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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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das Ohr.
    Sie wiederholte die Bewegung.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Und sie begann zu kichern.
    Und hörte nicht mehr auf.
    Nicht bis zum Jahr 1849, als sie im Bedlam verstarb.
10. Oktober und 28. November 1837
    Genau wie Deborah Doodkind war Lizzie Frazer nicht, wo – oder wann – sie hätte sein sollen.
    Edward Oxford befand sich nahe der Stelle, an der er Mary Stevens am vorigen Tag aufgelauert hatte. Er kauerte hinter einer Mauer in der Cedar Mews, einer schmalen Gasse, die der Cedars Road entsprang, die ein kleines Stück weiter nördlich den Lavender Hill überquerte.
    Die Gasse lag auf dem Weg, den Lizzie Frazer jeden Tag entlangging, um nach getaner Arbeit in einem Kurzwarenladen nach Hause in die Taybridge Road zurückzukehren.
    Theoretisch jedenfalls kam sie jeden Abend um acht Uhr hier vorbei, aber heute war Dienstag, und Oxford hatte bereits siebenmal auf sie gewartet, ohne sie zu Gesicht zu bekommen.
    Sein Anzug sandte in regelmäßigen Abständen schwache elektronische Impulse durch seinen Körper.
    Von der Mauer aus konnte er die Leute sehen, die am Ende der Gasse vorübergingen. Ihre hochgeschlossene Kleidung und ihr affektiertes Gebaren waren nicht echt. Ihre Pferde und Kutschen waren Illusionen. Der Lärm der Stadt war ein unzusammenhängendes Murmeln, das unablässig an seinem Bewusstsein nagte. Er erinnerte sich vage daran, dass ihm London bei seiner Ankunft in der Vergangenheit erst seltsam still erschienen war. Wie falsch er gelegen hatte! Das ständige Summen in seinem Ohr ließ niemals nach! Ein Albtraum.
    Ein Albtraum.
    Ein Albtraum.
    Er schlug mit den Fäusten gegen seinen behelmten Kopf, verbrannte sich die Knöchel an den blauen Flammen, fühlte aber nichts.
    »Jeden Abend um acht Uhr, du dummes Stück!«, stöhnte er.
    Nein.
    Er konnte nicht mehr.
    »Finde sie!«, sagte er. Dann blickte er hoch in den bedeckten Himmel und schrie: »Finde sie!«
    Er schwang sich über die Mauer und rannte aus der Gasse auf die Hauptstraße.
    Frauen kreischten. Männer riefen.
    Oxford sprang seitlich auf eine fahrende Kutsche, die schwankte und zur Seite ausscherte. Der Kutscher stieß einen Schreckensschrei aus. Die Pferde wieherten und schossen davon, beinahe verlor der Stelzenmann den Halt.
    »Wo ist Lizzie?«, schrie er.
    »Jesus, Maria und Josef!«, keuchte der Kutscher.
    »Sag’s mir, du verdammter Clown! Wo ist Lizzie?«
    Die Pferde donnerten die Straße entlang, vor ihnen sprangen die Menschen schreiend zur Seite, die Kutsche schlingerte und schwankte bedenklich, ihre Räder ratterten laut über das Pflaster.
    »Runter! Runter da!«, schrie der entsetzte Kutscher.
    Oxford klammerte sich verzweifelt fest, eine seiner Stelzen schleifte über den Boden.
    Die Pferde schossen geradeaus auf einen kleinen Straßenmarkt, die Kutsche blieb an der Seite eines Obststandes hängen, der unter lautem Getöse zusammenbrach, dann rasten sie in einen Geflügelstand und brachten eine weitere Obstauslage zum Zusammensturz. Nahrungsmittel und Holzsplitter flogen durch die Luft.
    Schreie. Rufe. Die Trillerpfeife eines Polizisten.
    »Scheiße!«, fluchte Oxford und ließ das Gefährt los. Er schlug auf dem Boden auf, sprang fünf Meter in die Höhe, landete sicher auf der Erde und rannte los.
    Der Kutscher stieß einen Schrei des Entsetzens aus, brach aber plötzlich ab, als Pferde und Kutsche mit einem ohrenbetäubenden Krachen in das Schaufenster eines Eckladens rasten. Holz barst und Knochen brachen, doch die Geräusche gingen sofort im Lärm des splitternden Glases unter, als die Seite des Gebäudes absackte und das einstürzende Mauerwerk die völlig zerstörte Kutsche unter sich begrub.
    Oxford sprang durch die panische Menge und begann, hysterisch zu lachen, als Männer, Frauen und Kinder vor ihm flohen.
    »Verschwindet!«, rief er. »Ihr seid alle Geschichte! Geschichte! Haha, ha! Wo ist mein Vorfahr? Ich muss die Sache in Ordnung bringen! Sofort!«
    Er sprang über eine drei Meter hohe Mauer auf ein Stück brachliegendes Land, stolperte, fiel und überschlug sich.
    Auf dem Rücken liegend grub er die Finger in das Gras unter seinem Körper.
    »Wo zum Teufel bin ich?«, fragte er.
    Hinter der Mauer erklangen Schreie.
    Er setzte sich auf, wies die Kontrolleinheit an, machte zwei große Schritte und sprang in die Luft.
    Er landete wieder hinter der Mauer in der Mews Lane, am 28. November um viertel vor acht.
    Edward Oxford kauerte sich zusammen und weinte.
    Und wartete.
    Eine halbe Stunde später

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