatten Sie mir dann, daß ich mich verteidige.«
    »Was Sie getan, Herr Graf,« erwiderte Melanie, der bei der Erinnerung alles dessen, über das sie Ursache zu haben glaubte – gerechte Ursache – zu zürnen, das Blut mit voller Macht in Wange und Schläfe strömte, »ich glaube nicht, daß es mir zusteht, Sie über irgend etwas, was Sie getan haben könnten, zur Rede zu stellen. Hätten Sie es für gut gefunden, mich irgend eines Schrittes wegen, den Sie zu tun gedachten, um Rat zu fragen, wäre es vielleicht etwas anderes, doch so ...«
    »O, weichen Sie mir nicht aus,« bat Geyerstein in herzlichem Tone und von der Gewalt des Augenblicks hingerissen, »Melanie, Sie müssen wissen, wie mein Herz ...«
    »Herr Graf – nicht weiter, wenn ich bitten darf,« unterbrach ihn plötzlich mit ernstem, strengem Tone die junge Gräfin, indem sie sich zu ihrer vollen Höhe stolz, ja fast zürnend, emporrichtete. – »Ersparen Sie sich und mir ein Thema, das nur für beide Teile – schmerzlich enden kann.«
    »Melanie!« rief Geyerstein entsetzt, »was, um aller Heiligen willen ...«
    »Sie vergaßen wohl in dem Augenblicke,« fuhr die Komtesse fort, und ihre Züge glichen jetzt denen einer Marmorbüste, »das Verhältnis, in dem Sie zu der Seiltänzergruppe jenes Bertrand stehen? – Sie vergaßen ...«
    »Großer Gott!« stöhnte der Rittmeister, und bleich, wie das ihm gegenüberstehende schöne Weib, fuhr er von seinem Sitz empor.
    »Wie das Geheimnis zu meinen Ohren kam,« fuhr Melanie kalt und ruhig fort, »bleibt sich gleich. Sie selber bestätigen alles durch Ihr Schweigen. – Jetzt aber werden Sie doch auch wohl fühlen, daß zwischen uns nicht mehr von den Empfindungen des Herzens die Rede sein kann. Die Tochter des Grafen von Ralphen dünkt sich zu gut ...«
    »Halten Sie ein, Komtesse!« rief der Graf mit ausgestreckter Hand und fast tonloser Stimme, »sagen Sie nichts weiter! Es ist genug – übergenug – und das wenige selbst – hätte sich vielleicht auf weniger harte Weise sagen lassen – aber es ist geschehen. Sie haben nicht zu fürchten, daß ich Ihnen je wieder mit Wort oder Blick nur nahen werde – dennoch bitte ich Sie, in den Augen der Welt ...«
    »Fürchten Sie nicht, daß ich Ihr Geheimnis mißbrauchen werde,« unterbrach ihn Melanie, »wie immer die Welt auch wohl dergleichen beurteilen möchte. Was ich gesprochen, sprach ich nur für mich, und wie ich glaube, war ich das mir und meiner

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