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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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weißt du?«
    »Nein, ich finde einen anderen Weg.«
    Aber selbst als Burton das Herrenhaus ein zweites Mal umrundete, fand er keinen Weg hinein und stimmte dem Vorschlag seines Freundes schließlich widerstrebend zu.
    »Bleib hier, ich komme und hole dich«, flüsterte Swinburne.
    Aus einem Impuls heraus ergriff Burton die Hand des Dichters und drückte sie.
    »Viel Glück!«, sagte er.
    Swinburne nickte und schlich davon.
    Einen Augenblick später erblickte Burton einen roten Fleck an der Seite des Gebäudes, der sich rasch nach oben bewegte. Swinburnes Haar reflektierte das Mondlicht.
    Trotz seiner zierlichen Statur und der zerbrechlichen Ausstrahlung kletterte der Dichter zielstrebig nach oben, prüfte jede Ranke, bevor er ihr sein Gewicht anvertraute, und arbeitete sich schnell bis zum Dachsims vor. Dann schlang er den Arm um einen Wasserspeier, schwang sich hinauf, kletterte von dort aus über die zinnenförmige Dacheinfassung und verschwand außer Sicht.
    Burton holte tief Luft. Er hatte nicht bemerkt, dass er den Atem angehalten hatte.

    »Da wären wir mal wieder«, dachte Swinburne, als er über den flachen Steg hinter den unechten Zinnen schlich und sich auf das ansteigende Dach setzte. Wenigstens würde er diesmal, wenn er den Halt verlor, nur bis zu diesem Steg rutschen – es drohte also kein tödlicher Sturz in die Dunkelheit.
    Er begann, sich über die moosbewachsenen Schindeln nach oben zu schieben. Sie saßen locker und zerbrachen unter seinem Gewicht. Kleine Stücke schlitterten das Dach hinunter, der Lärm hallte laut in der Stille der Nacht wider. Swinburne hielt es für unwahrscheinlich, dass jemand im Erdgeschoss des Hauses die Geräusche hören würde, doch wenn sich jemand in den oberen Räumen aufhielt, hatte er ein Problem.
    Aber was konnte er schon tun, außer weiterzuklettern? Also schob er sich voran, bis er den Dachfirst erreichte. Hier stand er auf und ging vorsichtig auf einen der Kamine zu.
    Er sah hinauf in den Himmel. Er war klar, kalt und mit Sternen übersät, von hoch oben strahlte der Sichelmond auf ihn herab.
    Swinburne blickte den Kaminschacht hinunter. Er war dunkel, schmutzig, scheinbar bodenlos und führte geradewegs hinab zu seinen Feinden.
    Der Dichter schwang sich auf die Kante des Schornsteins und ließ die Beine in den Schacht baumeln. Er drückte die Knie fest gegen das vom Alter zerfressene Mauerwerk und ließ sich langsam hinunter. Er kontrollierte seinen Abstieg mit Fußkanten, Händen, Ellbogen und Schultern und arbeitete sich achtsam in der nachtschwarze Finsternis voran.
    Ruß rieselte unter ihm in die Tiefe. Er hatte einen Kamin gewählt, der weit von dem Teil des Hauses entfernt lag, in dem Burton Licht gesehen hatte, aber wenn jemand an dem Raum unter ihm vorüberging, würde er das Flüstern des herabfallenden Staubs sicher hören und eintreten, um nachzusehen, was dort vor sich ging.
    Trotzdem kroch er weiter und lenkte sich mit dem Gedanken an die köstlichen Peitschenhiebe ab, die ihm Vincent Sneed noch vor wenigen Tagen verabreicht hatte. Was den Schmerz anging, war Algernon Swinburne ein Connaisseur. Unglücklicherweise war der Schmerz, der von seinen vielen Wunden ausging und ihm allmählich Schwierigkeiten bereitete, von ganz anderer Natur als der einer Rute oder eines Gürtels auf den Hintern. Er war nicht annähernd so angenehm!
    Swinburne hielt inne und ruhte sich aus, plötzlich ergriffen von einer unerwarteten Welle der Erschöpfung.
    Wie weit war es noch? Es gab keinen anderen Lichtschimmer außer der quadratischen Öffnung über ihm, aber er war sich sicher, dass der Boden nicht mehr weit sein konnte.
    »Na los!«, sprach er sich flüsternd Mut zu. »Das Treffen muss schon angefangen haben!«
    Tiefer, tiefer und tiefer in die Dunkelheit.
    Seine Füße trafen auf uraltes Holz, er rutschte aus und trat mit lautem Getöse gegen ein Metallgitter.
    »Verdammt!«, fluchte er tonlos.
    Er tastete um sich, fand eine Öffnung und kletterte hindurch. Mit dem Knöchel blieb er an einem Ständer mit Kaminbesteck hängen, der mit einem ohrenbetäubenden Krachen umfiel. Er zuckte zusammen, als der Lärm wie der Glockenschlag des Big Ben durch den dunklen Raum hallte.
    Vorsichtig ging er voran, die Hände auf der Suche nach Hindernissen nach vorne ausgestreckt. Er fand keine, bis er auf eineWand traf. Ihr folgte er, bis er an eine Tür kam, tastete nach dem Türknauf und drehte daran. Mit einem knarrenden Quietschen öffnete sich die Tür und gab den Blick

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