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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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einmal erfüllt von träge herabfallenden Rußflocken.
    Swinburne betrank sich und stolperte dann ohne klares Ziel hinaus in die erdrückende Dunkelheit. Zweifellos würde man ihn später bewusstlos in einem Herrenclub oder Bordell wiederfinden. Über die letzten Wochen hinweg hatte sein Verhalten immer schlimmere Züge angenommen.
    ›Was dieser Junge braucht‹, dachte Burton, ›ist eine Aufgabe.‹
    Der königliche Agent hatte es geschafft, mit dem Inhaber des Hog In The Pound zu sprechen, bevor er aufgebrochen war. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass der frühere Eigentümer des Pubs – der Mann, der Edward Oxford angestellt und die Geburtsstunde der Wahren Libertins und der Aufrührer miterlebt hatte – Joseph Robinson hieß.
    »Er ist mittlerweile ein alter Herr«, hatte der Gastwirt erzählt. »Vor ein paar Jahren, 1856 war es, glaube ich, hatte er das tägliche Pendeln satt – er wohnt schon immer in Battersea, wissen Sie –, also hat er verkauft und führt jetzt ein Wirtshaus, zu dem er es nicht mehr so weit hat, ein netter kleiner Pub namens The Tremors.«
    »Das Zittern – seltsamer Name für einen Pub«, kommentierte Burton.
    »Aye, das stimmt. Wenn Sie jemals hinkommen, fragen Sie ihn danach, es ist die Geschichte wert!«
    Um sechs Uhr erreichte Burton seine Wohnung und war noch keine zehn Minuten zu Hause, als draußen eine laute Explosion erklang, gefolgt von einem Klingeln an der Haustür. Eine Minute später klopfte Mrs Angell an die Tür seines Arbeitszimmers und verkündete die Ankunft von Mr Montague Penniforth, »der eine Rußspur auf dem Teppich hinterlässt«.
    Es wurde deutlich dunkler im Zimmer, als sich der hünenhafte Kutscher bückte und durch den Türrahmen trat. Er trug einen wadenlangen roten Paletot, weiße Kniebundhosen, hohe Stiefel und einen Dreispitz; alles mit schwarzen Flocken gesprenkelt.
    »Tschuldigung, gute Frau«, sagte er. »Is’ meine Schuld. Hab vergessen, mir die Füße abzustreifen. Bin was abgelenkt, wissen Se, aus dem Grund, weil mir doch grad’ die Kurbelwelle gebrochen und mal eben gut zehn Meter inne Luft geflogen is’, bevor se in drei Stücken wieder runtergegeregnet kam.«
    Achselzuckend wandte er sich an Burton, der am großen Schreibtisch saß. »Tut mir leid, Captain, aber ich glaub’, ich fahr Se heut’ nirgendwo hin, bis ich das Drecksding nich’ ersetzt hab. Verzeihen Se mir den Ausdruck, Madam!«
    Mrs Angell rümpfte die Nase, murmelte: »Ich würde mich ja gar nicht so aufregen, wenn es wenigstens normalgroße Füße wären!«, und schwebte mit abschätziger Miene aus dem Raum.
    Burton stand auf und schüttelte seinem Besucher die Hand.
    »Hängen Sie Ihren Hut und Mantel auf, Monty. Ein Brandy?«
    »Da hab ich nix gegen, Sir.«
    Burton goss großzügig ein, reichte Penniforth ein Glas, als sich dieser aus seiner Oberbekleidung geschält hatte, und deutete auf einen der Sessel am Kamin.
    Die Männer saßen sich gegenüber, und der Kutscher gab ein zufriedenes Seufzen von sich.
    »Potz Blitz«, sagte er. »Sitz’ hier und trink’ Brandy im Haus von ’nem feinen Pinkel, wer hätte das gedacht?«
    »Ein feiner Pinkel, Monty?«
    »Tschuldigung, Sir!«
    Burton lächelte trocken. »Ich habe mich gar nicht richtig vorgestellt, oder?«
    »Müssen Se auch nich’, Sir. Ich les’ doch Zeitung. Sie sind Sir Richard Burton, der Afrika-Fritze. Ein richtiger Livingstone sind Se!«
    »Autsch!« Burton zuckte zusammen.
    Penniforth sah ihn verwirrt an.
    »Das ist kein Vergleich, den ich besonders schätze«, erklärte der Entdecker.
    »Ah. ’n Rivale?«
    »Nur unterschiedliche Vorstellungen. Der Brandy schmeckt Ihnen, wie ich sehe! Noch einen?«
    Der Kutscher blickte erstaunt auf sein leeres Glas.
    »Würd’ nich’ nein sagen, wenn’s nich’ unhöflich is’, Sir. Hab gar nich’ bemerkt, wie der hier verschwunden is’!«
    Burton reichte ihm die Karaffe.
    »Hier, bedienen Sie sich. Verraten Sie mir, Monty, wie gut kennen Sie das East End?«
    Der große Mann sah überrascht auf – und vergaß, die Flasche wieder geradezurichten, bis sein Glas fast bis zum Rand gefüllt war.
    »Uff!«, keuchte er. »Der Kessel! Ich für meinen Teil komm’ schon klar, aber ich würd’s keinem empfehlen, der nich’ was lebensmüde is’. Ich wohn’ in Cheapside, da kann man von Whitechapel rüberspucken. Also, klar kenn’ ich das East End. Ich kenn’ ganz London. Is’ mein Job.«
    »Haben Sie schon mal etwas von Wölfen in dieser Gegend

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