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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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gehört?«
    Penniforths breites Gesicht – ehrlich, glattrasiert, wettergegerbt und umrahmt von braunen Locken – wurde einen Ton blasser.
    »Aye, irgend sowas hab ich gehört. ’s heißt, sie sind mehr Mann als Wolf, Bestien, die in den letzten Wochen rausgekommen sind, wenn’s dunkel wurde. Sie ham jetz’ aber hoffentlich nich’ vor, mich zu fragen, ob ich mit Ihnen jagen geh’, oder?«
    »Doch, genau das.«
    Montague Penniforth kippte sein übervolles Glas Brandy in einem Zug hinunter.
    »Verdammte Hölle«, keuchte er.
    »Sie können selbstverständlich ablehnen«, sagte Burton. »Ich weiß, der Kessel ist auch ohne herumlaufende Bestien gefährlich, aber so oder so, ich habe vor, ihn heute Nacht aufzusuchen. Ich hatte gehofft, Sie würden mich begleiten, schließlich kennen Sie sich aus. Ich werde Sie gut bezahlen.«
    Penniforth hob die Hand und kratzte sich durch die dichten Locken hindurch am Kopf.
    »Die Sache is’ die, Sir, Sie als Pinkel und so – tschuldigung –, Sie sind doch Beute für jeden Halunken, der Se sieht. Und im East End is’ jeder Scheißkerl, der Se sieht, ein Halunke!«
    Burton stand auf.
    »Warten Sie hier. Trinken Sie den Brandy aus, wenn Sie möchten. Ich bin in etwa fünfzehn Minuten wieder zurück.«
    Er ging hinüber in sein Arbeitszimmer und verschwand durch eine Tür.
    Penniforth füllte sein Glas auf und sah sich um. So einen Raum hatte er noch nie gesehen. Er war vollgestopft mit Büchern und Waffen und Bildern und Karten und Dingen, deren Namen er nicht einmal kannte. Er stand auf und ging herum, betrachtete die alten Steinschlossgewehre, die modernen Pistolen, die geschwungenen Messer und die vielen verschiedenen Schwerter – die gefielen ihm am besten.
    Oft hat der Kutscher vor seiner Frau gestanden und gerufen: »Wie die da oben leben!«, aber dieser Mann, Burton, schien gar nicht nach ›da oben‹ zu gehören – er war einzigartig. Benahm sich wie ein Gentleman, hatte aber das Gesicht eines Schlägers. Er gehörte zur Oberschicht, sprach aber mit dem Kutscher, als sei er seinesgleichen. Er war berühmt, hatte aber keinerlei Allüren. Eigenartig.
    Die Tür zum Flur öffnete sich, und ein derb aussehender Alter mit langem weißem Bart trat ein, ein ehemaliger Seemann, seinem breitbeinigen Gang nach zu urteilen.
    »Hallo, Väterchen!«, begrüßte ihn Penniforth. »Suchste nach dem Hausherren?«
    »Aye,«, krächzte der Neuankömmling und blinzelte unter seinen wuchernden Augenbrauen. »Der Hund schuldet mir noch dreisechzig, und ich kann nich’ länger warten!«
    »Oha, tut er das, ja?«
    »Aye. Wo isse, die Ratte?«
    Penniforth stellte sein Glas ab und richtete sich auf.
    »Jetz’ hüten Se aber mal lieber Ihre Zunge, Mister!«
    »Meine Zunge, was?«, keuchte der alte Mann. »Was willst’n dagegen machen, hä?«
    »Erst mal, Kumpel«, knurrte Penniforth, »pack’ ich dich am Kragen von deinem vermoderten Mantel da und an deinem schäbigen Hosenboden, und dann werf’ ich dich hier raus, mit’m Kopf voran zurück in die Gosse, das kannste glauben!«
    »Oh, machste das, hä?«
    »Ja, verdammich, das mach’ ich!«
    Der Alte ließ ein bellendes Lachen hören und wurde plötzlich viel größer und ein gutes Stück breiter.
    »Dafür soll es keinen Grund geben, mein guter Freund«, ertönte Sir Richard Francis Burtons Stimme.
    Montague Penniforth taumelte zurück.
    »Heilige Mutter!«, rief er. »Das ist dieses afrikanische Ju-ju!«
    »Nein, Monty, es ist eine weiße Perücke, Puder im Bart, ein bisschen Theaterschminke, um die Narben abzudecken, ein paar alte Kleider und ein bisschen Schauspielerei«, sagte der alte Mann, der plötzlich gar nicht mehr so alt wirkte.
    »Beim Allmächtigen! Sie ham mich ganz schön reingelegt! Sie sind ja ein verdammter Künstler, Sir!«
    »Sie denken also, damit komme ich im Kessel durch?«
    »Zur Hölle, ja, so guckt Se keiner zweimal an!«
    »Hervorragend! Dann fehlt uns noch die Bewaffnung und wir können aufbrechen, wenn Sie einverstanden sind.«
    »Auf los geht’s los, Sir!«
    Burton ging hinüber zur Kommode, die zwischen den beiden Fenstern an der Wand stand, zog eine Schublade auf und zwei moderne Revolver hervor. Eine der sechsschüssigen Waffen reichte er dem großgewachsenen Kutscher.
    »Die ist geladen, also passen Sie auf. Und Monty, wir benutzen sie nur als allerletzten Ausweg, haben Sie das verstanden?«
    »Jawoll, Sir.«
    »Wenn Sie die Waffe ziehen müssen, passen Sie auf, wohin Sie zielen und drücken Sie

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